Dienstag, 30. November 2010

"Jahresarbeiten"

Unbedingt bedacht werden müsste einmal der pädagogische Wert der "Jahresarbeiten"; besonders in der 8.Klasse:
Wie viele Schüler bewältigen das gut und wie viele sind damit völlig überfordert, so dass die Eltern einen großen Teil der Leistung erbringen?
Wie sieht es mit den gewählten Themen aus? Sind es im Sinne der Waldorfpädagogik wünschenswerte Themen und werden sie in der wünschenswerten Weise ausgearbeitet und vorgetragen?
Wird nicht oft der Ehrgeiz und der Egoismus der Schüler unterstützt? Sie machen etwas für sich, was sie sich vielleicht schon lange wünschten?
Wieviele Arbeiten werden letztendlich doch in einer ganz kurzen Zeit angefertigt und reifen und entwickeln sich nicht wirklich?

Man blickt auf gute Einzelleistungen, die einen beglücken; aber wie ist es mit der Gesamtheit einer Klasse?

Ist nicht das Klassenspiel eine ausreichende "Jahresarbeit? Dazu noch eine gemeinschaftliche?

Man kennt dann auch gleich die Antworten, die kommen: Es ist wichtig und schön, dass die Kinder einmal eine selbstständige Arbeit durchführen, usw. Wie aber ist das durch die Menschenkunde abgedeckt? Wie ist die Entwicklung der Seelenglieder gegen Ende des zweiten Jahrsiebts? Wie bringt man das alles miteinander in Einklang?

Ich habe noch nie an keiner Schule eine befriedigende Vorstellung der 8.Klass-Arbeiten erlebt.

Im Rundbrief der Pädagogischen Sektion Michaeli 2010 schreibt Christoph Wiechert ("Die pädagogische Praxis der Waldorfschulen") im Anschluss an seine Ausführungen zu den 12.-Klass-Arbeiten:


"Bei diesem Thema kann einem die Frage kommen, was ist die pädagogische Relevanz, was ist die pädagogische Redlichkeit, solche Arbeiten auch an das Ende des achten Schuljahres zu legen? Wie ist das Verhältnis von Lernen zum Event? Welcher pädagogische Gewinn liegt in einer Abschlussarbeit eines Achtklässlers...? Wie ist diese Idee entstanden? Im allgemeinen Sog, früh etwas zu tun, was für später vorgesehen war?
Auch hier sind nicht reflektierte Gewohnheiten entstanden, die der pädagogischen Selbstberatung harren. Sehen wir einen Gewinn, eine Zunahme an Selbstständigkeit, sehen wir wirkliche Originalarbeiten oder ist es Abgeschriebenes aus Wikipedia im Internet?"

Montag, 29. November 2010

Die Kinder morgens würdig empfangen

Wenn man zuhause Gäste erwartet, dann bereitet man die Wohnung so vor, dass die Gäste sich wohl fühlen können, wenn sie kommen.

An der Freien Waldorfschule Hannover wurden, wie ich gelegentlich hörte, früher die Kinder an der Schulhaustüre alle von einem Lehrer mit Handschlag begrüßt, wenn sie morgens kamen.

Ein Epochen-, Fach oder Klassenlehrer greift diese Geste in freier Weise auf und überlegt, wie er die Kinder morgens möglichst würdig empfängt. Dazu wird er vor den Kindern im Klassenraum sein. Erfahrungsgemäß muss er dafür mindestens 15 Minuten früher da sein.

Viele Kinder kommen auch noch früher, z.B. weil ihre Eltern auch schon sehr früh zur Arbeit müssen. Sie sollten möglichst nicht vor einem verschlossenen Schulhaus länger stehen müssen. Dafür bräuchte es eine Art Frühdienst: Ein Lehrer, der so früh da ist wie die frühesten Kinder. Das gibt den Kindern und Eltern ein sichereres Gefühl.

Die Zeiten, wo man Kinder vor verschlossenen Türen bis knapp vor Schulbeginn warten lässt, sind vorbei.

Sonntag, 28. November 2010

Das geistige Gegengewicht gegen den Materialismus

Die Schüler leben in zwei Welten. Die eine Welt ist das Leben außerhalb der Schule, die andere ist die Schule selbst. Es war nie die Intention Rudolf Steiners, dass der Lehrer die Aufgabe habe, auf das Leben außerhalb der Schule entscheidend einzuwirken, auch wenn er vieles nicht gut finden kann. (Das kann er mehr als Privatsache betrachten.)

