Freitag, 18. Januar 2008

Adjektive

Sprachlehre-Epoche 3.Klasse

Aus der Menschenkunde weiß man, dass die verschiedenen Wortarten auch unterschiedlichen Bereichen des menschlichen Wesens entsprechen. Die Hauptwörter mehr dem Kopf, die Verben dem Willensbereich und die Adjektive der Mitte.

Nun war der Zeitpunkt gekommen, in einer 3.Klasse die Adjektive zu behandeln. Die Kinder sollten anhand des Vergleichs "die Hand" oder "die geschickte Hand", "der Vater" oder "der hilfsbereite Vater" usw. die unterschiedliche Qualität der Ausdrucksweise erspüren.

Es war beeindruckend, wie stark die Kinder das erlebten: erhellend, verstärkend, vergrößernd.
Ein Mädchen meinte: Mir wird dabei weit ums Herz.

Dann sollten sie einen geeigneten Namen für diese Wortart vorschlagen: Es kam eine Fülle von durchweg passenden Vorschlägen.
Ein Junge, noch nicht sehr erwacht, aber tief religiös empfindend, nannte gleich als erstes: Seelenwörter. Die Klasse entschied sich dann auch für diesen Namen.

Die klassischen Grundwortarten heißen nun bei uns: Namenswörter, Seelenwörter und Kraftwörter.

Mir ist bei der Erarbeitung in der Klasse aufgefallen, dass die Kinder das, was wir Älteren mehr theoretisch gelernt haben über die Wortarten, wirklich tief innerlich seelisch-körperlich empfinden. Es ist eigentlich ja eine Selbstverständlichkeit, aber doch macht man sich das nicht immer klar, so wenig wie man sich allezeit klar macht, dass z. B. Gedanken Realitäten sind.

Montag, 14. Januar 2008

Weihnachtsspiel aus Kindersicht

Die 1.Klasse erlebt zum ersten Mal das Christgeburt-Spiel

Zu den innigsten Szenen des Christgeburt-Spieles gehört ja die Stelle, wo der Engel Gabriel mit seinem Stern hinter Maria steht, sie die Arme mit dem daran befestigten blauen Schleier empfangend zum Himmel erhebt, sie wieder senkt und so zusammenlegt als trage und wiege sie ein Kind in ihren Armen; das blaue Tuch unterstützt diese Empfindung. Maria blickt dann so liebevoll auf ihr „imaginäres“ Kind hinab, dass die Zuschauer immer wieder ganz bezaubert sind. Nachdem das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ verklungen ist, steht sie auf und legt das Kind vorsichtig in die Krippe.

Ein Erstklässler, der neben seinem Klassenlehrer sitzt fragt daraufhin leise: „Ist das Kind echt oder ist es eine Puppe?“ Der Lehrer versucht etwas umständlich zu verstehen zu geben, dass das Kind nicht wirklich sinnlich sichtbar vorhanden ist. Da kommt prompt die etwas belächelnde Reaktion: „Dann legt sie ja Luft in die Krippe.“

Später nehmen die Hirten vor der Bühne die Geschenke auf, die sie dem Kind überbringen wollen: Wolle, Milch, Mehl und ein „Lämmchen“. Unser Lämmchen ist ja fast echt lebensgroß, aus dicker naturfarbener Wolle gestrickt. Für die Kinder ist das aus der Distanz und durch die Art der Beleuchtung nicht so ganz deutlich. Es kommt natürlich gleich von meinem kleinen Nachbarn die nachdenkliche Frage: „Ist das Lamm echt? – Woraus ist es denn? – Die Beine sehen ja aus wie ein Strumpf!“

Marias Gesänge auf der Bühne beeindrucken die Kinder sehr. In diesem Jahr spielte Frau Elsner diese Rolle. Der Erstklässler meint zwischendrin bewundernd und doch zugleich auch etwas resigniert: „Kein Wunder, dass die Eurythmielehrerin ist. Frau Herbeck singt auch so schön und soo hoch, dass ich mich beim Mitsingen immer furchtbar anstrengen muss.“

Wenn dann gegen Ende die Hirten den Stall suchen, um das Kind anzubeten und ihm die obigen Geschenke zu überbringen, wird die Nachtstimmung dadurch auf der Bühne erzeugt, dass die Scheinwerfer fast ganz ausgeschaltet werden. Einer der Hirten ruft dabei: „Die Nacht ist viel (oder mir?) zu finster, ich kann nicht mehr sehn...“ Mein Gesprächspartner dazu lakonisch: „Kein Wunder, wenn die das Licht ausschalten!“

D.C.

