Lernentwickler Martens: Viele Kinder haben Schwierigkeiten mit der Mathematik
Viele Grundschulkinder haben Schwierigkeiten mit der Mathematik. Sie haben Probleme mit dem Zählen, keine Vorstellung von Mengen. Der Braunschweiger Lernentwickler Peter Martens fordert ein Umdenken im Elternhaus, Kindergarten und in der Schule.
Nach Einschätzung des 52-jährigen Pädagogen wird Verständnis für Mathematik schon im Mutterleib gelegt. "Mathematik ist auch Rhythmus", sagt Martens. "Das ungeborene Kind reagiert auf Gleichförmigkeit und Unregelmäßigkeit der Bewegungen seiner Mutter." Sei die Mutter hektisch, könne sich das auch auf das Kind auswirken.
Auf die mathematischen Fähigkeiten von Kindern wirke sich allerdings auch die unmittelbare Umgebung des Kindes aus. Die Spielwaren-Industrie setze dem Kind zum großen Teil fertige Produkte vor, nennt Martens ein Beispiel. Dem Kind bleibe wenig Raum, sich gedanklich mit Zusammenhängen auseinanderzusetzen.
Einen deutlichen Zusammenhang zwischen Musik und Mathematik erkennt Martens. Musik sei in Klänge umgewandelter Rhythmus. "Viertel, halbe, dreiviertel Takte, das ist pure Mathematik. Musiker können meist gut rechnen", sagt der Pädagoge.
Computerspiele wirkten auf die Entwicklung von Kindern oft wie eine Vollbremsung. Oft gebe es keine Auseinandersetzung mit den Eltern über Inhalte, Kommunikation finde nicht statt.
Eltern sind nach Meinung des Lernentwicklers jedoch unbedingt gefordert. Um nachhaltige Schäden zu vermeiden, müssten sie sich mit ihrem Nachwuchs über Inhalte ihrer Computerspiele auseinandersetzen.
Mit Nachdruck weist Martens auf die Gleichgültigkeit zahlreicher Eltern hin. Wenige Mütter und Väter besuchten Elternabende der Schule. Auch hier fordert er Veränderung: "Wir haben für Kinder die Schulpflicht. Eltern sollten die Pflicht haben, Informationsabende der Schule zu besuchen."
Der Grundstein dafür, bei Kindern Verständnis für Mathematik zu entwickeln, werde immer häufiger in der Kindertagesstätte gelegt. Viele Erzieherinnen besuchen entsprechende Fortbildungsveranstaltungen.
Vor allem gehe es in diesen Veranstaltungen auch darum, bei den Mädchen und Jungen Verständnis für Raum und Zahlen und so genanntes Fingerrechnen zu entwickeln. Von Bedeutung ist nach Einschätzung des Pädagogen auch das Erkennen von Würfeln und sie zu differenzieren.
Eine besondere Verantwortung sieht Martens in diesem Zusammenhang auch bei der Politik: Würde eine Milliarde Euro für die Bekämpfung von Rechenschwäche ausgegeben, könnte das innerhalb der nächsten Jahrzehnte viel Geld sparen. "Das Beseitigen von Problemen mit dem Rechnen wird in 10 bis 20 Jahren viel Steuergeld kosten, sogar ein Mehrfaches von dem, das wir heute sparen."