Donnerstag, 27. Dezember 2018

Verwahrlost?

Ein Erzieher hat es mit einer Gruppe etwas seelisch verwahrloster junger Schüler zu tun.
In seiner Not wendet er sich an den Gottesgeist.
Dieser führt ihn an ein Gewässer. Aus dem Schlamm holt er eine Muschel, reinigt sie von Schmutz und Algen, öffnet sie und holt eine schimmernd glänzende Perle heraus.

Sonntag, 2. Dezember 2018

DIE HEUTIGE JUGEND

Es ist eine Art Evolutionsprinzip, dass Kräfte, die früher noch mehr im Inneren, Verborgeneren der Wesen, der Menschen lagen, mit der Zeit sich außen verlagern, sichtbar werden, in die Sinneserscheinung eintreten.

Das kann je nachdem etwas Erschreckendes und etwas Beglückendes haben.

Wenn es Kräfte sind, die weniger vorteilhaft für die Menschenentwicklung sind, dann tritt das besonders in den Kindern und in der Jugend eben auch in unvorteilhafter Weise in Erscheinung. Und führt dann zu dem berühmten Generationen-Konflikt. Da die Älteren in den Jüngeren letztlich immer das beklagen, kritisieren oder gar bekämpfen, was sie selbst in ihrem Inneren nicht bewältigt haben.

Tatsache dabei ist, dass es sich dabei um Wesenhaftes handelt, das die ältere Menschheit nicht in ihrem Inneren ausreichend bearbeitet hat, nicht ausreichend in Positives umgewandelt hat.

Auch positive Eigenschaften, die früher verborgen waren, kommen später deutlicher zur Erscheinung.

Kinder können heute über ihr Seeleninneres in einer verblüffend klaren, offenen Weise sprechen. Das wäre in vergangenen Generationen undenkbar gewesen.

Andererseits leben sie in virtuellen Kriegsspielen Kräfte aus, die man nicht in ihnen vermutet hätte. Gleichwohl wird eine nüchterne Betrachtung der Vergangenheit und des Menschenwesens immer ergeben, dass der Trieb zu Kampf und Krieg nicht unbedingt eine neue Erscheinung ist. Er ist der männlichen Inkarnationsform gewissermaßen innewohnend und sucht immer nach Bearbeitung, Bewältigung oder Betätigung.


Freitag, 30. Dezember 2011

Nicht der Kopf rechnet, sondern der ganze Mensch

Der Anfangsunterricht im Rechnen
Es ist durchaus angemessen in den ersten Schuljahren noch von „Rechnen“ zu sprechen und noch nicht von „Mathematik“. Im Wort Rechnen ist noch eine Tätigkeit erlebbar, die im Begriff Mathe­matik schon verloren gegangen ist.

Rechnen muss man viel stärker als Gliedmaßentätigkeit ansehen und weniger als Kopfprozess, wenn es gesund an die jungen Kinder herangebracht werden soll.
Alles Intellektuelle und Abstrakte bewirkt Verhärtungen in der kindlichen Seele.

Die nun folgenden Darstellungen wurden überwiegend abgeleitet aus den umfangreichsten Hinwei­sen Rudolf Steiners zum Rechnen, die er im Jahre 1924 in England, in Torqay, gegeben hat. Diese findet man in dem Buch „Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit“.

Das Wesen der Zahlen

In der ersten Rechenepoche wird man die Zahlen in der Klasse einführen. Dabei geht man innerlich nicht von einer Zahlenvorstellung aus, wo jede Zahl dadurch entsteht, dass man eine eins zu der vorhergehenden addiert. Dies wäre eine rein mengenmäßige Sicht der Zahl. Sondern man geht von einem Bewusstsein aus, das früher der Menschenseele viel näher lag, nämlich, dass die Eins alle Zahlen bereits in sich enthält. Sie ist gewissermaßen wie eine Ureinheit, die zunächst alles in sich enthält. So wie einst die ganze Welt, die Sonne und ihre Planeten, gewissermaßen in einer Ureinheit noch ineinander ruhte. Es handelt sich um dabei im Bilde um den göttlichen Uranfang aller Dinge. Die Eins hat die Qualität der Einheit, der Ganzheit, des Allumfassenden oder auch des lebendigen Organismus. Hier gibt es bereits das Differenzierte, aber alles wirkt in einer Einheitlichkeit für- und miteinander.

Man wird diese Dinge nicht in dieser Weise mit den Kindern besprechen können, aber der Lehrer wird beseelt, begeistert und ganz durchdrungen sein von solchen weltengewaltigen, gar heiligen Vorstellungen und Ideen.

Auch der Mensch war nach den Bildern der Bibel zunächst ein einheitliches, ungetrenntes, ungeteil­tes Wesen. Es wurde nicht zuerst ein Mann erschaffen, sondern ein Mensch, der war zugleich weib­lich und männlich.

Hat man in der passenden Weise in der Klasse die Großartigkeit der Eins charakterisiert, dann wird man u.a. ein Kind vor die Klasse rufen und ihm mit großem Ernst sagen: „Siehst du, du bist ein Mensch, du bist selbst eine Einheit. Du bist wie die Eins.“ Dieses wird für das Kind zu einem un­vergesslichen Erlebnis. Es hat das Gefühl in ein großes Weltgeheimnis eingeweiht worden zu sein. Andere Kinder wollen dann auch, dass man es in dieser Weise deutlich, ernst und bewusst zu ihnen sagt.

Nach ausführlicher Behandlung der Eins geht man weiter zur Zwei. Die Qualität der Zwei empfin­det man dann als die Teilung der Einheit. So wie aus der Ur-Menschen-Einheit das Männliche und das Weibliche als Polarität entstanden. Oder wie in der Schöpfungsgeschichte Tag und Nacht von­einander geschieden wurden. Davor gab es also einen Zustand, in dem beide noch in einer Wir­kungseinheit eins waren. Jetzt wird ein „Gegenüber“ geschaffen. So kommt es zur Möglichkeit der Erkenntnis. Polari­tät bedeutet auch Spannung. Damit entsteht Dynamik und die Möglichkeit von Bewegung und Ent­wicklung.
Der Mensch als einheitliches Wesen bekommt rechts und links; eine rechte Hand und eine linke.

Den Kindern gegenüber weist man gerade daraufhin, dass sie eine rechte und eine linke Hand haben und dass nun die eine Hand auch die andere anfassen kann – das bildet die Möglichkeit der Begegnung ab. Nur eine Hand alleine könnte sich nicht anfassen, sich nicht begegnen.