Erziehungsprobleme in Schule und Elternhaus

Originalzitate aus wissenschaftlichen Untersuchungen

Jeder weiß es, mit der heutigen Jugend ist es schlecht bestellt. Wie heftig klagen Industrie und Handwerk über immer mangelhaftere Kenntnisse der Jugendlichen, die in das Berufsleben eintreten. Auch allgemeine Klagen über das Benehmen der Jugendlichen hört man häufiger:

„Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen traditionelle Werte“.

Vor allem die Autorität der Erwachsenen wird immer weniger anerkannt und alles andere als die Schule und das Lernen scheint den Kindern und Jugendlichen wichtig zu sein:

„Sie scheinen nur das Vergnügen zu lieben, haben schlechte Umgangsformen, verachten die Autorität, sind Erwachsenen gegenüber respektlos und verbringen ihre Zeit damit, in der Stadt herumzulungern und miteinander zu schwatzen. Sie widersprechen ihren Eltern, ... essen gierig und...“ nun folgt das Schlimmste von allem: „... tyrannisieren ihre Lehrer.“

Damit ist ein Hauptproblem, das das Erziehungssystem bewegt, angesprochen: Wie sollen die Lehrer in den Schulen mit einer solchen Jugend zurechtkommen? Man will es kaum glauben, aber es ist doch eine Realität, der man ins Auge blicken muss: „Der Lehrer fürchtet unter solchen Verhältnissen die Schüler und schmeichelt ihnen; die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering.“

Erziehungswissenschaftler haben das Schülerverhalten empirisch untersucht und kamen zu folgendem Ergebnis: „ Die Schüler kämen meistens ungern zur Schule und hielten sich dort nur ungern auf. Sie verwendeten ihre Aufmerksamkeit nur darauf, das Pausenzeichen nicht zu überhören!“

Anmerkung:

Das erste Zitat stammt aus dem alten Ägypten vor etwa viertausend Jahren; das zweite und dritte ist viel aktueller und stammt aus dem alten Griechenland vor knapp zweieinhalb Jahrtausenden. Und das vierte Zitat ist schon ziemlich zeitgenössisch, denn es stammt aus dem 18. Jahrhundert (n.Chr.!). Diese und noch viele andere Zitate kann man in dem Buch von Gustav Keller „Das Klagelied vom schlechten Schüler – Eine aufschlussreiche Geschichte der Schulprobleme“ , erschienen im Asanger-Verlag, finden.

D.C.

Es blühte einst das Studium,

heut kehrt es sich ins Bummeln um.

Die Wissenschaft galt einst als Ziel

doch obenauf ist nun das (Computer-) Spiel.

Die Tugend schlug ins Laster um

und Arbeit ins Faulenzertum,

kurz alles, was geziemend heißt,

ist heut vom rechten Weg entgleist.

(Carmina burana, Anfang 13. Jahrhundert)

Ausflüge mit Schulklassen

Es folgen einige interessante Hinweise Rudolf Steiners dazu:


Aus: Konferenzen - GA 300/II S299

"Es wird gefragt wegen der Beschäftigung der Kinder bei Rasten und Aus­flügen. Dr. Steiner: Das Spiel ist bei dieser Gelegenheit wohl am Platze. Das Spiel soll man nicht übertreiben, weil es sonst verweichlicht. Das kann man einwenden, wenn man sagt, zum Spielen haben wir keine Zeit. Aber bei dieser Gelegenheit kann es angewendet werden. Dennoch möchte ich sagen, dass es nicht genügt, wenn man bloß vom Spielen spricht. Es handelt sich darum, wenn man eine Rast zu machen hat, dass es darauf ankommt, dass man die Kinder sitzen lässt. Zuerst müssen sie sitzen und essen. Sie müssen sich damit beschäftigen können, jetzt ganz bewusst und mit vollem Appetit sich mit dem Essen beschäftigen. Wenn sie gründlich gegessen haben ‑ man in muss dabei versuchen, wenn man so etwas zu führen hat, dass man die Kinder veranlasst, möglichst langsam zu essen, so dass sie lange Zeit damit zubringen, es muss jeder Bissen ausgekostet werden ‑, dann kann man Spiele machen, wie Sie sie gemacht haben. Solche Spiele sind nicht deshalb gut, weil man dabei herumkriecht, sondern sie sind dann gut, wenn sie möglichst so gestaltet werden, dass sie die Aufmerksamkeit fördern und Unterhaltung geben. Es muss viel Unterhaltung gegeben werden. Das, was Sie geschildert haben, dabei wird die Unterhaltung herbeigerufen durch die Spannung. Dieses unterhaltende Element, das ist dasjenige, was bei diesen Spielen gemacht werden muss. Dann muss man darauf sehen, dass die Kinder trinken, so dass sie Flüssigkeit in den Körper hineinkriegen, bevor die weitere Tour angetreten wird. Also es schadet nichts, wenn man sie einen Schluck trinken lässt beim Niedersetzen der Rast. Das Essen am Anfang der Rast, das Trinken am Ende, in der Mitte soll es amüsant sein, so dass die Seele beschäftigt wird in Spannung, Lösung, Aufregung, Enttäuschung; da muss das unterhaltliche Element hineinkommen. Dasjenige, was jetzt auftritt, ist langweilig. Sportmäßige Spiele sind nicht anregend. Die sind eigentlich langweilig. Da muss man sich hüten vor dem Engländertum beim Spielen. Da darf gar nichts Westliches in unser Spielen hinein. Es müssen gesunde unterhaltliche Spiele sein. Nicht wahr, ich will nicht sagen, dass heute noch immer die alten Spiele gut sind, weil sie aus der Tantenzeit herrühren; die müssen ersetzt werden. Aber „Blinde-Kuh“-Spiel, oder solche Dinge, die sind das Richtige. Oder schaut euch nicht um der Plumpsack geht rum!“ Wo also nicht wiederum eine Anstrengung da ist, sondern wo Unterhaltung da ist. WO das Kind sich unterhaltend ausruht; zuerst muss es sich gründlich essend ausgeruht haben. Ich würde sie systematisch sich hinstrecken lassen. Singen würde ich sie auch lassen. Singen würde ich sie lassen; wenn sie unterhaltend gespielt haben, nachher noch singen lassen, dann trinken und dann aufbrechen. "


