Samstag, 31. Januar 2009

Tätige Liebe

"Was Kinder brauchen" ...

unter diesem Titel hielt Frau Barbara Brunnenkant aus Mannheim in Braunschweig einen Vortrag.
In diesem sprach sie davon, dass Kinder natürlich auch die Liebe ihrer Eltern brauchen.

Sie unterschied dabei zwei Formen der Liebe: die seelische Liebe und die tätige Liebe.

Fast alle Eltern sprechen davon, dass sie ihre Kinder lieben; sie meinen damit die seelische Liebe.

Viele Eltern äußern andererseits z.B.: "Ach, was bin ich froh, dass die Kinder jetzt älter sind und ich nicht mehr diese oder jene Mühe habe.."
Die tätige Liebe zeigt sich darin, dass man alle Tätigkeiten liebt, die das geliebte Kind einem abverlangt, ob sie nun mühevoll sind oder nicht.

Die seelische Liebe bewegt sich in einem nebulösen Bereich, man kann sie leicht empfinden, vielleicht auch erträumen.
Die tätige Liebe ist reine Lebenspraxis. An ihr muss sich die seelische Liebe messen lassen, bewähren.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Salz des Lebens

Unter diesem Titel findet sich in der Welt ein bemerkenswerter Bericht. Der Umgang mit Salz fällt den Menschen heute, da es im Überfluss vorhanden ist, nicht leicht. Es gibt die Tendenz, zu viel zu salzen oder zu wenig. Gerade ernährungsbewusste Eltern neigen heute dazu, Speisen für ihre Kinder zu wenig zu salzen. Dabei hat das Salz für die Entwicklung der Bewusstseinskräfte sogar eine wichtige Bedeutung.

Gandhi als Träger eines modernen Bewusstseinselementes in Indien, machte ja auch gerade die Salzfrage zu einem Politikum.

Rudolf Steiner in einem Vortrag zur Kindererziehung:

"Und da handelt es sich darum, dass man ... in der Tat sich klarzumachen hat, dass zum Beispiel auf das Nerven-Sinnessystem in günstiger Weise gewirkt werden kann, wenn man gerade die richtige Kochsalzmenge den Speisen beizubringen weiß, die die Kinder zu genießen haben. So dass also, wenn man bemerkt, ein Kind ist gewissermaßen leicht dazu geneigt, unaufmerksam zu sein, flüchtig hinwegzugehen über dasjenige, was man als Lehrer entwickelt vor dem Kinde - das Kind ist, man könnte auch sagen, zu sehr ein Sanguiniker oder ein Phlegmatiker -, dann wird man auf irgendeine Weise es bewirken müssen, dass das Kind die Bildekräfte angeregt bekommt, die es befähigen, stärker aufmerksam zu sein auf die Außenwelt, und das geschieht durch Beibringung des Salzigen."
GA 300 b, S 258

Bei allen Fragen der Ernährung, muss man immer wieder betonen, dass ein gesund entwickelter Geschmackssinn der beste Ratgeber ist. Der Kopf kann dabei weniger die Richtung weisen. Er kennt nur die Gedanken über die Ernährung. Der Geschmackssinn aber ist der Bote des Organismus, er weiß über die Wirkungen im individuellen Körper Bescheid und gibt die besten Ratschläge.


DIE WELT - WELT ONLINE

Salz des Lebens

Von Oliver Stenzel 23. Januar 2009, 02:52 Uhr


Der Konsum von Kochsalz ist lebensnotwendig - Auf den Blutdruck wirkt er sich deutlich weniger aus als bislang gedacht


Hohenheim/Dresden

- Ein häufiger Satz zum Frühstücksei: "Salz nicht so viel!" Lange Zeit hieß es, Kochsalz treibe den Blutdruck in die Höhe. Mittlerweile sehen manche Forscher dies skeptisch. Kein Zweifel besteht aber darin: Ohne Salz würde der Wasser- und Nährstoffhaushalt des Körpers nicht funktionieren.