Die Qualität der Dreiheit erlebt man besonders gut im Bilde von Mutter-Vater-Kind. Bilden Vater und Mutter zunächst als Paar noch eine Polarität, so ist im Kind als Drittem diese Polarität aufgehoben, überwunden, erhöht. Das Kind ist eine neue Einheit. In ihm hat sich der Weltenprozess weiterentwickelt. Es hat eine neue Entwicklungsstufe erreicht.

Die Vierheit erleben wir besonders an den vier Beinen vieler Tiere. Sie stützen so ihre Leiber ab. Sie drücken sich damit weg von der Erde. Tische und Stühle haben oft vier Beine. Mit der Vierheit steht man so richtig und fest auf der Erde. Die Fünfheit lässt uns auf die menschliche Hand blicken und alles das, was man als Mensch in der Arbeit mit ihr für sich und die Welt vollbringen kann. Die Hand mit ihren fünf Fingern wird zum vollkommenen Ausdruck für die tätige Verwirklichung meines Menschseins. Auch zum Gebet kann der Mensch seine falten.

So erlebt das Kind im Erarbeiten der Zahlen am Anfang der ersten Klasse etwas Großes und Bedeutsames. Auch wenn es dabei vielleicht einmal gedanklich etwas nicht gleich in seiner Größe begreifen wird, so fühlt es doch mit seiner ganzen Seele die Wahrheit dieser Zusammenhänge. Es empfindet ja diese Dinge in Wirklichkeit in sich und kann sich so mit den Zahlen auch äußerlich verbinden. Wenn der Lehrer sich in die großen philosophisch-religiösen Zusammenhänge der Zahlenqualitäten genügend gewissermaßen „hineinmeditiert“ hat, dann braucht er auch keine Scheu zu haben, mit den Kindern so zu sprechen. Er wird dann überrascht sein, dass die Kinder selber ganz unbefangen in der geisterfüllsten Weise selber über diese Dinge zu sprechen beginnen.

Man kann dann gut verstehen, dass richtiger Unterricht kein Hineinfüllen von Stoff in den Kinderverstand ist, sondern dass man in Wirklichkeit die Kinder nur zum richtigen Gespräch anzuregen und zu führen braucht, dann quillt die Weisheit quasi von selbst aus ihnen heraus. Wir holen also viel mehr einen solchen Unterrichtsstoff aus ihnen heraus, wir trichtern ihn nicht mehr ein.

Rechnen aus der Bewegung

Unsere Glieder selbst sind nach Zahlengesetzmäßigkeiten gebildet. Der Oberarmknochen verkörpert die Eins. Elle und Speiche im Unterarm sind eine Zweiheit, die in die Beweglichkeit hineinführt. Über die Mittelhandknochen gelangen wir zur Fünfheit der Finger, zur Zehnheit der beiden Hände und zur Zwanzigheit, wenn man die Zehen dazunimmt. Früher dachte man wohl noch viel mehr beim Rechnen an die Zehen, daher auch die Ähnlichkeit der Wörter „zehn“ und „Zehen“. Tasten wir mit dem Daumen die jeweils drei Glieder der anderen Finger ab, dann kommen wir zur Zwölf, nehmen wir die beiden Daumenglieder dazu, dann haben wir die Vierzehn. So wird man erstaunlich viele besondere Zahlenverhältnisse gerade im menschlichen Knochensystem finden. Nun gibt es den Hinweis Rudolf Steiners, dass man sich vorstellen möge, dass das Kind, wenn es seine Glieder bewegt im Grunde unbewusst rechnet. Krümme ich einen Finger, dann mache ich in Wahrheit: eins, zwei, drei.

Wenn wir also mit den Schülern zu rechnen beginnen, dann holen wir die Fähigkeit, die man zum Rechnen braucht, aus seinen Glieder heraus ins Bewusstsein. So wird das erste Rechnen immer viel mit Bewegung zu tun haben. Wir können beispielsweise rhythmisch mit den Kindern im Kreis laufen und sprechen: eins, zwei – eins, zwei – eins- zwei... dabei kann man bei zwei immer mit dem Fuß ein wenig stärker auftreten. Dann ähnlich: eins, zwei, drei... Wir werden zunächst noch nicht weiterzählen: eins,zwei – drei, vier, - das kommt erst später. Nur wenn ein Kind in gutem Rhythmus sich bewegen und dabei zählen kann, wird es in gesunder Weise ins Rechnen hineinfinden. Wir beobachten bei rechenschwachen Kindern immer wieder, dass sie eben auch in der rhythmisch koordinierten Bewegung Schwierigkeiten haben.

So ist es auch etwas durchaus Natürliches, dass Kinder mit ihren Fingern zählen. Sie werden sich zur gegebenen Zeit von alleine davon lösen. Man wird als Lehrer sogar nach Gelegenheiten suchen, auch noch die Zehen mit einzubeziehen. Viel Geschicklichkeit in allen Gliedmaßen ist der Rechenfähigkeits-Entwicklung förderlich.

Man wird dann in sinnvoller Weise die Ziffern einführen und die elementaren Rechenarten mit Kastanien, Nüssen oder etwas anderem Brauchbarem lange und gründlich äußerlich üben. Man kann noch lange damit warten, den Kopf dabei anzustrengen. Aber die Glieder sollen geschickt und fleißig tätig rechnen. Rudolf Steiner spricht davon, dass eben in Wirklichkeit nur der Körper rechnet und dass der Kopf den Rechenprozess gewissermaßen ins Bewusstsein heraufspiegelt, aber nicht selber tätig ist. Er ist nur in dem Sinne tätig, wie der Spiegel tätig ist, wenn er mir mein Spiegelbild zurückwirft. Man könnte auch sagen: Der Körper ist das, was beim Computer der Rechner ist und der Kopf entspricht dem Monitor.

Damit sind einige Prinzipien angesprochen, aus denen heraus die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer im ersten und zweiten Schuljahr in der Waldorfschule den Rechenunterricht entwickelt.

Dieter Centmayer

Freitag, 5. August 2011

Manchmal ist man nur für ein einziges Kind da

Äußerlich betrachtet ist der Lehrer für alle Kinder in der Klasse zuständig und wird sich um die Förderung aller Kinder in bestmöglicher Weise bemühen.