Er wollte, dass die Waldorfpädagogik, den Kindern neben den normalen Lernzielen das mitgäbe, was ihnen das Leben draußen nicht geben könne. Es sollte in den Schulen eine Art Gegengewicht gegen die materialistische, geistlose Welt draußen gebildet werden.

Dem Materialismus solle das Geistdurchdrungene entgegengestellt werden. So erhalten die Kinder in der Schule für ihre Seelen die Nahrung, die ihnen das Leben draußen überwiegend nicht geben kann. So können sie sich gesund entwickeln.

Auch wenn es in den Schulen Anforderungen gibt, die von außen aufgezwungen werden (Prüfungsanforderungen), so kann der Waldorflehrer immer auch diese Anforderungen durch seinen anthroposophisch und menschenkundlich geschulten Geist veredeln, verwandeln oder eben immer etwas Lebendiges daneben stellen. Schon seine sich ständig verwandelnde Persönlichkeit wird dem Schüler bei dem trockensten Stoff etwas mit auf den Lebensweg geben können.

Donnerstag, 25. November 2010

Zur Impffrage: Mumps

Nun ist es wissenschaftlich offiziell: "Mumps schützt wirklich vor Eierstockkrebs". So lautet die Überschrift eines Artikels in der FAZ vom 24.Nov. 2010, Seite N2 .
Nachdem wohl frühere Untersuchungen noch nicht beweiskräftig genug waren:
"Nach einer durchgestandenen Mumpserkrankung verringert sich für Frauen deutlich das Risiko, im späteren Leben an Eierstockkrebs zu erkranken (West R., Cancer 1966, 19:1001-1007). Auch andere Krebsarten sind nach einer Mumpserkrankung seltener (Albonico H.U., Med Hypotheses 1998, 51(4):315-320). Mumps in der Kindheit senkt ausserdem die Wahrscheinlichkeit im späteren Leben an Multiple Sklerose zu erkranken. (Kesselring, J. Schweiz Med Wochenschrift 1990, 120:1083-1090)."
Mal sehen, was weitere Untersuchungen wohl noch bringen werden. Vielleicht muss man bald die Wirkungen von Impfungen ganz anders beurteilen und die Kinderkrankheiten kommen wieder zu ihrem Recht.


Kommentare:


earthwitch hat gesagt…
Ich beurteile die Wirkung von Impfungen tatsächlich ganz anders und bin damit nicht allein. Wir verteufeln Dinge viel zu früh. Das auch Krankheiten ihren Sinn haben könnten, kommt der modernen Medizin nicht unbedingt in selbigem. Persönlich glaube ich auch, dass es gerade beim Impfen hauptsächlich wirtschaftliche Interessen sind, die das Reagenzglas am Brodeln halten. Die Homöopathie ähnelt dem Impfgedanken, verzichtet aber auf das Einbringen bedenklicher Substanzen in den Körper. Wirklich bedauerlich ist, dass Eltern wirklich mit ihrem Gewissen ringen, wie sie es nun richtig machen und vielleicht auf bitterem Wege erfahren, das ihre Entscheidung (ob nun für oder gegen) richtig war, vielleicht sogar nie...

Mittwoch, 24. November 2010

Die unbraven Kinder

Was dem Lehrer das Leben schwer macht, das sind die nicht-braven Kinder. Der Lehrer liebt und wünscht brave Kinder. Die unbraven Kinder stören seinen Unterricht. Sie stören seine Pläne und Vorhaben.

In diesen Kindern aber offenbart sich das wirkliche Leben. Die "Störung" ist das eigentliche Lebenselement des Unterrichts. Nie kann der Lehrer mit dem, was er tut, völlig richtig liegen. Die Korrektur kommt durch die Schüler. Sie kommt durch die unbequemen Schüler.

Weise ich alles zurück, was mir nicht passt, dann kann ich mich als Lehrer nicht entwickeln. Die innere, konstruktive, positive Auseinandersetzung mit den Störelementen, bringt mich weiter. Durch sie nähere ich mich der neuen Geisteswelt der Kinder an.

Jede Störung, jeder Zwischenfall will mir etwas sagen, will mich belehren. Mache ich etwas Gutes daraus, dann erlöse ich die negative Situation und verwandle sie und damit auch den Anteil des Schülers daran in etwas Gutes.

Humorvoll ausgedrückt könnte man sagen: Unterricht ohne Kinder wäre viel einfacher.

