Mittwoch, 12. März 2008

Blau









Heidi Schellwanich

Humorvolles oder auch nicht

Das Klassenorchester....

... steht kurz vor dem Auftritt auf der Schulfeier. In wenigen Minuten soll es auf die Bühne gehen. Die Musiklehrerin will die Lieder noch einmal kurz anspielen, damit die Kinder sicher sind. Diese sind ziemlich aufgeregt und dementsprechend unruhig und unkonzentriert. Dreißig Instrumente müssen ausgepackt, vorbereitet, gestimmt werden. Notenständer fehlen, Notenblätter wurden vergessen. Eine unglaubliche Arbeit für den Lehrer. Es dauert und dauert, bis alle Kinder alles haben. Jetzt ist alles bereit! Irgendwann ist endlich, endlich auch das letzte Kind leise. Alles schaut auf die Dirigentin, die die Arme zum Zeichen des Einsatzes hebt. Da meldet sich ein Schüler: Welches Lied spielen wir eigentlich? Ich glaube, mir fehlt noch das richtige Notenblatt! .... und alles beginnt von vorne... die aufgeregte Hühnerschar gackert wieder los ...

Autorität -

Darf man in der Waldorfpädagogik sich heute noch mit dem Thema "Autorität" beschäftigen?
Wenn ja, dann kann man als Grundlage dafür einige Hinweise Rudolf Steiners studieren:


Kein Unterricht verläuft im richtigen Fahrwasser, der nicht beglei­tet ist von einer gewissen Pietät gegen die vorangehende Generation. So gefühls‑ und empfindungsmäßig diese Nuance bleiben muss, so muss sie doch mit allen Mitteln bei den Kindern kultiviert werden: dass das Kind mit Achtung, mit Respekt hinschaut auf das, was die älteren Generationen schon erreicht haben und was es auch durch die Schule erreichen soll. Dieses Hinschauen auf die Kultur der Umwelt mit einer gewissen Achtung, das muss in dem Kinde gleich von Anfang an erregt werden, so dass ‑ es wirklich –in denjenigen Menschen, die schon älter geworden sind, gewissermaßen etwas höhere Wesen sieht. Ohne die Erweckung dieses Gefühls kommt man im Unterricht und in der Erziehung nicht vorwärts. Man kommt aber auch nicht vorwärts, wenn man nicht dasjenige ins Bewusstsein der Seele heraufhebt, was nun eigentlich werden soll. Daher stelle man weiterhin mit dem Kinde folgende Betrachtungen an, ganz ohne Bedenken dagegen, dass man etwa damit schon über den Horizont des Kindes hinausgeht. Das macht nämlich nichts, wenn man vieles zu dem Kinde sagt, was es erst später begreifen wird. Der Grundsatz, dass man an das Kind nur heranbringen solle, was es schon begreift, worüber es sich schon ein Urteil bilden kann, das ist der Grundsatz, der so vieles in unserer Kultur ruiniert hat. ‑ Ein sehr bekannter Erzieher einer noch viel bekannteren Persönlichkeit der Gegenwart hat sich einmal gerühmt, diese Persönlichkeit nach dem folgenden Grundsatze erzogen zu haben. Der Mann sagte: Diesen Jungen habe ich gut erzogen, denn ich habe ihn gezwungen, sich sofort über alles ein Urteil zu bilden. ‑ Nun, mit diesem Grundsatz, sich über alles sofort ein Urteil zu bilden, sind heute sehr viele Leute einverstanden, und es ist nicht merkwürdig, dass man von einem sehr bekannten Pädagogen einer noch viel bekannteren Persönlichkeit hervorgehoben findet, dass......

Mehr zu diesem Thema, wenn Sie auf folgenden Link klicken:
FORTSETZUNG::::

Waldorfschule ohne Rudolf Steiner?

Immer wieder liest man in öffentlichen Publikationen, die sich mit der Waldorfschule beschäftigen, inzwischen einerseits viel Positives, was die Unterrichtspraxis und die Entwicklung der Schülerpersönlichkeiten in unseren Schulen angeht.

