Freitag, 24. April 2009

Rudolf Steiner im Gespräch mit den ersten Waldorflehrern

Es wird nach den Hausaufgaben gefragt:

„Hausaufgaben sollten als freie Aufgaben gegeben werden, nicht als Pflichtaufgaben: 'Wer's machen will!'“

Es wird nach einem Lesebuch gefragt.

„Beim Lesen müssen nicht immer alle Kinder mitlesen. Man kann das Lesestück mitbringen und es herumgebend lesen lassen, ohne dass die anderen mitlesen. Aber es sollte möglichst wenig gelesen werden, was nicht sicher gut verstanden wird. Es wird noch zuviel von den Lehrern vorgelesen. Man dürfte nichts vorlesen, das man nicht bis ins einzelne Wort hinein kennt durch genaue Vorbereitung."

Quelle: Konferenzen mit Rudolf Steiner, GA 300a, S. 118

Donnerstag, 23. April 2009

Der Sprachtheoretiker Henri Meschonnic

Leider bin ich diesem Wissenschaftler bisher in der Literatur noch nicht begegnet. Von einem vertiefenden Gesichtspunkt aus erscheinen seine Forschungsergebnisse bemerkenswert. Damit stellt er sich auch gegen den ganzen Strom der Wissenschaftentwicklung im vergangenen Jahrhundert. Wir finden bei ihm den Ansatz, der wirklich weiterführt, weil er die Wissenschaft mit dem Leben verbindet.

Falls jemand von Ihnen mehr über ihn weiß, so wäre ich über eine Rückmeldung dankbar:

Der Sprachtheoretiker Henri Meschonnic ist tot

Hegel vergessen, sich an Humboldt erinnern“, so schloss vor vier Jahren eines seiner zwei Dutzend Bücher über Sprachtheorie. Der Sprache sich nicht von der Grammatik, Semantik oder der Zeichentheorie her nähern, sondern vom Sprechen als poetischem Akt, dies war das Grundanliegen des Übersetzers, Dichters, Polemikers und sehr unakademischen Linguistikprofessors der ehemaligen Universität Paris-Vincennes, Henri Meschonnic. Noch im letzten seiner Bücher, „Dans le bois de la langue“ (Im Gehölz der Sprache), vom vergangenen Herbst erinnerte er an die Bedeutung Humboldts für ihn und an dessen Hinweis, Sprache liege „nur in der verbundenen Rede“ und wir hätten es „nur immer mit den wirklich sprechenden Menschen“ zu tun.

Mit dieser Auffassung stand Meschonnic quer zu den in Paris triumphierenden Strukturalisten ... In seinen eigenen Übersetzungen, vorab der Bibel aus dem Hebräischen ins Französische, erhob Meschonnic den Anspruch, implizit zugleich eine andere Sprachtheorie mitzuliefern. In jedem einzelnen Wort ist demnach die ganze Sprache enthalten. Ausgehend von Humboldts Begriff des „Sprachsinns“, lehnte er es ab, dem Wortsinn entlang sich zur Gesamtbedeutung vorzutastennicht das Hebräische habe die Bibel hervorgebracht, es sei vielmehr umgekehrt, schrieb er unlängst....


Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.04.2009 Seite 31 - nicht online

Freitag, 17. April 2009

Relief "Eros und Fabel" - 7.Bildtafel












"Hier bringe ich euch Taranteln", sagte Fabel zu den Alten. Sie erschraken. Eine lief mit der Schere auf sie zu, um sie zu erstechen. Da stachen die Taranteln die drei alten Schwestern und sie sprangen wild umher.


Fabel hatte ihnen die Schere, mit der sie immer die Lebensfäden der Menschen abgeschnitten hatten, abgenommen.

Sie sah hinaus und erblickte Perseus mit dem großen, eisernen Schilde. Die Schere flog von selbst dem magnetischen Schilde zu. Er soll damit dem wild herumfliegenden und Schaden anrichtenden Eros die Flügel beschneiden.

Die Lösung für alle pädagogischen Probleme

Bekanntlich soll es Eltern geben, die ihren Kindern Belohnungen für gute Zeugnisse versprechen, um sie zu motivieren. Über folgende logische Konsequenz aus dieser Gesinnung regen sich nun plötzlich alle auf:

(Bank-)Noten für Noten
Ein Schweizer Schulexperiment

In der oberaargauischen Gemeinde Wiedlisbach erhalten Schüler der zweiten Sekundarklasse ein Semester lang Geld für gute Noten in Mathematik und Englisch. Die Initiative zu diesem Versuch kam von einem privaten Fernsehsender. Die Schweizer Zeitungen sind entsetzt, die Bildungsforscher auch, sogar Fachkräfte der Züricher Zentralstelle für Ehe- und Budgetberatung wurden von den Medien beigezogen, um Zweifel an der Motivationssteigerung durch Einkommensanreize zu bekräftigen. Es war sogar zu hören, die Finanzkrise habe doch gezeigt, dass „Boni“ sich nicht bewähren. Im Dorf selber waren aber, nach Auskunft der Klassenlehrerin gegenüber dem Schweizer Magazin „Weltwoche“, bislang nur ein Radiojournalist und eine lokae TV-Station. Alle anderen kennen den Ausgang des Experiments schon vorher. kau

