Freitag, 27. November 2009

Elternwünsche

Dieses moderne Bewusstseins-Seelen-Zeitalter bringt immer stärkere Veränderungen in den Kinderseelen mit sich.
Es gehört schon zu den seit einigen Jahrhunderten bekannten Verwandlungen, dass normalerweise Kinder nicht mehr die Berufe ihrer Eltern ergreifen. Was in alten Zeiten als das Normalste angesehen werden musste, dass sich eben auch Lebensaufgabe und Beruf gewissermaßen mitvererbten, das ist heute mehr die Ausnahme geworden.

Aber die Veränderungen gehen noch weiter und tiefer: Es muss nun immer mehr davon ausgegangen werden, dass es zu einer gesunden Entwicklung dazu gehört, dass Kinder nicht einmal mehr die geheimsten Wünsche ihrer Eltern erfüllen werden. Dazu gehören eben auch Fragen wie Schulabschlüsse und Berufsziele. Die wahre Individualität eines Kindes kann man nicht kennen. Sie muss sich gegen das, was es bereits in der Welt - auch an Wünschen und Vorstellungen - gibt, erst hindurch arbeiten. Je überraschender das ist, was sich auf dem Lebensweg eines Kindes herausstellt, desto gewisser kann man heute wohl sein, dass das Kind seine Individualität entfaltet.

Entwickelt sich ein Kind ganz "wunschgemäß", so muss man misstrauisch werden, ob es sich in Wahrheit nicht nur nach den Prägungen und Wünschen der Umwelt richtet. Ob es sich nicht dabei einfach anpasst und somit auch sein ganzes Leben lang ein angepasster Mensch bleiben wird.
Ein anderes ist es, dass die Eltern durch die Art ihrer Erziehung das Kind zu den Zielen führen, die ihren eigenen Wünschen entsprechen. Auch auf diesem Weg wird sich die Individualität nicht entfalten können. Es kommt dann häufig im späteren Leben zu psychischen Krankheitserscheinungen oder anderen Gefühlen der Unzufriedenheit oder des Kreativitätsmangels.

Es sollte heute schon eine gewisse Freude sich in der Erzieherseele regen, wenn die Dinge sich bei Kindern in einer ganz anderen Richtung entwickeln, als sie irgendeiner bekannten Norm entsprechen.
Und eine Sorge, wenn das Kind ganz brav und konventionell sich entwickelt.