..Salzmangel mache sich etwa durch Müdigkeit, Schwindel und Verwirrung bis hin zu Desorientiertheit bemerkbar. Ein akuter Mangel kann sogar zu einem Kreislaufkollaps führen ...

In Deutschland nimmt ein Mann im Schnitt 8,78 Gramm Salz pro Tag zu sich und eine Frau 6,33 Gramm, ergab die Nationale Verzehrsstudie II des Max-Rubner-Instituts (MRI). ...

"Sehr salzreich sind auch Fertigprodukte, vor allem Konserven", sagt Walter Zidek, Direktor der Klinik für Nephrologie an der Berliner Charité.

Bleibt die Frage, wie viel Salz nun gesund ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn nennt sechs Gramm pro Tag für Jugendliche und Erwachsene als Richtwert. Als Obergrenze definiert sind zehn Gramm. "Ab dieser Menge muss man in Einzelfällen damit rechnen, dass es negative gesundheitliche Folgen hat", sagt Antje Gahl von der DGE. Diese Formulierung spiegelt auch wider, dass der Salzkonsum mittlerweile nicht mehr generell als Ursache für Bluthochdruck (Hypertonie) gesehen wird. "Es gibt bis heute keine verlässliche Studie, die nachweist, dass der durchschnittliche Salzverzehr in der gesunden Bevölkerung der Entwicklung eines Bluthochdrucks Vorschub leistet", sagt Resch. Bluthochdruck könne viele Ursachen haben. "Und es gibt viele Möglichkeiten, ihn zu verringern."

Kochsalzreduzierung sei dabei eine der am wenigsten wirksamen. Schon bei einer Gewichtsabnahme von vier bis fünf Kilo sei der Effekt auf den Blutdruck doppelt bis dreimal so groß wie bei allem, was durch Salzreduktion erreichbar sei. ...

Einheitlich sind die Empfehlungen zum Salzkonsum nicht. Während Zidek sagt, dass eine salzreduzierte Ernährung niemandem schade, rät Resch von streng kochsalzarmer Kost ab. "Solange jemand gesund ist und einen einigermaßen normalen Blutdruck hat, muss er sich um den Salzkonsum keine Gedanken machen", sagt Resch. Auf der sicheren Seite scheint man bei einer Ernährung mit vielen frischen Zutaten und wenig Fertigprodukten zu sein - auch wenn man dabei nicht besonders auf das Salz achtet. "Bei einer solchen Ernährung sinkt der Salzkonsum automatisch", sagt Zidek. Darüber hinaus enthalten frisches Obst und Gemüse vermutlich Antioxidantien, die blutdrucksenkend wirken.

Samstag, 24. Januar 2009

Aus Briefen an einen Klassenlehrer

Rätselnd steht man immer vor dem menschlichen Phänomen, dass die Mehrheit einer Gesellschaft „Unmenschlichkeit“ in vielen Bereichen ihres eigenen alltäglichen Lebens schlicht und einfach hinnimmt. Es soll keine Kritik an irgendeinem Schulwesen oder den dafür Verantwortlichen geübt werden, aber die Signale, die uns immer wieder viele Kinder senden, sind doch mehr oder weniger eindeutig. Ist es die eigene Schuld dieser Kinder oder deren Eltern, dass sie untergehen im System. Sind sie selbst wirklich krank und müssen behandelt werden?

Wie kann es sein, dass hier nicht in großem Umfang die Menschen auf die Barrikaden gehen und eine Wende herbeiführen? Menschlichkeit muss doch als Wert immer gelten; sie ist doch der einzig mögliche Maßstab für all unser Tun. Man kann sie doch nicht nur für Kinder in der 3.Welt oder für die Tiere fordern. Wir brauchen sie doch täglich für unsere Kinder. Was treibt uns dazu das alles einfach hinzunehmen?


