Studiert man das Modell genauer, dann sieht man, dass es ein intellektueller, gedanklicher Ansatz ist. Man geht von der Vorstellung aus, dass durch eine gedankliche Erörterung eines Sachverhaltes sich das Verhalten eines Schülers regeln ließe. Außerdem ist es auch hier so, dass man voraussetzt, dass ein Schüler über ein dem Erwachsenen vergleichbares Bewusstsein, über ein Ich-Bewusstsein verfügt, das die Fähigkeit hat, aus sich selbst heraus auf sein eigenes Verhalten regulierend einzuwirken.
Aus der Psychologie der Menschenkunde heraus weiß man, dass so etwas um das 21.Lebensjahr herum erst möglich ist.
Außerdem weiß man, dass es sich bei dem menschlichen Verhalten um eine Willensbetätigung handelt, die man nicht über das Kopf-Gedanken-System erreichen kann. In diese Region taucht man nur ein über das Pflegen neuer, guter Gewohnheiten, über hinterher bewusst gemachte Gewohnheiten.
Hier stellt sich für den Lehrer die ständige Forderung, bei sich selber gute Gewohnheiten zu schulen und in der Unterrichtsvorbereitung auf die Veranlagung guter Gewohnheiten liebevoll zu achten.
Wer den Unterrichtsalltag beobachtet, kann auch feststellen, dass die Aggression bei den Kindern zunimmt, wenn im Unterricht nicht ausreichend auf die Schülerindividualitäten eingegangen wird, wenn einzelne Schüler nicht gemäß der Menschenkunde "behandelt" werden, wenn Druck durch Hausaufgaben oder Arbeiten erzeugt wird.
Manche unterrichtlichen Fehler zeigen ihre Folgen nicht im Verhalten einer ganzen Klasse, sondern im Verhalten eines einzigen Schülers. Dieser ist dann im jeweiligen Fall das "schwächste Glied". Wenn auf eine Kette ein starker Zug ausgeübt wird, dann reißt sie dort, wo ein Glied am schwächsten ist.
Das gleiche Phänomen erleben wir bei den zunehmenden Amokläufen von Schülern. Man sieht dann gesellschaftlich auf das individuelle Problem des einzelnen Schülers, aber nicht darauf, dass der Zug an der "ganzen Kette" zu groß geworden ist.
In einer Waldorfschule kann nur eine Lehrerpersönlichkeit die Aufgabe haben, sich um die Schüler zu kümmern. Es kann nicht an die Schüler delegiert werden, sich der Probleme anderer Schüler anzunehmen. Wenn es die Schüler von sich aus tun, dann ist das etwas anderes.
Hier ein Text zur Information über das angesprochene Thema von der Internetseite: http://www.childpeace.de/html/konfliktlotse.html
Schulmediation - Konfliktlotsen
Von Mediatorin Heike Blum
In Zusammenhang mit Konzepten zur Konstruktiven Konfliktaustragung und Gewaltprävention gewinnen Konfliktlotsen- bzw. Streitschlichtungsprojekte mehr und mehr an Bedeutung. Herzstück dieser Streitschlichtungsprogramme ist, das Schüler und Schülerinnen die Schlichtung von Konflikten selbst in die Hände nehmen und dafür eigens ausgebildet werden. Es geht darum, dass Jugendliche lernen, ihre Konflikte eigenverantwortlich zu regeln. Diese Idee macht von der Tatsache Gebrauch, dass Kinder und vor allem Jugendliche sehr stark von ihrer Peer-Group, also von Gleichaltrigen, beeinflußt werden und voneinander lernen.
Ausgebildete Konfliktlotsen führen die Streitenden durch einen Klärungsprozess, der beide dazu befähigen soll, die eigenen Interessen und Gefühle zu erkennen, diejenigen der anderen Seite zu verstehen und gemeinsam eine einvernehmliche Lösung zu finden. Aufgabe der Streitschlichter/innen ist es nicht, ein Urteil oder einen Schiedsspruch zu fällen. Vielmehr sind die Konfliktparteien selbst aufgefordert, eine Problemlösung zu erarbeiten. Dabei helfen die Streitschlichter/innen durch ihre Kenntnisse im Umgang mit Konflikten und dem Streitschlichtungsverfahren.
Die Ausbildung von Konfliktlotsen in Verbindung mit Konzepten zur konstruktiven und gewaltfreien Konfliktaustragung zielen darauf ab, Jugendliche darin zu befähigen, Schritt für Schritt ihre eigene Konfliktfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz zu entwickeln und zu erweitern. Konfliktlotsenprojekte unterstützen die offene, einvernehmliche und selbstbestimmte Beilegung von Konflikten zwischen Schüler/innen. Diese Form der Bewältigung von konkreten Konflikten des Schulalltags ermöglichen allen Beteiligten Lernerfahrungen, die einen konstruktiven Umgang mit zukünftigen Streitigkeiten fördern. Die Erfahrung zeigt , dass sich die Streitenden eher an erzielte Vereinbarungen halten, wenn sie auf eigene Ideen und Lösungsansätzen beruhen und die Vermittlung durch Gleichaltrige geschieht.
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