Außerdem: GA 294, S.49 ff

"Indem wir so an die großen Tatsachen in der Welt anknüpfen bekommen wir erst auch du richtige Verständnis für den Unterricht Das kann ihm erst die richtige Weihe geben, so dass wirklich der Unterricht eine Art Gottesdienst werden könnte, indem er ein solcher Weihedienst wird. Was ich so hinstelle, wird, mehr oder weniger ein Ideal sein. Aber wir können doch das, was wir im Konkreten tun, in das Ideal einreihen. Wir sollten zum Beispiel eines nicht versäumen ‑ wenn wir mit den Kindern, die wir unterrichten, nun auch, was ebenfalls geschehen wird, in die Berge, in die Felder gehen, wenn wir sie also in die Natur führen ‑, aber gegenüber diesem die Kinder in die Natur Führen sollten wir vor allem immer im Auge behalten, dass der naturkundliche Unterricht selbst nur in das Schulgebäude hineingehört. Nehmen wir an, wir treten nun mit den Kindern in die Natur, wir lenken in Augen auf einen Stein oder auf eine Blume. Dabei sollten wir streng vermeiden, in der Natur draußen dasjenige anklingen zu lassen, was wir im Schulgebäude drinnen lehren. In der Natur draußen sollten wir die Kinder in ganz anderer Weise auf die Natur hinweisen als im Schulgebäude. Wir sollten das nie versäumen, sie darauf aufmerksam zu machen: Wir bringen euch ins Freie, damit ihr die Schönheit der Natur empfindet, und wir nehmen, die Produkte der Natur hinein in das Schulhaus, damit wir euch drinnen die Natur zergliedern können. Daher sollten wir draußen den Kindern nie von dem sprechen, was wir ihnen drinnen zum Bei­spiel an den Pflanzen vorführen. Wir sollten den Unterschied hervor­heben, dass es etwas anderes ist, die tote Natur im Klassenzimmer zu zergliedern, oder draußen die Natur in ihrer Schönheit zu betrachten. Dies sollten wir nebeneinanderstellen. Wer die Kinder in die Natur hinausführt, um ihnen draußen an einem Naturobjekt etwas zu exem­plifizieren, was er im Klassenzimmer lehrt, der tut etwas Richtiges. Man sollte schon in den Kindern eine Art Gefühl hervorrufen: Wir müssen leider die Natur zergliedern, wenn wir sie ins Klassen­zimmer führen. Nur sollten dies die Kinder als eine Notwendigkeit empfinden, weil eben die Zerstörung von Natürlichem auch beim Auf­bau des Menschen notwendig ist. Wir sollten durchaus nicht glauben, dass wir gut tun, wenn wir wissenschaftlich einen Käfer in der Natur draußen erklären. Die wissenschaftliche Erklärung des Käfers gehört ins Klassenzimmer! Freude an dem Käfer hervorufen, Freude an seinem Laufen, an seiner Possierlichkeit, an seinem Verhältnis zur übrigen Natur, das sollten wir bewirken, wenn wir die Kinder ins Freie bringen. ...