Die 1.Klasse erlebt zum ersten Mal das Christgeburt-Spiel
Zu den innigsten Szenen des Christgeburt-Spieles gehört ja die Stelle, wo der Engel Gabriel mit seinem Stern hinter Maria steht, sie die Arme mit dem daran befestigten blauen Schleier empfangend zum Himmel erhebt, sie wieder senkt und so zusammenlegt als trage und wiege sie ein Kind in ihren Armen; das blaue Tuch unterstützt diese Empfindung. Maria blickt dann so liebevoll auf ihr „imaginäres“ Kind hinab, dass die Zuschauer immer wieder ganz bezaubert sind. Nachdem das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ verklungen ist, steht sie auf und legt das Kind vorsichtig in die Krippe.
Ein Erstklässler, der neben seinem Klassenlehrer sitzt fragt daraufhin leise: „Ist das Kind echt oder ist es eine Puppe?“ Der Lehrer versucht etwas umständlich zu verstehen zu geben, dass das Kind nicht wirklich sinnlich sichtbar vorhanden ist. Da kommt prompt die etwas belächelnde Reaktion: „Dann legt sie ja Luft in die Krippe.“
Später nehmen die Hirten vor der Bühne die Geschenke auf, die sie dem Kind überbringen wollen: Wolle, Milch, Mehl und ein „Lämmchen“. Unser Lämmchen ist ja fast echt lebensgroß, aus dicker naturfarbener Wolle gestrickt. Für die Kinder ist das aus der Distanz und durch die Art der Beleuchtung nicht so ganz deutlich. Es kommt natürlich gleich von meinem kleinen Nachbarn die nachdenkliche Frage: „Ist das Lamm echt? – Woraus ist es denn? – Die Beine sehen ja aus wie ein Strumpf!“
Marias Gesänge auf der Bühne beeindrucken die Kinder sehr. In diesem Jahr spielte Frau Elsner diese Rolle. Der Erstklässler meint zwischendrin bewundernd und doch zugleich auch etwas resigniert: „Kein Wunder, dass die Eurythmielehrerin ist. Frau Herbeck singt auch so schön und soo hoch, dass ich mich beim Mitsingen immer furchtbar anstrengen muss.“
Wenn dann gegen Ende die Hirten den Stall suchen, um das Kind anzubeten und ihm die obigen Geschenke zu überbringen, wird die Nachtstimmung dadurch auf der Bühne erzeugt, dass die Scheinwerfer fast ganz ausgeschaltet werden. Einer der Hirten ruft dabei: „Die Nacht ist viel (oder mir?) zu finster, ich kann nicht mehr sehn...“ Mein Gesprächspartner dazu lakonisch: „Kein Wunder, wenn die das Licht ausschalten!“
D.C.