Negative Äußerungen richten sich im gleichen Kontext oftmals gegen die Verbindung der Waldorfpädagogik oder deren Lehrer mit Rudolf Steiner und der Anthroposophie. Neuerdings auch gegen das Studium geisteswissenschaftlicher Inhalte an den Lehrerausbildungsstätten. Manchmal klingt es so, als stünde der Waldorfpädagogik für ihre allgemeine, öffentliche Anerkennung nur noch Rudolf Steiner im Wege. Würfe sie diesen „alten, überholten Ballast“ ab, dann wäre sie eine wirklich akzeptable, zeitgemäße Erziehungspraxis. Man bemüht sich dann auch, aus dem mehrere zehntausend Seiten umfassenden Gesamtwerk Rudolf Steiners gebetsmühlenartig einige Absätze herauszugreifen, die heute, fast hundert Jahre später in einem ganz anderen Bewusstseinsumfeld verständlicherweise auf heftige Ablehnung stoßen. -Vergleichsweise findet man kaum Autoren, die die evangelische Kirche von heute kritisieren oder deshalb ablehnen, weil sich bei Martin Luther Äußerungen finden, die für das heutige Bewusstsein ungeheuerlich klingen. - Doch durch die entsprechenden Zitate aus dem Werk Rudolf Steiners will man dessen Gesamtleistung und Persönlichkeit in negativer Weise charakterisieren und deutlich machen, dass Rudolf Steiner für die Waldorfschulen heute eher schädlich sei.

Die Waldorfpädagogik hat sich in den fast 80 Jahren ihres Bestehens ständig weiter entwickelt und entfaltet. Es wurden pädagogische Inhalte und Methoden ausgearbeitet, die praktisch von jedem angewandt werden können, unabhängig von seiner persönlichen Ausbildung oder vom Rahmen des jeweiligen Schulsystems.

Von außen betrachtet, braucht man für die Durchführung von Waldorfpädagogik weder Steiner noch die Anthroposophie, auch kein gründliches Studium der Menschenkunde, die als Studiengrundlage die Pädagogik aus der Anthroposophie hervorgehen lässt.

Der so praktizierende Lehrer könnte einen ausgezeichneten Unterricht machen, seinen Unterricht und damit die ganze Pädagogik aber nicht aus menschenkundlichen Gesichtspunkten heraus erneuern und an die Entwicklung der Schülerindividualitäten anpassen. Dann würden z.B. sehr schnell in die Waldorfpädagogik Methoden einfließen, die ihre Herkunft in anderen Überzeugungen, pädagogischen Richtungen oder Zeitströmungen haben. So kann man es z.B. durchaus schon erleben, dass im Fremdsprachenunterricht staatliche Schulbücher verwendet werden. Die Qualität dieser Bücher sei damit gar nicht gewertet.

Wenn sich dieses einbürgern würde, dann würde man mit der Zeit nicht mehr klar unterscheiden, was ist diejenige Waldorfpädagogik, die aus dem Leben mit der Menschenkunde hervorgegangen ist, und was sind die Elemente, die anderer Herkunft sind. Der eigentliche, innere Waldorfgesichtspunkt müsste verwässern oder sich gar mit der Zeit auflösen. Eine solcher Art arbeitende Schule sähe äußerlich einer Waldorfschule sehr ähnlich, hätte vielleicht keine Zensuren und kein Sitzenbleiben, einen Morgenspruch, eine Faustepoche usw. Sie hätte für eine gewisse Zeit den sichtbaren Rahmen, wie ihn üblicherweise heute noch eine Waldorfschule hat.

Es sei gestattet, dies mit einem Vergleich zu verdeutlichen: Wie ein Menschenleib in der ersten Zeit nach seinem Tode dem lebendigen Menschen noch sehr ähnlich sieht, so ist ihm doch das Leben entschwunden, und es wird nicht lange dauern, dann wird dieser Leib sich in den äußeren irdischen Elementen auflösen.