Briefe von unglücklichen Eltern und Kindern der öffentlichen Regelschule:

Hier zunächst aus einer ärztlichen Bescheinigung:

„Es bestehen große Schulprobleme...Gleichzeitig beschrieb der Junge psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen und Angstgefühle ...Er ist ein organisch gesundes, hochbegabtes Kind....Der Auffälligkeiten wegen in den Bereichen Prüfungsängste, Alltagsängste, Schulunlust sowie der manifesten depressiven Grundstimmung habe ich die Konsultation eines Kinderpsychiaters empfohlen...“


„seelisch angeschlagen, großer Druck von außen durch Schule und Klassenkameraden...“

„Körperliche und seelische Belastung durch die Schule...“
Weiterlesen:




„Stressbedingtes häufiges Kranksein....will immer gut sein, alles gut machen und macht sich einen viel zu großen Druck bei den immer häufiger werdenden Arbeiten, Tests, er kann dann nicht schlafen. Geht mit Bauchschmerzen in die Schule, er wird daraufhin krank, reagiert mit Asthma. Hat immer weniger Lust zur Schule zu gehen. Wenn wir jetzt schon beobachten, was der Stress auslöst, denken wir mit großen Sorgen an die weiterführenden Schulen, wo es ja bekanntlich noch viel auszehrender wird!!

„..zu großer Druck auf die Kinder, offensichtliches Desinteresse der Lehrer ..“

„ er (ist) dem Leistungsdruck in seiner Schule kaum mehr gewachsen. Durch das schlechte Lernklima in seiner Klasse tritt (er) immer lustloser seinen Gang in die Schule an, so dass er nur mit viel Überredungskünsten und Tränen zur Schule geht.

Sonntag, 18. Januar 2009

"Wenn die Abweichung von der Norm zur Störung wird" (ADHS)

Zum Problem der "übermäßig unruhigen Kinder" gäbe es viel aus pädagogischer Sicht zu sagen. Zunächst einmal ein erster Gesichtspunkt:

Dass man das Verhalten von Kindern medikamentös steuert, gehört zu den einschneidensten Neuerungen in Pädagogik und Medizin in den letzten Jahrzehnten.

Die Verabreichung von Medikamenten in diesem Zusammenhang ist ein schwerwiegender Eingriff in das Wesen eines Kindes.
Man kann schwerlich direkt verstehen oder erklären, was durch diese chemischen Substanzen (z.B. Ritalin) in den Kindern geschieht. Deshalb möchte ich versuchen, es mit einem Vergleich darzustellen:



Der Bauer stellt fest, dass auf seinem Felde übermäßig viel Unkraut wächst. Er weiß sich nicht zu helfen. Nun wird ihm nicht von den Fachleuten geraten, dass er eine Hacke nehmen und sich gefälligst an die Arbeit machen solle, um das Unkraut zu beseitigen. Nein, man sagt zu ihm, er müsse ein Dach über das Feld bauen, damit es möglichst dunkel wird und er würde schon bald feststellen, dass kein Unkraut mehr wächst.
Die Fachleute hatten recht, es wuchs bald kein Unkraut mehr. Aber auch kein Weizen.


Da es sich bei dem Verhalten von Kindern in Wahrheit um seelisch-geistige Vorgänge handelt, bemerkt man leider die Folgen der Verabreichung dieser chemischen Substanzen nicht. Man merkt nicht, dass man die im Menschen-Inneren strahlende Sonne der Ich-Kraft gleichzeitig mit auslöscht und dem Kind für die Zeit der Verabreichung alle wirklichen, Ich-haften Entwicklungsmöglichkeiten nimmt.

Aber dieser Gesichtspunkt entzieht sich dem Verständnishorizont heutiger Wissenschaft. In Wahrheit muss Erziehung und Unterricht das Ich des Kindes erreichen, es wecken, stärken und ernähren. Dann beginnt dieses Ich aktiv zu werden und kann selbst - wenn auch auf einer Ebene, die sich dem Bewusstsein zunächst entzieht - eingreifen in die Psyche, die Seele, den Leib und kann die Maßnahmen ergreifen, die ein Mensch für die Gestaltung eines vernünftigen Lebensweges braucht.



