Montag, 11. Januar 2010

Masern, Schweinegrippe - Impfunlust





Waldorfschulen kamen ja immer wieder in die Schlagzeilen, weil Waldorfeltern ihre Kinder nicht gegen alle möglichen Krankheiten impfen lassen wollten. In diesen Dingen herrscht heute keine wirkliche Freiheit oder Toleranz mehr. Es wird sozialer Druck aufgebaut, um die Menschen zu konformem Handeln zu zwingen.

Nun zog die Schweinegrippe durch die Welt und die Deutschen zeigten allgemein wenig Lust, sich impfen zu lassen.

Für alle möglichen Krankheiten gibt es Vorsorge-Untersuchungen. Der Mensch stößt auf wenig Verständnis, wenn er nicht alle "empfohlenen" Vorsorge-Untersuchungen über sich ergehen lässt.

Mit der Freiwilligkeit in diesen Dingen ist es ähnlich wie mit dem "Wählen". Wehe, wenn einer sich erlaubt, nicht zur Urne zu gehen! Ständig hört er von allen Seiten die Phrasen, welche Parteien er durch seine Wahlverweigerung unterstützen würde.

Individuelles Handeln ist heute in der Massengesellschaft, die ganz den Dogmen huldigt, die in allen Medien breitgetreten werden, nicht leichter geworden.

Die Tendenz dieser modernen Gesellschaft hat Juli Zeh in ihrem Buch "Corpus Delicti" konsequent "hochgerechnet" oder fortgeschrieben:



Juli Zeh: Corpus Delicti


– Rezension des Romans - von der INTERNET-SEITE Gegenwarts-Literaturen


Die negative Utopie einer Gesundheitsdiktatur ist ganz aktuell

Ruth Lisa Knapp


Juli Zeh warnt in ihrem neuen Roman vor einem Staat, der auf lückenlose Überwachung setzt. Einer Frau, die Widerstand leistet, wird der Prozess gemacht.

Juli Zeh entwirft in ihrem vierten Roman "Corpus Delicti" das Szenario einer nahen Zukunft, um auf bedenkliche Tendenzen in der Gegenwart aufmerksam zu machen. In der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist der Himmel leer, Geist, Gefühl und Freiheit sind keine Werte mehr. Sie wurden ersetzt durch Hygiene, Gesundheit, Sicherheit. Das alles beherrschende Regime, die METHODE, überwacht und straft im Namen der Vernunft = Normalität. Der Mensch ist auf den Körper reduziert, das Leben aufs reibungslose Funktionieren. Das totalitäre Potenzial aktueller Entwicklungen wird konsequent zu Ende gedacht.

Leben unter der Gesundheitsdiktatur der METHODE

Über den im Oberarm implantierten Chip können die Daten eines jeden ausgelesen werden. Schlaf- und Ernährungsberichte sind an die Behörden zu liefern, Blutdruck- und Urinwerte sind regelmäßig zu messen und mitzuteilen. Das tägliche Sporttraining ist Pflicht, Sensoren in den Toiletten melden verdächtige Substanzen, Nikotin und Alkohol sind absolut tabu. Die Menschen leben in keimfreien Würfelhäusern, versorgt von Sonnen- und Windenergie. Der Weg in die Natur ist abgesperrt, die Medien sind gleichgeschaltet, man glaubt der DNA-Probe, nicht den Beteuerungen eines Menschen. Die zentrale Partnervermittlung ZPV sorgt für Lebenspartner mit dem richtigen Immunsystem. Prävention und Kontrolle sind alles, eigene Entscheidungen nicht vorgesehen.

Die Hauptfigur Mia Holl entwickelt sich von der Angepassten zur Kämpferin

In diesem Staatswesen der nahen Zukunft gerät die 30-jährige Biologin Mia Holl in die Mühlen der Justiz. Zunächst sind ihre Vergehen gering, die Trauer über den Selbstmord ihres Bruders hat sie aus der Bahn geworfen, sie hat einige ihrer Bürgerpflichten versäumt und wird verwarnt. Im Zwiespalt zwischen Anpassung und Aufbegehren vertritt sie zunächst beide Seiten, bis im Laufe ihres Prozesses aus der unkritischen Anhängerin der METHODE eine Rebellin wider Willen wird und schließlich eine entschlossene Kämpferin für das Recht des Menschen auf Widerstand gegen das Regime, das Recht auf Schmutz, Risiko und Tod eingeschlossen.
In Gesprächen mit ihrem Anwalt Rosentreter, dem Chefideologen des Regimes Kramer und der "idealen Geliebten", ihrem anderen Ich, findet der Klärungsprozess statt, der sie zur unerbittlichen Gegnerin der METHODE werden lässt. Das gipfelt in einer Proklamation, die sie dem Medienmann Kramer diktiert: "Ich entziehe einer Gesellschaft das Vertrauen, die aus Menschen besteht und trotzdem auf der Angst vor dem Menschlichen gründet. Ich entziehe einer Zivilisation das Vertrauen, die den Geist an den Körper verraten hat. (…) Ich entziehe einer Normalität das Vertrauen, die sich selbst als Gesundheit definiert."


Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: Juli Zeh: Corpus Delicti – Rezension des Romans: Die negative Utopie einer Gesundheitsdiktatur ist ganz aktuell http://deutsche-gegenwartsliteratur.suite101.de/article.cfm/juli_zeh_corpus_delicti