Nun gibt es aber auch eine tiefere Betrachtungsmöglichkeit. Rudolf Steiner erwähnt, dass es sein kann, dass er einen Vortrag vor vielen Menschen hält, dass aber in Wahrheit der Inhalt des Vortrags geistig nur an einen einzigen Menschen gerichtet ist. Natürlich haben alle Zuhörer sehr viel von dem, was ihnen der Geistesforscher mitteilt, aber für den Vortragenden selbst besteht die Kraft- und Inspirationsquelle in dem einen, an den er sich gezielt richtet.

So wird auch der Lehrer öfter handeln. Er wird sich besondere Gedanken um ein einziges Kind machen und er wird den Unterricht am nächsten Tag ganz auf dieses eine Kind zuschneiden. Dennoch werden alle anderen auch zu ihrem Recht kommen.

Vielleicht hat er aus der Sorge um ein Kind eine sinnige Geschichte ausgearbeitet. Diese hören natürlich dann alle Kinder und sie werden alle von dieser Geschichte ergriffen sein.

In der Bemühung des Lehrers um das einzelne, konkrete Kind liegt eine sehr starke, konzentrierte Kraft, die eine große Wirksamkeit entfalten kann. Denkt der Lehrer, er muss allen gleichzeitig gerecht werden, dann beginnt etwas in seiner Kraftkonzentration zu verschwimmen.Er wird allgemeiner, weniger konkret. Das schwächt die Wirksamkeit für alle Kinder.

Es kann sein, dass man ein sehr schwieriges Kind in der Klasse hat, das alle Energie und Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich zieht. Manch ein Lehrer wird nun geneigt sein, zu sagen, dass er so nicht weiter unterrichten könne. Die anderen Kinder in der Klasse kämen so nicht mehr zu ihrem Recht. Er könne sich nicht genügend auf sie konzentrieren. Oft muss dann dieses Kind die Klasse verlassen.

Man kann aber auch den Gesichtspunkt einnehmen, dass dieses Kind aus Schicksalsgründen eben gerade in diese Klasse gehört. Es kann deshalb die Aufgabe dieses Lehrers sein, besonders für dieses eine Kind dazusein. Seine Bemühung um dieses Kind bedeutet eine unwägbare Kraftwirkung, die für alle Kinder in der Klasse Bedeutung hat. Allein schon der Gedanke, dass alle Kinder miterleben, wie ein Mensch all seine Kraft und Liebe einem anderen zuwendet, um ihm zu helfen, kann für ihr ganzes spätere Leben eine Richtschnur werden.

Ich habe es erlebt, dass ein Lehrer ein Kind große Teile des Unterrichtes an der Hand nehmen musste, während er unterrichtete. Manchmal musste er es sogar richtig fest halten – mit beiden Armen, damit es zur Ruhe kam. Er unterrichtete dabei weiter. Nach einiger Zeit hatte sich die Klasse an solche Situationen gewöhnt und ließ sich davon nicht mehr ablenken, weil der Lehrer in Gelassenheit weiter unterrichtete. Sonderbarerweise gab es von Seiten der Kinder – und dadurch auch von Seiten der Eltern – nie Klagen über diese Situation. Im Gegenteil war das Gespräch auf Elternabenden über diese Situation viel mehr von Verständnis, Sorge und und Mitgefühl geprägt.

Auch die Wahl oder Inspiration für ein Klassenspiel kann sich auf ein einziges Kind in der Klasse beziehen. Man hat da ein Kind und denkt sich, es passe genau für diese oder jene Hauptrolle eines bestimmten Theaterstückes für genau dieses Kind. Es verkörpert vielleicht dieses in seinem Sein und Wesen eigentlich diese bestimmte Rolle schon ein wenig. Dies ist ein ganz anderer Gesichtspunkt, als wenn man denkt, dass ein Stück zu einer ganzen Klasse passen muss. Aber es können bestimmte Schicksalsgründe vorliegen, dass man die Entscheidung ausschließlich für ein einziges Kind fällt. Das Spiel wird dennoch für alle Kinder eine große Freude und ein großer Erfolg werden.

Für den Fortschritt unserer Kultur und der ganzen Menschheit brauchen wird ein Bewusstsein für die Bedeutung des einzelnen, individuellen Menschen. Die daraus entstehende Kraft und Liebe strahlt wie ein heller Stern in den Umkreis. Ich sage bewusst, wie ein Stern und nicht wie eine Sonne. Denn die Wirkungen der Sterne sind für die heutige Menschheit noch viel zu verborgen und unbekannt. Was aber wie eine Sonne strahlt, das sind die Dinge, die jeder bemerkt und einsehen kann.

Wir sollten deshalb in unseren pädagogischen Bemühungen viel mehr solche sternhaften Taten vollbringen, die äußerlich nur sehr zart strahlen – man sieht sie nur bei Nacht, d.h. bei geistiger Bemühung- , wenn man ihnen aber näher käme, würden sie zu gewaltig strahlenden Sonnen werden.

Persönliche Anmerkung:
Einmal hatte ich ein solches Klassenspiel gewagt, das ganz auf ein einziges Kind zugeschnitten war, das dann auch wirklich die Hauptrolle übernahm. - Man weiß ja vorher nie, ob sich auch alles ohne, dass der Lehrer es autoritär erzwingt, so fügen wird. Man muss dabei auch hoffen, dass die Engel mitwirken. - Als wir dann in die intensiver Probenphase kamen, etwa zwei Wochen vor der Aufführung, da meinte dann dieses Kind, es wolle die Rolle nicht mehr spielen und weigerte sich, weiterzuproben. Es war in eine Krise geraten. Alles drohte zu zerbrechen. Einige Tage später hatte es diese Situation wieder überwunden. Es wurde schließlich eine schöne Aufführung.

Mittwoch, 3. August 2011

Die Bildung brüderlicher Gemeinschaften in Schulen und anderswo

Es ist für mich eine der größten Lebenssorgen, dass es mit dem, was in der Überschrift angesprochen wird, in unserem Zeitalter kaum Fortschritte gegeben hat.

In den über hundert Jahren geisteswissenschaftlicher, theosophischer und anthroposophischer Arbeit
ist Gewaltiges geleistet worden. Auf den praktischen Lebensgebieten von Pädagogik, Landwirtschaft oder Medizin wurden unzählige Einrichtungen begründet. Allerorten arbeiten Menschen in Gruppen zusammen und bemühen sich um ihren geistigen Fortschritt. Das veröffentlichte Schriftgut ist so umfangreich, dass es kaum ein einzelnes Bewusstsein mehr umschließen kann.