Wenn die Abweichung von der Norm zur Störung wird

- WELT ONLINE

Von Wieland Freund 18. Dezember 2008, 01:52 Uhr
Nach dem Tod eines 16-Jährigen stellt sich die Frage: Wird mit AD(H)S eine Krankheit konstruiert?
Skandal oder kein Skandal? .... ein 16-Jähriger aber hat sich im Dezember 2005 tatsächlich umgebracht. Er war nach "Frontal"-Recherchen wegen psychischer Erkrankungen mit Strattera behandelt worden - die Suizidalität dieses Medikaments ist seit Jahren bekannt. Ist das ein Medienskandal? Ein Fall von öffentlich-rechtlichem Alarmismus?
Der GEK-Arzneimittelreport spricht dagegen. Ihm zufolge wird in der Gruppe der Elf- bis 14-Jährigen mittlerweile mehr Geld für ADHS-Medikamente als für Erkältungsmittel ausgegeben. 400 000 Mal sei die Diagnose ADHS in Deutschland bisher gestellt worden, heißt es. Eine andere Quelle besagt, etwa jedes 20. Kind sei betroffen. Sind Aufmerksamkeitsdefizite (AD) und Hyperaktivität (das H in ADHS) die Reaktion der Kinder auf eine überreizte, hyperaktive Welt und damit eine Zivilisationsstörung? Oder ist ADHS womöglich ein gesellschaftlicher Virus - von der Informationsgesellschaft übertragen wie die Schlafkrankheit von der Tsetsefliege? Wohlgemerkt: Das "Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne Hyperaktivität" wird nicht im Labor, sondern durch Fragebögen diagnostiziert, die für ein und dasselbe Kind - je nachdem, wer die Bögen ausgefüllt hat, Eltern, Lehrer oder Erzieher - zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen können. ADS beginnt somit da, wo die Abweichung von einer Verhaltensnorm groß genug scheint, um als Verhaltensstörung gelten zu können. Die Norm selbst allerdings ist, anders als ein Blutwert, nicht absolut, sondern eben relativ - das Ergebnis einer gesellschaftlichen Setzung. Wenn aber jedes 20. Kind als verhaltensauffällig oder verhaltensgestört gilt, liegt dann nicht der Verdacht nahe, dass nicht oder nicht allein die Kinder sich verändert haben, sondern vor allem die Norm eine andere ist?
Die Mainzer Sonderpädagogin Claudia Roggensack spricht in ihrem Buch "Mythos ADHS" von der "Konstruktion einer Krankheit". In einer Zeit "relativ hoher gesellschaftlicher Toleranz von Medikamenten als einfachsten Mitteln zur Problemlösung" scheine es naheliegend, schreibt sie, "eine vermeintliche Abweichung von gesellschaftlich erwünschten Normen auf unproblematische Weise zu regulieren." Das allerdings setze voraus, dass die Abweichung den Status einer Krankheit erhalte. "Denn erst das Vorhandensein einer klar diagnostizierbaren Krankheit erlaubt die Behandlung mit entsprechend medikamentösen Mitteln. Ist aber erst einmal abweichendes Verhalten generell zur Krankheit stilisiert worden, so wird man unschwer aller Orten auf diese Krankheit stoßen." Dem "Deutschen Ärzteblatt" zufolge stieg der Verbrauch von Methylphenidat - besser bekannt als das Psychopharmakon Ritalin - allein zwischen 1993 und 2001 von 34 auf 639 Kilo.
Wie viele der zu einem solchen Mengenverbrauch nötigen Rezepte aber sprechen die Sprache jener "anderen Art des Wahnsinns", die der Philosoph Michel Foucault beschrieben hat - "dieser anderen Art, in der die Menschen miteinander in der Haltung überlegener Vernunft verkehren, die ihren Nachbarn einsperrt, und in der sie an der gandenlosen Sprache des Nicht-Wahnsinns einander erkennen"?
Selbst die "Süddeutsche Zeitung", eigentlich doch einem Medienskandal auf der Spur, gesteht ein, dass die Hälfte der fast 400 000 ADS-Diagnosen in Deutschland nicht belegt ist. Das macht 200 000 auf Verdacht diagnostizierte, zum Teil schwer medikamentierte Kinder und Jugendliche. Ist das Doping für die Bildungsrepublik? Wird "Ritalin oder nicht?" zur elterlichen Gewissensfrage - so wie die auf Spielplätzen vorgetragene irrwitzige Dichotomie der Erziehungsziele "Charakter" oder "Karriere"?
Der Mentalitätswandel scheint radikal. Nach 1945 machte eine gewisse Pippi Langstrumpf Karriere, eine, wie Astrid Lindgren, schreibt, "umtriebige Natur", die weder rechnen will noch rechtschreiben kann, "Plutimikation" sagt und "WAS IR WOLT" meint. Die Ur-Pippi war aus dem Geist des experimentellen Nonsens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren und wurde mit der Kulturrevolution der Sechziger- und Siebzigerjahre zur Ur-Figur kindlicher Freiheit. Heute bekäme eine reale Pippi wohl Ritalin verschrieben - so wie auch Tom Sawyer, Winnie Puhs quirliger Freund Tigger und der berühmte Zappelphilipp aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpter".
Hoffmann übrigens, zu Zeiten der antiautoritären Bewegung verschrien, war Nervenarzt. Dennoch traute er den Kindern die Fähigkeit zur Einsicht und den Eltern den Willen zur Erziehung zu. "Seht, ihr lieben Kinder, seht, / Wie's dem Philipp weiter geht", heißt es im "Struwwelpeter". Vor einer Generation galt dergleichen noch als Raubein-Pädagogik. Heute müsste Hoffmann beinahe als Kümmerer und Erziehungsoptimist gelten, der statt des Pillendöschens den Zeigefinger schwingt.
Keine Frage: Die Nöte von Kindern und Eltern sind real. Nagende Unsicherheit, zerbrochene Familienstrukturen, enge Räume, schnelle Wechsel, grelle Reize und eine in ihrer Komplexität kaum noch überschaubare Gesellschaft machen ihnen schwer zu schaffen.
Sonderpädagogin Claudia Roggensack spricht in diesem Zusammenhang von einer "großen Erziehungsunsicherheit" der Eltern, zu der die antiautoritäre Bewegung auch noch beigetragen haben mag. Und dennoch: Nicht die vielleicht zweifelhafte Recherche eines Fernsehmagazins, sondern 400 000 ADS-Diagnosen sind der Skandal. Denn ADS wird nicht wie die Schlafkrankheit übertragen, sondern eher wie die "weibliche Hysterie" in den Anfängen der Frauenbewegung.