Sonntag, 21. November 2010

Zur Stimmung des Lehrers den Kindern gegenüber

Man möge einmal die Situation des Lehrers in Bezug auf seine Klasse vergleichen mit derjenigen eines Vaters oder einer Mutter den eigenen Kindern gegenüber.

Man stelle sich vor, das eigene Kind war einige Stunden nicht zu Hause und es kommt zurück. Welch eine Freude, welche eine Begeisterung, welch ein Ausdruck elterlicher Liebe.

Etwas davon möge der Lehrer täglich neu in sich erwecken, wenn er z.B. morgens die Kinder empfängt. Er wird dabei äußerlich natürlich Zurückhaltung walten lassen, aber innerlich darf er umso bewusster die Freudegefühle erwecken.

Die Kinder, die Schüler sehnen sich nach dieser inneren Form der menschlichen Beziehung.

Donnerstag, 18. November 2010

Termine und Planungen

Termine und Planungen kann man nicht einfach verschieben oder willkürlich verändern.

Die Menschenseele verbindet sich mit Planungen und Verabredung in einer viel tieferen Weise, als man das mit dem oberflächlichen Bewusstsein ahnt.

Seelisch bereitet man sich unbewusst auf alles vor, was der nächste Tag oder die nächsten Tage bringen werden.

Mit einer Verabredung ist eine geistige Tatsache in die Welt gesetzt, die einer unbedingten Einhaltung bedarf. Die Verabredung eines Termins oder einer Planung ist wie ein Versprechen, das man sich gegenseitig gibt.

Veränderungen in diesem Ablauf verwirren und schwächen die menschlichen Seelen.

Es müssen schon sehr starke äußere Einwirkungen oder Notwendigkeiten vorliegen, die einen zwingen, einen Termin oder eine Tagesordnung zu ändern.

Termine immer mit einer ganz exakten Zeitangabe ausmachen; möglichst nicht als Zeitraum angeben: z.B. zwischen 13 und 14 Uhr.  Die Seele findet dann in dem ganzen Zeitraum doch keine Ruhe und Konzentration für eine andere sinnvolle Arbeit.

Auch durch Verspätungen wird eigentlich das ganze Versprechen empfindlich gestört. Ein fruchtbares Gespräch ist wohl kaum mehr zu erwarten.

Mittwoch, 17. November 2010

Pünktlicher Beginn

Ein Gespräch oder eine Konferenz kann nur pünktlich beginnen, wenn alle schon eine ausreichende Zeit vorher da sind.
Ist ein Gesprächstermin um 11 Uhr und die Eltern kommen - wenn man Glück hat - etwa genau um 11 Uhr, dann verzögert sich der eigentliche Beginn des Gesprächs unnötig.

Noch drastischer wird es bei Treffen mit mehreren Menschen, z. B. bei einer Konferenz. Hier gibt es so viele Begrüßungs-Notwendigkeiten, so viel mitzuteilen, dass eine Konferenz niemals pünktlich beginnen kann, wenn nicht alle ein wenig früher kommen.

Für einen ordentlichen, ruhigen, konzentrierten Konferenzbeginn müssten nach meiner Erfahrung alle Teilnehmenden 10-15 Minuten vor dem Termin eintreffen.

Also "unpünktlich" in solchen Zusammenhängen ist man in Wahrheit schon, wenn man auf die Minute im Raum erscheint.
Eine Vorlaufzeit muss persönlich eingeplant werden.

Kürzlich nahm ich an einer Klassenkonferenz teil. Wir waren zu dritt, als die verabredete Uhrzeit erreicht war. Nach und nach, z.T. ohne Entschuldigung, trafen dann weitere Kollegen ein. Scheinbar nimmt man die Dinge auch nicht so sehr wichtig.

Aus dieser Erfahrung heraus gab es an der Uni immer den Vorlesungsbeginn z.B. 8.00 Uhr c.t.; d.h. um 8.15 Uhr.

Dienstag, 16. November 2010

Telefonieren

Durch eine Anregung von Tiki Küstenmacher (Simplify your life) möchte ich doch einmal auf das Thema Telefonieren z.B. unter Kollegen eingehen.