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 08.04.2009 Seite N5

Donnerstag, 9. April 2009

Die erste "Monatsfeier"

In einer bunten Illustrierten, die nicht gerade zu den anspruchsvollsten im Lande zählt, findet sich folgender Artikel über die ersten Erfahrungen einer Mutter mit ihrem Erstklässler in der Waldorfschule. Es wird über den ersten Auftritt bei einer "Monatsfeier" berichtet:


Kiwis Kolumne

Schade, dass Mario Gomez kein Waldorf-Schüler ist


Von Andrea Kiewel


Der letzte Samstag, liebe Leserinnen und Leser, war für meine Söhne und mich so aufregend wie eine Oscar-Verleihung. Mindestens! Johnny, der kleine, hatte nämlich seinen allerersten Auftritt bei der Monatsfeier seiner Schule. ......

»Frühling« war das alle Klassenstufen verbindende Thema. Es wurde gesungen, musiziert, rezitiert, getanzt und von uns Eltern begeistert geklatscht. Und: Es gab keine Solisten. Immer trug die gesamte Klasse gemeinsam etwas vor, denn die Monatsfeier ist ja keine Mottoshow für »Waldorfschule sucht den nächsten Superstar«, sondern vielmehr die Möglichkeit für die Schüler zu zeigen, was sie gemeinsam gelernt haben und sich mit der versammelten Klasse auf der Bühne sicher und selbstbewusst zu fühlen.

Frei sprechen vor 250 Leuten ist nicht jedermanns Sache, und ich hatte - das muss aber bitte unbedingt unter uns bleiben - richtig Herzklopfen, als mein Johnny Hand in Hand mit seinen Freunden die Bühne betrat, um das verheimlichte Frühlingsgedicht aufzuführen. Es ging um eine kleine braune Blumenzwiebel, die auf Grund des frühlingshaften Gewimmels (Johnny plus fünf weitere Kinder) zum Leben erweckt wird und daraufhin glücklich ihr Blütenköpfchen aus der Erde reckt.


Auch wenn mein Kind nach einem Dreivierteljahr Schule immer noch mit dicken Wachsmalblöcken Buchstaben übt und die Wörter, die er lesen kann, an einer Hand abzuzählen sind - sein Selbstbewusstsein ist dank dieser Aufführungen enorm gewachsen. Oder anders ausgedrückt: Johnny traut sich inzwischen richtig was zu. Er geht da raus auf die Bühne und weiß: Ich kann das!

.... weiter hier..:
http://www.super-illu.de/leute/Kiwis_Kolumne_1148354.html

Freitag, 3. April 2009

Lasst die Kinder raus!

Aus einem Artikel von Gabriele Pohl in "Erziehungskunst" März 2009, Seite 264:

"...Die Risiken sind heute nicht größer als früher

Erwiesenermaßen stimmen die Befürchtungen der Erwachsenen, Kinder seien heute größeren Risiken ausgesetzt als früher, nicht. Auch wenn die Medien uns das suggerieren und offenbar Erfolg damit haben. Beispielsweise hat das Bundesinnenministerium in seinem "Ersten periodischen Sicherheitsbericht 2001" festgestellt, dass in den letzten drei Jahrzehnten weder die Gefährdung durch Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, noch durch Mord und Totschlag zugenommen habe, auch nicht Sexualmorde an Kindern.

Eine verletzungsfreie Kindheit ist sicher nicht möglich oder nur unter Verhinderung jeglicher Entwicklungsmöglichkeit für das Kind. Sind kleine Unfälle, ein paar Schrammen, ein großer Schreck, nicht normale
Begleiterscheinungen des Aufwachsens, anstatt Hinweis auf Erziehungsunfähigkeit und Verantwortungslosigkeit? ...Leider schienen immer mehr Eltern nicht nur vor ihrer eigenen Angst, sondern auch vor der öffentlichen Meinung zu kapitulieren.

Anstatt auf die Widerstandsfähigkeit der Kinder zu vertrauen und das Verletzungsrisiko als
Bestandteil der Freiheit anzusehen, welche die Kinder brauchen, um ihre
Umwelt zu erkunden und mit ihr und mit sich selbst notwendige
Erfahrungen machen zu können, versuchen sie ihre Kinder vor allem zu
bewahren und bewahren sie in erster Linie vor dem Leben selbst.
Wer Kinder überbehütet, raubt ihnen Lebensfreude, Selbstbewusstsein und die Chance, Krisen meistern zu lernen. ..."