Sonntag, 11. Januar 2009

Computer-Kinder

In einem englischen Artikel werden die ersten Veränderungen, die man an der heranwachsenden Generation beobachtet, die teilweise schon mit dem Computer aufgewachsen ist, beschrieben. Wie so häufig in der Weltgeschichte haben viele Dinge eben zwei Seiten, nicht nur die eine, die negative:

Aus: The Economist (Großbritannien),
02.01.2009

In einem sehr interessanten Artikel geht es um die "Generation Net" und nicht zuletzt darum, welche Schwierigkeiten die älteren Chefs mit der nachdrängenden Netz-Generation haben: "Die Netz-Generation ist mit Computern aufgewachsen; die 'Generation Net'ler sind voller Selbstvertrauen; und sie finden nichts dabei, hergebrachtes Wissen in Frage zu stellen und eigene Lösungen zu suchen; sie begreifen Arbeit eher als einen Weg zu persönlicher Erfüllung denn nur zum Broterwerb. Das macht den Umgang mit ihnen nicht immer einfach. Chefs beschweren sich, dass die Angehörigen dieser Generation als Kinder immerzu umhegt und gelobt worden sind und jetzt viel öfter Feedback verlangen und die ganz genauen Bedingungen zum beruflichen Aufstieg kennen wollen (ungefähr so wie beim Vorankommen in Computerspielen)."

