Aus: Konferenzen - GA 300/II S299
"Es wird gefragt wegen der Beschäftigung der Kinder bei Rasten und Ausflügen. Dr. Steiner: Das Spiel ist bei dieser Gelegenheit wohl am Platze. Das Spiel soll man nicht übertreiben, weil es sonst verweichlicht. Das kann man einwenden, wenn man sagt, zum Spielen haben wir keine Zeit. Aber bei dieser Gelegenheit kann es angewendet werden. Dennoch möchte ich sagen, dass es nicht genügt, wenn man bloß vom Spielen spricht. Es handelt sich darum, wenn man eine Rast zu machen hat, dass es darauf ankommt, dass man die Kinder sitzen lässt. Zuerst müssen sie sitzen und essen. Sie müssen sich damit beschäftigen können, jetzt ganz bewusst und mit vollem Appetit sich mit dem Essen beschäftigen. Wenn sie gründlich gegessen haben ‑ man in muss dabei versuchen, wenn man so etwas zu führen hat, dass man die Kinder veranlasst, möglichst langsam zu essen, so dass sie lange Zeit damit zubringen, es muss jeder Bissen ausgekostet werden ‑, dann kann man Spiele machen, wie Sie sie gemacht haben. Solche Spiele sind nicht deshalb gut, weil man dabei herumkriecht, sondern sie sind dann gut, wenn sie möglichst so gestaltet werden, dass sie die Aufmerksamkeit fördern und Unterhaltung geben. Es muss viel Unterhaltung gegeben werden. Das, was Sie geschildert haben, dabei wird die Unterhaltung herbeigerufen durch die Spannung. Dieses unterhaltende Element, das ist dasjenige, was bei diesen Spielen gemacht werden muss. Dann muss man darauf sehen, dass die Kinder trinken, so dass sie Flüssigkeit in den Körper hineinkriegen, bevor die weitere Tour angetreten wird. Also es schadet nichts, wenn man sie einen Schluck trinken lässt beim Niedersetzen der Rast. Das Essen am Anfang der Rast, das Trinken am Ende, in der Mitte soll es amüsant sein, so dass die Seele beschäftigt wird in Spannung, Lösung, Aufregung, Enttäuschung; da muss das unterhaltliche Element hineinkommen. Dasjenige, was jetzt auftritt, ist langweilig. Sportmäßige Spiele sind nicht anregend. Die sind eigentlich langweilig. Da muss man sich hüten vor dem Engländertum beim Spielen. Da darf gar nichts Westliches in unser Spielen hinein. Es müssen gesunde unterhaltliche Spiele sein. Nicht wahr, ich will nicht sagen, dass heute noch immer die alten Spiele gut sind, weil sie aus der Tantenzeit herrühren; die müssen ersetzt werden. Aber „Blinde-Kuh“-Spiel, oder solche Dinge, die sind das Richtige. Oder schaut euch nicht um der Plumpsack geht rum!“ Wo also nicht wiederum eine Anstrengung da ist, sondern wo Unterhaltung da ist. WO das Kind sich unterhaltend ausruht; zuerst muss es sich gründlich essend ausgeruht haben. Ich würde sie systematisch sich hinstrecken lassen. Singen würde ich sie auch lassen. Singen würde ich sie lassen; wenn sie unterhaltend gespielt haben, nachher noch singen lassen, dann trinken und dann aufbrechen. "
Außerdem: GA 294, S.49 ff
"Indem wir so an die großen Tatsachen in der Welt anknüpfen bekommen wir erst auch du richtige Verständnis für den Unterricht Das kann ihm erst die richtige Weihe geben, so dass wirklich der Unterricht eine Art Gottesdienst werden könnte, indem er ein solcher Weihedienst wird. Was ich so hinstelle, wird, mehr oder weniger ein Ideal sein. Aber wir können doch das, was wir im Konkreten tun, in das Ideal einreihen. Wir sollten zum Beispiel eines nicht versäumen ‑ wenn wir mit den Kindern, die wir unterrichten, nun auch, was ebenfalls geschehen wird, in die Berge, in die Felder gehen, wenn wir sie also in die Natur führen ‑, aber gegenüber diesem die Kinder in die Natur Führen sollten wir vor allem immer im Auge behalten, dass der naturkundliche Unterricht selbst nur in das Schulgebäude hineingehört. Nehmen wir an, wir treten nun mit den Kindern in die Natur, wir lenken in Augen auf einen Stein oder auf eine Blume. Dabei sollten wir streng vermeiden, in der Natur draußen dasjenige anklingen zu lassen, was wir im Schulgebäude drinnen lehren. In der Natur draußen sollten wir die Kinder in ganz anderer Weise auf die Natur hinweisen als im Schulgebäude. Wir sollten das nie versäumen, sie darauf aufmerksam zu machen: Wir bringen euch ins Freie, damit ihr die Schönheit der Natur empfindet, und wir nehmen, die Produkte der Natur hinein in das Schulhaus, damit wir euch drinnen die Natur zergliedern können. Daher sollten wir draußen den Kindern nie von dem sprechen, was wir ihnen drinnen zum Beispiel an den Pflanzen vorführen. Wir sollten den Unterschied hervorheben, dass es etwas anderes ist, die tote Natur im Klassenzimmer zu zergliedern, oder draußen die Natur in ihrer Schönheit zu betrachten. Dies sollten wir nebeneinanderstellen. Wer die Kinder in die Natur hinausführt, um ihnen draußen an einem Naturobjekt etwas zu exemplifizieren, was er im Klassenzimmer lehrt, der tut etwas Richtiges. Man sollte schon in den Kindern eine Art Gefühl hervorrufen: Wir müssen leider die Natur zergliedern, wenn wir sie ins Klassenzimmer führen. Nur sollten dies die Kinder als eine Notwendigkeit empfinden, weil eben die Zerstörung von Natürlichem auch beim Aufbau des Menschen notwendig ist. Wir sollten durchaus nicht glauben, dass wir gut tun, wenn wir wissenschaftlich einen Käfer in der Natur draußen erklären. Die wissenschaftliche Erklärung des Käfers gehört ins Klassenzimmer! Freude an dem Käfer hervorufen, Freude an seinem Laufen, an seiner Possierlichkeit, an seinem Verhältnis zur übrigen Natur, das sollten wir bewirken, wenn wir die Kinder ins Freie bringen. ...