 Immer wieder wurden und werden auch Versuche unternommen, dass in Gruppen und Gemeinschaften das Prinzip der Brüderlichkeit praktisch zum Tragen kommt. Oft scheitern diese Bestrebungen. Wir erleben nach wie vor eine gewisse Dominanz des Individualistischen gegenüber dem Prinzip des Gemeinschaftlichen. Oft täuscht auch das scheinbare Funktionieren einer Gemeinschaft darüber hinweg, dass es doch immer wieder einzelne, führende Menschen sind, die einer Gemeinschaft das Gepräge geben und sie als Form bewahren.

Im Grunde ist noch immer die Dimension der Brüderlichkeit als Teil der geistigen Arbeit nicht so ausreichend erfüllt, dass sie auf breiter Ebene zur Bildung stabiler brüderlicher Gemeinschaften führt. Man hat den Eindruck, dass die Kräfte, die aus der Welt heranbranden, den Individualitäten das selbstlose Aufgehen im Gemeinschaftlichen schwer macht. Denn ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit ist eine Grundbedingung für das Gelingen einer Gemeinschaft. Außerdem leben hartnäckig viele Urteile, was z.B. den Wert der eigenen Meinung, die Bedeutung von Kritik oder den Umgang mit dem Gegner angeht, auch in den Seelen vieler geistig strebender Menschen. Auch das erschwert eine wahre Gemeinschaftsbildung.

Im Jahre 1905 hält Rudolf Steiner einen Vortrag über die Brüderlichkeit und das Bilden von Bruderschaften (GA 54, alle folgenden Zitate stammen aus dem Vortrag VIII. Bruderschaft und Daseinskampf, Berlin, 23. November 1905 ab Seite 179).

 „Der geisteswissenschaftlich Strebende ist überzeugt, und nicht nur überzeugt, sondern sich ganz klar darüber, dass die tiefe Erkenntnis, die Erkenntnis der geistigen Welt, wenn sie wahrhaft und wirklich den Menschen ergreift, zur Bruderschaft führen muss, dass die edelste Frucht tiefer, innerster Erkenntnis eben diese Bruderschaft ist.“


Rudolf Steiner stellt in diesem Vortrag das Prinzip der Brüderlichkeit dem darwinistischen Dogma vom „Kampf ums Dasein“ und dem Prinzip der Konkurrenz gegnüber.

 „Es wird gerade in gewissen Kreisen immer wieder und wieder auf die fortschrittlich wirkende Kraft des Kampfes hingewiesen, und wie oft können wir es heute noch hören, dass des Menschen Kräfte wachsen am Widerstand, dass der Mensch stark wird an Willen und intellektueller Initiative dadurch, dass er seine Kräfte an dem Gegner messen muss.“

Rudolf Steiner weist dann darauf hin, wie es in unserer mitteleuropäischen Geschichte immer wieder brüderliche Organisationsformen waren, die den eigentlichen Kulturfortschritt bewirkt haben:

„Wir finden dieses Prinzip der Bruderschaft vor allen Dingen in der Art und Weise ausgebildet, wie in den Zeiten vor und nach der Völkerwanderung der Besitz geregelt war. In ausgedehntestem Maße gab es da einen Gemeinbesitz an Grund und Boden. Die Dorfmark,in welcher die Menschen beisammen wohnten, hatte einen gemeinsamen Grundbesitz, und mit Ausnahme des wenigen, was unmittelbar zum Hausgebrauch gehört, mit Ausnahme der Werkzeuge, vielleicht auch eines Gartens, war alles, was Besitz war, gemeinschaftlich. Von Zeit zu Zeit wurde der Grund und Boden von neuem wieder unter den Menschen aufgeteilt, und es zeigte sich, dass diese Stämme dadurch stark geworden waren, dass sie die Bruderschaft in Bezug auf materielle Güter bis zu einer außerordentlichen Höhe getrieben hatten.“


Dann etwas später:


„Wenn wir einige Jahrhunderte weitergehen, finden wir, dass dieses Prinzip uns in außerordentlich fruchtbringender Weise entgegentritt. Das Prinzip der Bruderschaft, wie es ausgeprägt ist in der alten Dorfmark, in den alten Zuständen, wo die Menschen ihre Freiheit im brüderlichen Zusammenleben fanden, drückte sich besonders charakteristisch darin aus, dass man so weit ging, das, was der einzelne besaß, bei seinem Tode auf seinem Grunde zu verbrennen, weil man nichts, was einem einzelnen als Einzelbesitz gehörte, nach dem Tode desselben besitzen wollte. Als mit diesem Prinzip gebrochen worden war infolge verschiedener Verhältnisse, namentlich weil einzelne sich Großgrundbesitz angeeignet hatten und die Menschen in der umliegenden Gegend dadurch zur Leibeigenschaft und zu Frondiensten gezwungen waren, da machte sich das Prinzip der Bruderschaft in einer andern, leuchtenden Weise geltend.“


 Es folgte historisch die Bildung von Handwerker-Gilden:

„Diejenigen, welche gemeinschaftliche, gleichartige Beschäftigungen hatten, schlossen sich zu Vereinigungen zusammen, die man Schwurbruderschaften nannte und die später zu den Gilden auswuchsen. Diese Schwurbruderschaften waren weit mehr als bloße Vereinigungen der gewerblichen oder handeltreibenden Menschen. Sie entwickelten sich aus dem praktischen Leben heraus zu einer moralischen Höhe. Das gegenseitige Sich-Beistehen, die gegenseitige Hilfeleistung war in hohem Maße bei diesen Bruderschaften ausgebildet, und viele Dinge, um die sich heute fast niemand mehr kümmert, waren Gegenstand solchen Beistandes. So leisteten sich zum Beispiel die Angehörigen einer solchen Bruderschaft in der Weise Hilfe, dass sie sich in Krankheitsfällen unterstützten. Es wurden von Tag zu Tag zwei Brüder bestimmt, die am Bette eines kranken Bruders Wache halten mussten. Es wurden die Kranken mit Nahrungsmitteln unterstützt, ja es wurde selbst über den Tod hinaus brüderlich gedacht, indem es als ganz besonders ehrenvoll galt, den zur Bruderschaft Gehörigen in entsprechender Weise zu begraben. Endlich gehörte es auch zur Ehre der Schwurbruderschaft, die Witwen und Waisen zu versorgen. Daraus sehen Sie, wie ein Verständnis für die Moral im Gemeinschaftsleben erwuchs, wie sich diese Moral auf dem Grunde eines Bewußtseins bildete, von dem sich der heutige Mensch schwer eine Vorstellung machen kann. Glauben Sie nicht, dass hier in irgendeiner Weise die gegenwärtigen Verhältnisse getadelt werden sollen. Sie sind notwendig geworden, so wie es auch nötig gewesen ist, dass die mittelalterlichen Verhältnisse in ihrer Art zum Ausdrucke gekommen sind. Verstehen müssen wir nur, dass es auch andere Phasen der Entwickelung gab als die heutige.“