So wäre es auch mit der Waldorfpädagogik: Sie kann lebendig sein, von Leben und Gefühl durchpulst; oder sie kann sich eine gewisse Zeit durch das bereits Erarbeitete erhalten, müsste dann aber zwangsläufig sich mit der Zeit auflösen und vielleicht gar in dem üblichen Schulsystem aufgehen.

Aber wie erhält oder behält die Waldorfschule ihr rechtes Leben, ihre rechte Beseeltheit? Auch dies ist vergleichbar dem menschlichen Organismus: Dieser braucht Nahrung und Luft zum Atmen, dann hat er die nötigen Lebenskräfte, um in der Welt zu wirken und zu schaffen. Der Mensch isst und trinkt nicht, um hinterher aus sich heraus wieder Nahrungsmittel in die Welt hinaus zu geben, sondern er isst, um die Nahrung in Kräfte zu verwandeln.

Beim Waldorflehrer heißt das: Er nimmt Menschenkunde oder Anthroposophie auf wie ein Nahrungsmittel und verwandelt sie in die Kräfte, die er für seine Unterrichtspraxis braucht. Er nimm nicht Geisteswissenschaftliches auf, um es z.B. im Unterricht wiederzugeben, das wäre ein krankhafter und krankmachender Vorgang . Nein, Anthroposophie wird - in rechter Weise verdaut - zu Unterrichts-Kraft. Sie wird zu dem Leben und dem Gefühl, das die Waldorfschulbewegung durchpulst und durchseelt, ihr Kraft gibt und sie auch ständig erneuert. Sie wird zu der Kraft, die im Lehrer aus der Menschenkunde heraus neue Ideen hervorquellen lässt, die in Harmonie zu den momentanen Anforderungen der Schülerpersönlichkeiten stehen. Diese Ideen müssen gar nicht spektakulär sein; es sind z.B. nicht unbedingt großartige Klassenfahrten oder öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Mehr verborgen und bescheiden keimen sie im Unterrichtsalltag auf. Eine solche Idee ist schon das „richtige Wort im richtigen Moment“.

Da die im eigentlichen Sinn „bedeutsamen“ Wirkungen der Waldorfpädagogik zunächst eher unauffällig sind, können sie natürlich von außen kaum wahrgenommen werden. Was man aber als Außenstehender erleben kann, das ist die Liebe, mit der die Lehrerpersönlichkeit über die Kinder spricht, ihre Begeisterung, ihr Engagement, die Frische oder Heiterkeit, die in den Umkreis strahlt.

Die Verbindung der Waldorfpädagogik mit Rudolf Steiner belebt, beseelt und begeistert den Schulorganismus in feiner, fast homöopathischer Weise, sie weckt die stärkenden und gesundenden Kräfte.

D.C.

(Veröffentlicht in „Erziehungskunst“ 10/2007)

Freitag, 7. März 2008

Womit man sich alles beschäftigen kann ...

"Auch die konfessionslosen anthroposophisch Orientierten haben eine überdurchschnittliche Geburtenrate"

Klicken Sie doch einmal auf die obige Zeile, dann werden Sie erfahren, was Sie schon immer wissen wollten!

Donnerstag, 6. März 2008

Jeder Mensch ist musikalisch


Nach den menschenkundlichen Forschungen Rudolf Steiners entsteht Sprache aus dem Musikalischen. Auch diese Aussagen scheinen langsam durch die Hirnforschung bestätigt zu werden:


"Neurowissenschaftler messen, wie das menschliche Gehirn Musik verarbeitet"

"Auch vermeintlich unmusikalische Menschen sind musikalisch höchst sensibel. Neurowissenschaftler untersuchen am Leipziger Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung, wie das Gehirn Musik verarbeitet. Sie fanden heraus, dass offenbar jeder Mensch ein musikalisches Grundverständnis im Gehirn besitzt und Musik und Sprache ähnlich verarbeitet (Journal of Cognitive Neuroscience 12, 3, 2000). Die Ergebnisse könnten medizinisch genutzt werden bei Untersuchungen von Koma-Patienten oder zur Therapie von Sprachstörungen.