Quelle:http://www.perlentaucher.de/magazinrundschau/2009-01-06.html

Samstag, 10. Januar 2009

Formales, statt Lebendiges

Waldorfpädagogik sei Ausdruck des absolut Menschlichen. Sie sei ein lebendiges Geschehen, das zwischen Menschen webe, zwischen Kindern und Lehrern.
Alles, was sich dazwischen stellt, was diesen Lebensstrom hemmen will, was diesem Maßstab nicht gerecht wird, versuche man mit heftigster Kraft auszumerzen.
Wo es gilt, eine äußere Form oder Regelung zu erfüllen, stellt sich die ernste Frage, ob man dabei noch dem Kind und auch der Sache wirklich gerecht wird.

Sogar manche gut gemeinte Regeln einer Schulordnung neigen im Leben zu Erstarrung.

Mit jeder neuen Schülergeneration verschärft sich die Frage, wie weit jungen Menschen mit ihren weit fortgeschrittenen Bewusstseinskräften starre, traditionelle Regelungen noch zu vermitteln sind. Man mag sich noch einige Zeit auf Gesetze oder Rechte, Vorschriften usw.berufen, aber innerlich errötet die Seele, aus Scham über viele lebensfremde Vorgänge.

Heftigsten Schmerz wird man verspüren, wenn etwas auftaucht, was nicht in Wahrheit dem Kind und seiner Entwicklung dient, was nicht der Liebe zum Kinde entsprossen ist.

Verdrängung

Kürzlich fand ein pädagogisches Gespräch zwischen Lehrer und Eltern statt. Es ging um die Sorge um ein Kind, das nach den Gesichtspunkten der Regelschule, sicher schon mindestens einmal das Klassenziel nicht erreicht hätte.

Das Kind geht trotz vieler Misserfolge gerne zur Schule, läuft fröhlich durch die Welt und meint von sich, dass es im Grunde doch alles könne.
Im Gespräch stellte man fest, dass das Kind ein Meister der Verdrängung sei. Es habe richtiggehend Techniken entwickelt, um Arbeit zu vermeiden. Die Lernrückstände würden so immer größer. Seine Einstellung sei ein Schutz und bewahre ihm so noch immer eine recht glückliche Kindheit.

Die Haltung der Erwachsenen bei diesem Gespräch erschien souverän und gefasst. Man hatte die Sache analysiert und blickte auf das Kind, als hätte es ein besonderes Problem, das man nicht befürworten könne und wo man Abhilfe schaffen müsse.


Auf der Heimfahrt nach diesem Gespräch blickte der Schreiber dieser Zeilen auf das Gespräch zurück und begann immer nachdenklicher zu werden. Zeigte sich an dem Kind nicht eine Angelegenheit, in der wir alle schon Lebensmeister geworden waren: Verdrängung. Wer blickt denn den Aufgaben, die ihm das Leben, der Beruf, die Familie usw. in Wirklichkeit stellt, wachen Sinnes ins Auge? Haben wir nicht auch Wege entwickelt, relativ glücklich zu leben, ohne dass wir viele Dinge anpacken würden, die wir längst hätten bewältigen müssen? Haben wir mit dem Jahreswechsel, das Klassenziel des letzten Jahres erreicht, oder sind wir in Wirklichkeit doch nicht viel weiter, als wir es ein Jahr zuvor waren ?

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Das Kind, bzw. das Gespräch hatte mich wieder einmal tüchtig belehrt!