Er schildert dann den menschlichen Organismus, wo die Abermillionen Zellen alle in sinnvoller Weise zusammen arbeiten. Das höhere Wesen der menschlichen Seele findet in diesem Zusammenwirken seinen Ausdruck. Wenn nun einige Menschen zusammenkommen, so können sie auch eine Gemeinschaft bilden, in der ein Höheres seinen Ausdruck finden kann:

„Aber niemals könnte die menschliche Seele hier auf Erden wirken, wenn nicht diese Millionen kleiner Wesen ihre Selbstheit aufgeben und sich in den Dienst des großen, gemeinsamen Wesens stellen würden, das wir als die Seele bezeichnen.“

Fünf Menschen, die zusammen sind, harmonisch miteinander denken und fühlen, sind mehr als 1 + 1 + 1 + 1 + 1 sie sind nicht bloß die Summe aus den fünf, ebensowenig wie unser Körper die Summe aus den fünf Sinnen ist, sondern das Zusammenleben, das Ineinanderleben der Menschen bedeutet etwas ganz Ähnliches, wie das Ineinanderleben der Zellen des menschlichen Körpers. Eine neue, höhere Wesenheit ist mitten unter den fünfen, ja schon unter zweien oder dreien. «Wo zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind, da bin ich mitten unter ihnen.» Es ist nicht der eine und der andere und der dritte, sondern etwas ganz Neues, was durch die Vereinigung` entsteht. Aber es entsteht nur, wenn der einzelne in dem andern lebt, wenn der einzelne seine Kraft nicht bloß aus sich selbst, sondern auch aus den andern schöpft. Das kann aber nur geschehen, wenn er selbstlos in dem andern lebt.“


 Damit sich eine solche brüderliche Gemeinschaft bilden kann sind verschiedene Voraussetzungen nötig:

 1. Der Gegner wird nicht mehr bekämpft, man tritt nur positiv für das eigene Ideal ein.
„Es möchte wohl ein jeder gerne wissen, wie man Daseinskampf und Bruderliebe miteinander vereinigt. Das ist sehr einfach. Wir müssen lernen, den Kampf durch positive Arbeit zu ersetzen, den Kampf, den Krieg zu ersetzen durch das Ideal. Man versteht heute nur noch zu wenig, was das heißt. Man weiß nicht, von welchem Kampf man spricht, denn man spricht im Leben überhaupt nur noch von Kämpfen. Da haben wir den sozialen Kampf, den Kampf um den Frieden, den Kampf um die Emanzipation der Frau, den Kampf um Grund und Boden und so weiter, überall, wohin wir blicken, sehen wir Kampf.
Die geisteswissenschaftliche Weltanschauung strebt nun dahin, an die Stelle dieses Kampfes die positive Arbeit zu setzen. Derjenige, der sich eingelebt hatte in diese Weltanschauung, der weiß, dass das Kämpfen auf keinem Gebiete des Lebens zu einem wirklichen Resultate führt. Suchen Sie das, was sich in Ihrer Erfahrung und vor Ihrer Erkenntnis als das Richtige erweist, in das Leben einzuführen, es geltend zu machen, ohne den Gegner zu bekämpfen.“

2.Man macht sich zum Diener der Mitglieder der Gemeinschaft

„Derjenige wirkt am besten, der nicht seine Meinung durchsetzen will, sondern das, was er seinen Mitbrüdern an den Augen ansieht; der in den Gedanken und Gefühlen der Mitmenschen forscht und sich zu deren Diener macht. Der wirkt am besten innerhalb dieses Kreises,..der die eigene Meinung (zurückzustellen kann).... Wenn wir in dieser Weise zu verstehen suchen, dass unsere besten Kräfte aus der Vereinigung entspringen und dass die Vereinigung nicht bloß als abstrakter Grundsatz festzuhalten, sondern vor allen Dingen in theosophischer Weise bei jedem Handgriffe, in jedem Augenblicke des Lebens zu betätigen ist, dann werden wir vorwärtskommen. Wir dürfen nur keine Ungeduld haben in diesem Vorwärtskommen.“

3.Man hört einander zu

 „Unterdrücken müssen wir also unsere Meinung, um den andern ganz zu hören, nicht bloß das Wort, sondern sogar das Gefühl, auch dann, wenn sich in uns das Gefühl regen sollte, dass es falsch ist, was der andere sagt. Es ist viel kraftvoller, zuhören zu können, solange der andere spricht, als ihm in die Rede zu fallen. Das gibt ein ganz anderes gegenseitiges Verständnis. Sie fühlen dann, wie wenn die Seele des andern Sie durchwärmte, durchleuchtete, wenn Sie ihr in dieser Weise mit absoluter Toleranz entgegentreten. Nicht bloß Freiheit der Person sollen wir gewähren, sondern völlige Freiheit, ja sogar die Freiheit der fremden Meinung sollen wir schätzen."