Jeder Mensch verfügt offenbar über ein musikalisches Wissen, das sein Gehirn automatisch anwendet, ob er es will oder nicht. Sogar bei Menschen, die sich für völlig unmusikalisch halten oder die noch nie ein Instrument gespielt haben, funktioniert das. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass im Gehirn eines jeden Menschen ein musikalisches Grundverständnis angelegt ist? Kann das menschliche Gehirn bereits von Geburt an Harmonien erkennen?

Stefan Kölsch, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig, ist sich dessen nach seinen bisherigen Experimenten absolut sicher. Er untersucht mit elektrophysiologischen Messungen, wie das Gehirn Musik verarbeitet. In seinen aktuellen Forschungsarbeiten hat er etwa 200 Versuchspersonen Akkorde von Bach bis Beethoven vorgespielt, die von einem Computer erzeugt wurden und immer gleich lang und gleich laut waren. Diese Dur- und Mollklänge, die oft in der klassischen Musik vorkommen, hat Kölsch zu Sequenzen von jeweils fünf Akkorden zusammengefasst und mit Akkorden versetzt, die von einer anderen Tonart stammen. Um die Gehirnaktivität untersuchen zu können, stülpte er jeder Versuchsperson eine Art High-Tech-Badekappe über, an der bis zu 64 Messselektroden angebracht sind. Auf diese Weise machte er die Vorgänge im Gehirn "sichtbar", da aktive Nervenzellen elektrische Potentiale erzeugen.

Das Gehirn ist ein komplexer Organismus, in dem sich auf jedem Kubikmillimeter etwa 40 000 Nervenzellen drängen. Mit bis zu 20 000 anderen Zellen kann sich jede dieser hoch spezialisierten Zellen verschalten und in einer Sekunde bis zu 50 elektrische Impulse aussenden. Da sich das Gehirn ständig mit vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt, erzeugt die permanente Aktivität der Nerven ein elektrisches Dauerfeuer, das bei den Messreihen ein "Störrauschen" verursacht und herausgefiltert werden musste. Kölsch wies nach, dass alle Versuchspersonen, auch die musikalisch nicht begabten, musikalisch höchst sensibel sind und falsche Akkorde eindeutig erkennen. Die falschen, fremden Akkorde werden im Gehirn bereits nach 180 Millisekunden anders verarbeitet als die richtigen Musiksequenzen. Der Leipziger Wissenschaftler vermutet daher, dass "jeder Mensch unserer Kultur, also auch der vermeintlich unmusikalische, eine Repräsentation des Dur-Moll-tonalen Systems im Kopf hat".

Das Gehirn reagiert jedoch nicht nur auf musikalische, sondern auch auf sprachliche Fehler. Bei Sätzen wie "Die Gans wurde im gefüttert" oder "Tom aß Bratwurst mit Honig" wies Kölsch ähnliche Gehirnaktivitäten nach wie bei den falschen Tönen. Wahrscheinlich verarbeitet das Gehirn also Musik ebenso wie Sprache. Stefan Kölsch zeigte in weiteren Untersuchungen, dass das Sprachnetzwerk im Gehirn auch durch Musik angeregt werden kann. Bisher vermuteten die meisten Experten, dass nur Wörter das Sprachzentrum im Gehirn aktivieren.

Die Ergebnisse könnten auch für die Medizin nützlich sein, um zum Beispiel bei Koma-Patienten zu untersuchen, welche Gehirnfunktionen noch aktiv sind. Auch das Sprachnetzwerk von Kindern, die Störungen in der Sprachentwicklung haben, ließe sich möglicherweise durch ein spezielles Design von Musikstücken trainieren. Hirnforscher Kölsch ist überzeugt, dass die Musik ursprünglich ein Kommunikationsmittel war und noch immer ist: "Wir sprechen mit Rhythmen, mit Melodie, mit einem bestimmten Timbre. Das sind alles musikalische Begriffe." Musik sei daher nicht nur etwas für Musiker oder musikalisch Begabte."

Quelle:http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2000/pri48_00.htm