Man bekommt einen Anruf und man weiß, dass der Anruf einem wichtigen Anliegen dient. Nun handelt es sich um einen sehr höflichen, rücksichtsvollen Kollegen, der zunächst einmal fragt, wie es einem denn ginge, und er beginnt über eine nebensächliche Sache zu sprechen. Später kommt er dann mit seinem eigentlichen Anliegen. Da man aber weiß, dass der Anruf eben nur diesem Anliegen dient und nicht der Nachfrage, wie es einem ginge,  kann man während des Vorgeplänkels keine so rechte Freude empfinden.
Deshalb sollte hier folgende Regel gelten:
_______________________________________________________________
Nun das Zitat von Tiki Küstenmacher, Braunschweiger Zeitung, Mo. 15.11. 2010:

Zur Sache bitte!
Nehmen Sie Ihren Gesprächspartner am Telefon als Menschen wahr - aber bitte nicht à la:"Wie geht's denn so?" Kommen Sie nach einem kurzen Gruß sofort zur Sache. Wenn dann noch Zeit ist, können Sie sich kurz über Privates unterhalten....

Montag, 15. November 2010

Konferenzarbeit II

Man wird sicher manche pädagogische Konferenz-Arbeit durchführen, wo es nicht auf ein konkretes Ergebnis ankommt. Aber es wird viele, auch allgemein-pädagogische Themen geben, wo man stark auf Ergebnisse sehen sollte. Man arbeitet z.B. über Temperamente oder über großköpfige und kleinköpfige Kinder, da sollte die Konferenzleitung immer darauf sehen, dass hinterher etwas Ergebnisartiges zusammengefasst wird. Hier sollen die Konferenzteilnehmer wie Schüler richtig etwas lernen. Sie sollen z.B. in der nächsten Konferenz alle wesentlichen Aspekte der 4 Temperamente auswendig wiedergeben können. Solche Dinge sollten wie das Einmaleins mit Klarheit und Sicherheit gewusst werden.

Das ist das Mindeste. Eigentlich sollten die Dinge sogar verdaut werden und in der nächsten Konferenz sollten sogar neue Ideen aus den Kollegen sprießen, wie die frische Saat aus dem Acker. Die eine Konferenz sät, die nächste betrachtet die neuen Sprosse.

Wenn aber alles im Freiwilligen bleibt, bleibt es im Unverbindlichen, im Beliebigen und man kann im Kollegium keinen Erkenntnisfortschritt erleben. Der Geist vieler Kollegen bleibt in der Konferenz passiv.

Auch bei anderen Konferenz-Gesprächen versuche man zielorientiert immer auch das kleinste Ergebnis, das man festhalten kann, gemeinsam zu formulieren oder die Leitung formuliert es für alle.

Samstag, 13. November 2010

Vorbild sein

ZITAT:
"Rubrik: KUNST DES LEBENS -Braunschweiger Zeitung - 12.11.2010
Was Sie Ihrem Kind sagen, hat viel weniger Wirkung, als was Sie ihm vorleben. Ihr Kind erfasst dabei nicht nur, wie Sie sich ihm gegenüber verhalten, sondern es beobachtet auch Ihr Verhalten anderen gegenüber. Leben Sie Ihrem Kind  Ehrlichkeit vor, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Familie. Verlangen Sie von dem Kind keine Alltagslügen.
Tiki Küstenmacher"

Donnerstag, 11. November 2010

Konferenzarbeit I

Viele Lehrer sitzen viele Stunden in vielen Konferenzen.
Vieles wird besprochen, mitgeteilt und geregelt.
Aber findet eine wirkliche Arbeit statt? Diese Frage sollte man sich immer wieder stellen; gerade, wenn es nicht um unmittelbar praktische Regelungen von Alltagsproblemen geht.
Wird durch die Konferenzarbeit etwas Neues geschaffen oder nicht?

Wenn die pädagogische Arbeit am Werk Steiners hinterher nur Ratlosigkeit zurücklässt, weil man vieles nicht versteht oder die Ansprüche als zu hoch empfindet, dann erwachen in den Lehrerseelen auch nicht die Kräfte, die sie für den Unterricht brauchen. Wenn es einige Kluge gibt, die die Inhalte erklären, darüber vielleicht sogar vorbereitete Referate oder Vorträge halten, aber doch im Gedanklichen bleiben oder gleich die handfesten praxisbezogenen Beispiele geben, dann erweckt das auch nicht die individuellen Impulse, die man eigentlich braucht.

Weder das Intellektuelle noch das Praktische darf im Vordergrund stehen. Die Gedanken Steiners müssen durch das Gefühlsmäßige in den Seelen zu wirken beginnen und dann nach und nach die Ideen für die Unterrichtspraxis in den einzelnen Lehrerseelen hervorbringen.
Die Verantwortlichen in einer Schule müssen das Konferenzgespräch so führen, dass Empfindungen entstehen, durch die die Gedanken Steiners sich mit den Seelen aller Lehrer verbinden können. Eine Hilfe sind immer lebendige, gefühlsdurchdrungene Bilder.