 4.Wir üben, uns Gedanken der Freundschaft und Liebe zuzusenden:

„Jeder mag sich darin ausbilden, wenn er Zeit dazu findet, seinen Lieben Gedanken der Liebe und Freundschaft zuzusenden. Der Mensch hält das gewöhnlich für etwas Bedeutungsloses. Aber wenn Sie einmal dahin gelangen, einzusehen, dass der Gedanke ebenso gut eine Kraft ist wie die elektrische Welle, die von einem Apparat ausgeht und zum Empfangsapparat überströmt, dann werden Sie auch das Bruderschaftsprinzip besser verstehen, dann wird allmählich das gemeinschaftliche Bewusstsein deutlicher, dann wird es praktisch.“




„Von diesem Gesichtspunkt aus können wir uns klar darüber werden, wie die geisteswissenschaftliche Weltanschauung den Daseinskampf und das Bruderschaftsverhältnis auffasst. Wir wissen ganz genau, dass mancher, der an diesen oder jenen Platz im Leben gestellt ist, einfach unterginge, wenn er nicht mit den Wölfen heulen würde, wenn er diesen Daseinskampf nicht ebenso grausam führen würde wie viele andere. Für denjenigen, der materialistisch denkt, gibt es fast kein Entrinnen aus diesem Daseinskampf. Wir sollen zwar an dem Platze unsere Pflicht tun, an den uns das Karma hingestellt hat. Wir tun aber das Richtige, wenn wir uns klar sind, daß wir viel mehr leisten würden, wenn wir darauf verzichteten, in der unmittelbaren Gegenwart die Erfolge zu sehen, die wir erreichen wollen. Bringen Sie es übers Herz, wenn Sie vielleicht mit blutender Seele im Daseinskampfe stehen, demjenigen, dem Sie wehe getan haben im Daseinskampfe, in liebevoller Gesinnung von Seele zu Seele Ihre Gedanken zuströmen zu lassen, dann werden Sie als Materialist vielleicht denken, Sie haben nichts getan. Nach diesen Auseinandersetzungen aber werden Sie einsehen, dass dies später seine Wirkung haben muss, denn nichts, das wissen wir, ist verloren, was im Geistigen vorgeht.
So können wir manchmal mit zagender Seele, mit Wehmut im Herzen den Daseinskampf aufnehmen und durch unsere Mitarbeit denselben umwandeln. So in diesem Daseinskampfe arbeiten, heißt in praktischer Beziehung den Daseinskampf ändern. Nicht von heute auf morgen ist das möglich, aber daß wir es können, ist außer allem Zweifel. Wenn wir an der eigenen Seele im Sinne der Bruderliebe arbeiten, dann nützen wir dadurch, daß wir uns nützen, am meisten der Menschheit, denn wahr ist es, dass unsere Fähigkeiten entwurzelt sind wie eine aus dem Boden gerissene Pflanze, wenn wir im selbstischen Sondersein verharren. So wenig ein Auge noch ein Auge ist, wenn es aus dem Kopfe gerissen wird, so wenig ist eine menschliche Seele noch eine Menschenseele, wenn sie sich von der menschlichen Gemeinschaft trennt. Und Sie werden sehen, dass wir unsere Talente dann am besten ausbilden, wenn wir in brüderlicher Gemeinschaft leben, dass wir am intensivsten leben, wenn wir im Ganzen wurzeln. Freilich müssen wir abwarten, bis das, was Wurzel schlägt im Ganzen, durch stille Einkehr in sich selbst zur Frucht reift.“



„Geben wir uns in der Bruderschaft auf, so ist dieses Aufgeben, dieses Aufgehen in der Gesamtheit eine Stählung, eine Kräftigung unserer Organe. Wenn wir dann als Mitglied einer solchen Gemeinschaft handeln oder reden, so handelt oder redet in uns nicht die einzelne Seele, sondern der Geist der Gemeinschaft. Das ist das Geheimnis des Fortschritts der zukünftigen Menschheit, aus Gemeinschaften heraus zu wirken.“


 Beginnen wir solche Brüderlichkeit zu üben und neue Gemeinschaften mit einem Menschen, mit zweien, mit dreien oder mit mehreren Menschen zu bilden!

Sonntag, 26. Juni 2011

Zeugnissprüche IIa (2. auf 3.Klasse)

Sprüche in Inhalt und Form an Steiners Spruchgut angelehnt
Viele dreigliedrige Sprüche


Sonnenhelles Denken,
herzeliebes Fühlen,
arbeitsames Wollen
sind des Menschen
reiner Lebensquell;
sind lebendige Gotteskräfte
in Seelentiefen,
leitend mich auf Lebenswegen.



Die liebe Sonne spendet
aus Raumesweiten
Lichteskraft.
Die liebe Erde trägt
und hält mich fest
mit ihrem starken Arm.

Der Gottesgeist verehr' ich,
weil er mit Seelenmacht
den Menschenleib erkraftet
und zwischen Sonn' und Erde
mich in die Welt gestellt.

______________________________

Wenn aus den Weltenweiten
der Sonne liebes Licht
erhellt den Erdentag,
dann strahlt in Menschenseelen
des Herzens Freudensonne.
Und Menschengeister sprechen
Dankgebete dem Gottes-Liebes-Geist.

_______________________________

Der lieben Gotteskraft,
die tätig in den Gliedern schafft
will danken ich
an jedem neuen Tag,
dass freudig ich
durchs Leben gehen mag.

_____________________________

Nehmen und geben,
lieben im Leben,
streben im Lernen,
danken für Gaben,
die ich darf haben,
daran will denken ich
allezeit.

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Die guten Menschenherzen lieben das Wahre,
die guten Menschenherzen lieben das Schöne,
die guten Menschenherzen lieben alles Weltensein.
Und dankbare Menschenseelen
verehren den Gottesgeist,
der in allem lebt, was ist.

_______________________________

Im lieben Sonnenlicht,
da wirket Gotteskraft.

In reinen Seelentiefen,
da leuchtet Gottes Schein.

Und in den Menschenworten,
da spricht aus Seelentiefen
im Sonnenlicht die Gotteskraft:
„Der Mensch ist gut!“

_________________________

Der lieben Lüfte
weißes Wolkenweben.

Der grünen Wiese
lichtes Falterschweben.

Der großen Erdentiefen
kristallen Königreich.

Das alles sind Taten
göttlicher Wesen.

Sie will ich verehren,
ihnen Dank nicht verwehren.


_____________________________


Der edle Adler schwinget
sich in die Himmelshöhen.

Er will im hellen Sonnenlicht
die Erdenwelt erstrahlen sehen.

Es tragen ihn des Äthers Lüfte.
Er schmecket schon des Himmels Düfte.

Er kennt des Himmels Götterreich.
Bringt Kundschaft uns ins Erdenreich.

_____________________________

Menschen wollen gute Werke.
Drum spricht die Menschenhand:
Erarbeiten will ich sie!

Menschen schaffen schöne Dinge.
Drum spricht das Menschenherz:
Erfühlen will ich sie!

Menschen sagen wahre Worte.
Drum spricht das Menschenhaupt:
Erhören will ich sie!

______________________________

Menschen lernen die Wahrheit.
Menschen lieben die Schönheit.
Menschen arbeiten mit Tatkraft.

