Es ist die Forderung nach den so genannten "selbständigen Schülerarbeiten".
Schon in der dritten Klasse sollen die Kinder selber zu Hause ein kleines Häuslein bauen. Da kommen dann schon die meisten Familien ins Schwitzen, weil die Kinder das gar nicht alleine machen können.
Dann gibt es noch das nette Handwerker-Epochen-Projekt, wo man die Kinder etwas mauern lassen soll. Ich habe schon ganze Elternschaften erlebt, die jahrelang noch an der Vollendung dieses Projektes herumdokterten.
Aber immer wieder werden solche Renommier-Projekte untereinander mit süßen Worten verkauft, mit der Begründung, dass die Kinder dabei ja so schön selber etwas tun könnten.
Das geht dann weiter mit den "Jahres-Arbeiten", die die Kinder so ganz selbständig vollenden sollen.
Man kann verstehen, dass Menschen, die nie die anthroposophische Menschenkunde studiert haben, solchen Ideen anhängen.
Aber, wenn man einmal etwas über die verschiedenen Wesensglieder gehört oder gar gelernt hat, dann fällt es nicht schwer zu erkennen, dass Selbstständigkeit eine Ich-Tätigkeit ist. Eine erwachsenene, voll ausgebildete Individualität soll selbstständig arbeiten können. Aber noch nicht ein Schüler.
Im jüngeren Alter wird ein Mensch die Aufgaben erfüllen lernen, die man in der rechten Weise an ihn heranträgt. Er wird dann diese Aufgaben in Qualität und Quantität nach seinen Fähigkeiten individuell ausführen.
Daran kann der Erzieher die individuelle Leistungsfähigkeit eines Kindes erkennen und er wird dann auch dem jeweiligen Schüler individuell das abverlangen, was seinen Fähigkeiten entspricht und ihn so fördern.
Wenn das Kind aus eigenem Antrieb oder durch Anregung eines Erwachsenen selbstständig etwas erarbeitet, so wird man sich darüber freuen und kann es auch aufgreifen.
Wobei immer sorgfältig zu prüfen ist, ob sich Eitelkeit und Ehrgeiz in der Kinderseele regen oder nicht.