Wenn das nicht gelingt, dann wird es an immer weniger Schulen überhaupt noch eine pädagogische Arbeit an den Werken Steiners geben.

Mittwoch, 10. November 2010

Sinnvolle Lebensprozesse oder Bürokratie ?

In Waldorf- oder in anthroposophischen Zusammenhängen sollte man sehr bewusst ein Gefühl dafür entwickeln, ob man systematisch, formal oder eben bürokratisch vorgeht oder eben ganz lebendig, kind- und lebensgemäß.

Es gibt äußere Zwänge, die zu einer bestimmten Bürokratie zwingen: z.B. das Führen eines Klassenbuchs.

Aber es gibt keine Vorschrift, wie die Mitteilungen von Eltern sein sollen, wenn ein Kind krank ist. Verlangt man grundsätzlich eine schriftliche Entschuldigung aus Prinzip und hebt diese auch noch auf? Formal und bürokratisch wäre es, wenn man sich später dann doch nicht mehr für die Mitteilungen interessierte. Ein sinnvoller Lebensprozess ist es, wenn man dann z.B. am Schuljahresende noch einmal alle Entschuldigungen hernimmt und über die Mitteilungen und dabei über das Kind quasi meditiert: Was wollen mir beispielsweise die Erkrankungen neues über das Kind mitteilen?...

Grundsätzlich gehört zur Waldorfpädagogik der weitgehendste Verzicht auf alles Formale, Systematische, Kategorisierende. Bei allem frage man nach dem sinnvollen Lebensprozess.

Gerade, wo nämlich die Kategorisierung und Systematisierung vom Kind durchbrochen wird, zeigt sich etwas von seiner Individualität.
Man kann ja nicht einmal von allen Kindern systematisch die gleiche Hausaufgabe erwarten.

(Ausnahmen vielleicht bei der Verteilung von Heften oder beim Einsammeln eines Geldbetrages. Hier lohnt sich eine übergroße, buchhalterische Genauigkeit, dass man keine Fehler macht. )

Man muss auch bei Elternabenden keine Anwesenheitslisten führen. Wer meistens nicht kommt, das weiß man sehr bald auch so. Und als Druckmittel machen diese Listen sowieso keinen Sinn; da sind die Eltern schnell immun.

Dienstag, 9. November 2010

Pädagogische Probleme

Aus den Konferenzen mit Rudolf Steiner, 15.3. 1922  - GA 300/2


"Eine Sprachlehrerin klagt über Schwierigkeiten im Englisch-Unterricht in der 7b.


Dr. Steiner: Diese Sache ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie der Klassenlehrer die Klasse am Bändel hat. Das wird den Vergleich herausfordern. Der weiß, was er will. Wenn sie den nicht hätten, sondern jemand anderen, so hätten Sie (die Sprachlehrerin) es leichter. Es ist bei ihnen ein gewisses unbestimmtes Wesen, es sitzen in den Gedankenformen der Kinder darinnen Ihre eigenen Gedanken. Das würde natürlich nicht in diesem Maße hervortreten, wenn Sie eine Kollegin hätten, wie Sie selbst sind. Der Klassenlehrer, der imponiert der ganzen Klasse, weil er selbst bei der Sache ist. Dieses schrecklich unbestimmt Lyrische, dieses Sentimentale, muß man sich abgewöhnen, wenn man in die Klasse hineingeht. ...


Die Klasse ist ein Spiegelbild unserer Gedanken. Sie müssen selbst bestimmter in Ihren Gedanken werden. Wenn ich in Ihrer Klasse darinnen wäre, würde ich es genau so machen. Ich würde ganz entschieden unartig sein. Ich kenne mich nicht aus. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Man muß bestimmter denken. ...


Das ist die Kunst des Lehrers: Stark verwoben sein mit seinem Gegenstand und selbstlos verwoben sein mit seinem Gegenstand. Eigenschaften, die nicht häufig sind.


Die 7a ist eine anständige Klasse geworden, da kann man gut arbeiten. Die Fruchtbarkeit des Unterrichts hängt ab von der Totalität des Eindrucks, den die Lehrer auf die Kinder machen, nicht von kleinen Ungehörigkeiten oder Autoritätswidrigkeiten....


Von der Menschlichkeit des Lehrers hängt das Allermeiste ab."

