Wenn es nach Wissenschaftlern der Universität Dresden geht, sollten Lehrer nie wieder Schularbeiten aufgeben. Eine Studie ergab: Ob Schüler Hausaufgaben machen oder nicht, ist eigentlich egal - zu besseren Noten führen sie jedenfalls nicht.
Hausaufgaben sind blöd, Schüler wussten das schon immer. Nach dem Unterricht noch zwei oder drei Stunden Vokabeln pauken und Matheaufgaben lösen - für viele ist das Zeitverschwendung.
Tatsächlich bringen Hausaufgaben den Schülern nicht besonders viel, hat eine Studie der Technischen Universität Dresden ergeben. Mehr noch: Sie haben angeblich keinen Effekt auf die Schulleistungen.
"Gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser", sagt Hans Gängler von der Fakultät Erziehungswissenschaften der TU Dresden, "und schlechte Schüler begreifen durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben." Der Effekt auf die Zeugnisnote werde durch die Schularbeiten nicht beeinflusst - egal ob ein Kind die Mathe-Aufgaben direkt nach der Schule, nachts unter der Bettdecke oder überhaupt nicht mache.
Die Forscher der TU Dresden stützen sich auf eine Studie zu Ganztagsangeboten in Sachsen. 70 Prozent aller sächsischen Ganztagsschüler nehmen mehrmals in der Woche an Hausaufgabenbetreuungen teil. Rund 1300 Schüler und 500 Lehrer wurden befragt. Die Umfrage ergab, dass etwa ein Drittel der Lehrer zugab, nicht einschätzen zu können, ob Hausaufgaben den Schülern überhaupt irgendwas bringen. Bei etwa drei Viertel aller Schüler beobachteten die Lehrer keinen Erfolg. Da ist es nach Ansicht der Wissenschaftler schon fast "empörend" dass Lehrer überhaupt Hausaufgaben aufgeben - in der Annahme, sie würden einen positiven Effekt auf die Schüler haben.
Hausaufgaben sind nur ein "pädagogisches Ritual"
70 Prozent der Schüler gaben zwar an, durch eine Hausaufgabenbetreuung weniger Fehler zu machen und die Aufgaben insgesamt schneller erledigen zu können. Doch nur ein Drittel der Schüler glaubt, dass ihre Noten sich dadurch verbessern. "Wir brauchen deshalb eine andere Kultur der Wissensvermittlung", sagt Andreas Wiere, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Erziehungswissenschaft der TU Dresden.
Die Erziehungswissenschaftler der TU testen zurzeit an zehn sächsischen Ganztagsschulen unterschiedliche Nachmittagsangebote. In zwei Schulen verzichten die Lehrer ganz auf Hausaufgaben in Deutsch, Englisch und Mathe und richten stattdessen Trainingsstunden ein, die sich an dem Leistungsniveau der Schüler orientieren. "Die Schüler erledigen hier keine Aufgaben - sondern sie arbeiten an ihren Defiziten und bekommen zusätzliche Lernmotivation," sagt Andreas Wiere. Für die Forscher aus Dresden ein Modell mit Zukunft.