Die Wahrheit lernend,
die Schönheit liebend,
mit Tatkraft arbeitend
erreiche ich Lebensziele.


_________________________


Den Menschen trägt
die liebe Erde.


Den Menschen wärmt
der lieben Sonne Licht.


O Gott, ich danke dir
dass meine Seele,
durch deine Macht erkraftet,
durchs Leben gehen darf.


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Die lieben Blumen schmücken
das Erdenkleid.


Die lieben Vöglein durchtönen
die Sonnenluft.


Die lieben Menschenseelen
danken den Weltengeistern.

Freitag, 24. Juni 2011

Zeugnissprüche Ia (1. auf 2. Klasse)

SONNENSPRÜCHE
MENSCHENSPRÜCHE
WELTENSPRÜCHE

Die Frucht sie reifet hoch am Baum
in Licht und Luft im Himmelsraum.
Der Baum, er ruht auf festem Stamm,
im Erdreich er sich gründen kann.


Fröhlich lacht die Sonne,
meines Herzens Wonne.
In des Tages Lauf
kraftvoll steigt sie auf.
Gegen Abend zu
geht sie still zur Ruh.


Die Sonne scheinet in der Welt,
die Seele ruht in dir.
Der Mensch in seinen Händen hält
die Erdendinge hier.


Am Tag erglüht der Sonne Pracht;
sie schwindet dann hinweg zur Nacht.
Herauf tönt sie am Morgen wieder,
entfaltet himmlisch Goldgefieder.


Die Sonne streut ihr lichtes Gold
reich über Erdendinge aus.
So freut das Menschenherz sich hold
in seinem Leibeshaus.


Die Pflanze keimt im Erdengrund;
der Luftkreis spendet Licht und Regen,
so wachset sie durch göttlich Segen,
bis sich die Frucht formt fest und rund.


Aufschau' ich zu der Sonne Schein,
will ehren ihn im Herzen mein.
Dann wächst in mir die Menschenkraft;
erblüht in mir, was Schönheit schafft.


Des Winters Schnee und Eis muss weichen,
wenn Sonnenhände Wärme reichen.
Das Lebenswasser tränkt die Erde,
dass Unsichtbares sichtbar werde.


Die Füße tragen mich
auf allen Erdenwegen;
die Hände wollen sich
zur Arbeit tätig regen.


Es Lebens Schätze groß,
sie ruh'n im Weltenschoß.
Der Sonne strahlend Hand
trägt sie ins Erdenland.


Jetzt tret' ich in die Welt hinaus
in Gottes weites, schönes Haus.
Ich suche Lichtesschätze strahlend groß
und trag' sie dankbar in mein Leibesschloss.


Das Sonnenlicht den Pflanzen gibt
die Kräfte, die mich gütig nähren.
Drum will im Sonnenglanz ich ehren
den Gottesgeist, der alles liebt.


Nur weil der Hände Arbeitskraft
an Erdenboden fleißig schafft,
erblühen aus dem Erdenschoß
die Gotteswunder schön und groß.


Die Welt ist schön,
die Welt ist gut,
in ihrem Seelenschoße ruht
die Gotteskraft,
die Leben schafft.
Das Leben macht es offenbar:
Die Welt ist wahr!

Gar unerschöpflich sprießt das Grün
auf weiten Lebens-Wiesen-Auen.
Die Traumesblumen drinnen blüh'n,
ich will sie liebend schauen.


Ich will des Lebens Wege wandeln.
Ich will aus Herzensgüte handeln.
Des Geistes Wärme hüllt mich ein.
Ich finde ihn im Sonnenschein.


Verborgen lag in Erdentiefen
zur Wintersruh der Pflanzenkeim.
Als ihn die Frühlingsgeister riefen,
entspross er in der Sonne Schein.


Die harte Schale schützt die Nuss
vor Ungewitter und Verdruss.
Doch kommt der Frühlings-Sonnen-Schein,
dann regt sich drin der Lebenskeim.
Er sprengt sie Schale mit Gewalt:
Ein Pflanzenwesen nimmt Gestalt.


Ein Häschen hüpfte froh daher,
es hüpfte kreuz und hoppelt' quer.
Da stand im Weg ein dichter Busch,
da schlüpft es drunter – husch.
Still legte es sich hier zur Ruh
und schloss getrost die Äuglein zu.


Ein Sonnenstrahl – so hell und heiter,
der steigt herab die Himmelsleiter.
Er legt sich an ein Erdenkleid.
Zur Arbeit ist er gern bereit.


Versteckt im Busch, da ist ein Nest,
da schläft ein Vöglein fest,
es hat das Köpflein unterm Flaum
und träumet einen schönen Traum.
      Doch scheint die Sonne wieder,
dann schüttelt's sein Gefieder.
Es schwingt sich in die freie Luft
und singet neue Lieder.


Gott hat mir Sonnenkraft geschenkt,
in meine Seele mir gesenkt.
Sie strömt in meine Glieder ein.
So kann ich lernen und arbeitsam sein.


Den Himmel krönt der Sonne Gold.
Mein Haupt, es krönt den Leib.
Zwei Augen öffnen es zur Welt.
Drum seh' ich alle Dinge
vom Sonnenlicht erhellt.


Das Gute tun, es gibt die Kraft.
Das rechte denken, Güte schafft.
Verehrung will ich allem geben,
was tüchtig ist im Menschenleben.


Gedanken sind hell,
so hell wie das Licht,
so klar wie Kristall.
Sie leben im weiten Weltenall.
Sie leben in meinem eignen Sein,
und gehören allen – so wie mir allein.


Die Frucht, sie reift im Sonnenlicht,
sie nimmt es auf, verwandelt sich.
So nehm' ich auf des Denkens Kraft
und reife so durch Gottes Macht.


Die Blütenknospe harrt verschlossen
auf einen schönen Sonnentag.
Da kommt der Sonne Licht geflossen,
eröffnend, was verborgen lag.
Die Blumenschönheit quillt hervor
aus bergend grünem Blättertor.


Die schöne Welt hat Gott gemacht,
mit großer Güte sie bedacht.
Mein Herz die Welt drum dankend liebt
und meine Hand verehrend gibt.


Das Licht, es strahlt aus seinem Quell,
erweckt die Welt erglänzend hell.
In Blütenkelchen strömt es ein,
erbildend drin den Pflanzenkeim.


Die Augen sind der Sonne Bild.
Das Seelenlicht aus ihnen quillt.
Und weil sie hell und kristallklar,
seh' ich: Die Welt ist wahr!


Ich bin in Gottes Geisteshand geborgen.
Die Seelenkraft erwachet jeden Morgen.
Auf göttlich Grund stets mutvoll bauen.
Will offen in die Welt nun schauen.

Dem Samenkorn entsprießt der Keim.
Die Pflanze kräftig wächst hinan.
Die Blüte öffnet sich dem Licht.
Die Sonnenwärme schafft die Frucht.


Beflügelt von des Geistes Schwingen
zum Erdengrunde will ich dringen.
Der Sonne Geisteslicht erhellt die Welt.
Auf göttlich Seelengrund bin ich gestellt.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Zeugnissprüche VII (Ende der 8.Klasse)

Aus dem Weisheitsgut der Menschheit
Sprüche der Klassiker


Von der Menschheit
kannst du nie groß genug denken,
wie du im Herzen sie trägst,
prägst du in Taten sie aus.
(unbek. Verfasser)


Arbeit
ist die Bedingung des Lebens,
das Ziel – Weisheit
und Glückseligkeit
der Preis.
(Schiller)


Fasse frischen Mut!
So lang ist keine Nacht,
dass nicht schon bald
der helle Morgen lacht.
(W. Shakespeare)


Das Schicksal meistern.
Nicht, sich vom Schicksal
meistern lassen.
(unbekannt)


Wer ist weise?
Der von jedermann lernt.
Wer ist stark?
Der sich selbst überwindet.
Wer ist reich?
Der sich mit dem Seinigen begnügt.
Wen achtet man?
Den, der die Menschen achtet.
(Talmud)


Aller Anfang ist leicht
und die letzten Stufen
werden am seltensten
erstiegen.
(Goethe)


Blick in dein Inneres!
Da drinnen ist eine Quelle
des Guten,
die niemals aufhört zu sprudeln,
wenn du nicht aufhörst
nachzugraben.
(Marc Aurel)


Was heute nicht geschieht,
ist morgen nicht getan,
und keinen Tag soll man verpassen:
Das Mögliche soll der Entschluss
beherzt beim Schopfe fassen.
(Goethe)



Wie unzählige Tropfen
schließlich ein Meer bilden,
so können wir,
wenn wir freundlich sind,
ein Meer der Freundlichkeit
werden.
(Gandhi)


O Mensch, all deine Werke ,
die nur vergänglich
und unendlich klein,
sie haben weder Wert noch Dauer,
doch ewig bleibt der Geist,
aus dem heraus du wirktest
und schaffend sie vollbracht.
(Carlyle)


Immer strebe zum Ganzen,
und kannst du selber 
kein Ganzes werden,
als dienendes Teil 
schließ' an ein Ganzes 
dich an.
(Schiller)


Dein Auge kann die Welt
trüb oder hell dir machen:
Wie du sie ansiehst
wird sie weinen oder lachen.
(Friedrich Rückert)


In jedem steckt ein Bild
des, das er werden soll.
Solang er das nicht ist,
ist nicht sein Friede voll.
(Friedrich Rückert)


Oft nach einem Tag,
oft schon nach einer Stunde
belächelst du den Schmerz
und fühlst nicht mehr 
die Wunde.
(Friedrich Rückert)


Willst du von zwei Dingen
wissen, welches das Rechte ist?
Nimmer ist es das Bequeme!
Was dir die meiste Mühe macht,
das ist es!
(Leopold Schefer)



Blicke zum Himmel empor,
bis die goldenen Pforten sich auftun,
und dir in göttlichem Licht
thronend erscheint die Idee;
doch dann senke den Blick,
und hast du geschauet,
so schaffe!
Schauen und schaffen,
es ist menschlicher Doppelberuf.
(Robert Hamerling)


Die Hauptsache ist,
dass man ein großes Wollen habe
und Geschick und Beharrlichkeit
besitze es auszuführen;
alles übrige ist gleichgültig.
(Goethe)


Was es auch Großes
und Unsterbliches zu erstreben gibt:
Den Mitmenschen
Freude zu machen 
ist doch das Beste,
was man in der Welt tun kann.
(Peter Rosegger)


Tu' erst das Notwendige,
dann das Mögliche,
und plötzlich schaffst
du das Unmögliche.
(unbekannt)


Viel haben, ist nicht reich.
Der ist ein reicher Mann,
der alles, was er hat
ohn' Leid verlieren kann.
(Angelus Silesius) 



Reinen Herzens und voller Liebe
werde ich gegen andere so handeln,
wie ich gegen mich selbst handeln würde.
(Buddhist. Spruch)


Lebt nicht in deinen Händen Wirkenskraft,
die dir der kosmische Beweger einverleibt?
All unsre Glieder blieben ohne Macht,
wenn nicht die gleiche Kraft
in dir das Handeln lenkt.
(Goethe) 


Rastlos vorwärts musst du streben,
nie ermüdet  stille steh'n,
willst du die Vollendung seh'n.
(Schiller) 


Aus aller Kräfte schön
vereintem Streben
erhebt sich wirkend
erst das wahre Leben.
(Schiller)


Nur der verdient sich Freiheit
und das Leben,
der täglich sie erobern muss.
(Goethe)



Tätigkeit ist,
was den Menschen 
glücklich macht.
(Goethe)


Das ist kein tücht'ger Mensch, der,
wo das Größere zu gewinnen ist,
am Kleinen sich genügen lässt.
(unbekannt)


Nur die Sache ist verloren,
die man aufgibt.
(Lessing)


Wir lernen durch Irrtum und Fehler
und werden Meister durch Übung,
ohne zu merken,
wie es zugegangen ist.
(unbek.)


Was hinter uns liegt
und was vor uns liegt,
sind Winzigkeiten
im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.
(Oliver Weel Holmes)


Willst du immer weiter schweifen?
Sieh' das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
denn das Glück ist immer da.
(Goethe)


Lernen ohne zu denken,
ist verlorene Müh'.
Denken, ohne etwas 
gelernt zu haben
ist gefährlich.
(Konfuzius)


Lieber ein Kerze anzünden,
als über Finsternis klagen!
(chinesische Weisheit)


Es gibt zwei Arten 
sein Leben zu leben:
Entweder so, als wäre 
nichts ein Wunder,
oder so, als wäre
 alles ein Wunder.
Ich glaube an letzteres.
(Albert Einstein)


Man sieht nur 
mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist
für das Auge unsichtbar.
(Antoine de Saint Exupéry)