Montag, 8. November 2010

Bankkredite für die Waldorfschule

Was im Beitrag über die öffentliche Schulfinanzierung (s.u.) geäußert wurde, das gilt auch für das Aufnehmen von Bankkrediten bei normalen Banken.
Da verwendet man ebenfalls Gelder, denen eine andere Intention anhaftet. Hier will der Geldgeber vielleicht nur, dass sein Geld möglichst großen Profit bringt oder dass es sicher angelegt ist. Vielleicht ist auch er in Wirklichkeit Gegner der Waldorfschule. So fließt auch diese Gegnerschaft hinein in die Mauern der Schulgebäude, die damit gebaut werden.

Das Geld für Investitionen der Waldorfschule muss von freundlich gesinnten Menschen stammen, wenn es Segen bringen soll.

s.a.Post: http://joveniden.blogspot.com/2010/11/der-wunsch-der-am-gelde-klebt.html

Kindermund

Fundstücke aus dem Internet:

Hier wird nur wirklich Gesagtes aus unseren Schulen (Gemeindeschulen Büllingen) veröffentlicht!
Am vorletzten Schultag soll auch die Klasse des 1. Schuljahres aufgeräumt werden. Fräulein fordert einen Jungen auf, das Buntpapier zu ordnen. Der prompt: "Fräulein, ich glaube ich bin nicht der Typ dafür!"


Beim Lesen des Morgengebets: "Wir bitten Dich für die Menschen, die sich nicht freuen können, weil sie unter Gewalt, Krieg und Unterricht leiden." (eigentlich Unrecht)


Der Lehrer erkundigt sich im Kindergarten:
"Wie geht es denn deinem Vater?"
Antwort: "Mein Vater ist ganz ungesund!"


Nach dem Crosslauf der Gemeindeschulen:
"Fräulein, ich war sogar schneller als die Japaner!"
"Die Japaner?" - "Na, die Schwarzen!"


Im Kindergarten hat sich ein neues Fräulein präsentiert, das mit den Kindern Französisch übt. Fragt die Mutter zu Hause:
"Und wie heißt das Fräulein?"
"Fräulein Bonscheratos!" (Eigentlich heißt sie Muller und hatte gesagt: "Bonjour à tous!")


"Ist dein Papa denn auch Lehrer?" - "Nein, der geht zur Arbeit!" (Kiga)


"Fräulein, meine Schraube ist los!" (Basteln im 2.)

Samstag, 6. November 2010

Hinaus in die Welt

Ein wichtiges Ziel von Erziehung überhaupt ist das Verbinden der Kinder mit der Welt. Sie sollen in vernünftiger Weise in die äußere Welt hineingeführt werden.

Kinder wollen und sollen sich mit der ganzen Welt verbinden können. Nicht nur mit Teilen der Welt. Sie kommen auf diese Welt und haben eine ungeheuere Sehnsucht, sich mit allen Fasern ihres Wesens in diese Welt hineinzustellen.

Sie können es nicht verstehen, wenn Erwachsene, ihnen Teile dieser Welt vorenthalten, weil sie sie als für das Kind schädlich beurteilen.

Die Familie stellt für diesen Prozess ein Übergangsstadium dar. Mit ihr ist das Kind zunächst auf ganz natürliche Weise verbunden. Ihren Schutzraum braucht und sucht es. Deshalb werden die Eltern alles tun, um einen altersgemäßen, warmen Familien-Innenraum zu pflegen. Von da aus aber will es dann in die Welt hinaus. Sobald der Drang, einen Welt-Gegenstand kennenzulernen, auftritt, ist es wichtig, dass die Eltern angemessen nachgeben und es zulassen.



Viele Eltern haben dabei Angst. Sie empfinden viele Elemente der Welt als etwas Feindliches. Sie versuchen, das Kind abzuhalten, in die Welt hinauszugehen. Das Kind aber soll vor nichts in der Welt Angst haben. Es soll freudig und mutvoll in die Welt hinauseilen.

Man kann diesen Ablösungs-Prozess nur leicht beeinflussen. Dem Streben des Kindes muss man doch zur rechten Zeit nachgeben. Weder ein zu frühes Loslassen, noch ein zu spätes ist gut. Bei jedem Kind ist der richtige Moment zu erspüren.

Jede Kinderseele ist in dieser Hinsicht wie ein Königssohn im Märchen, immer wieder kommt ein Tag, wo es das "Schloss" verlassen will.

Für die Eltern ist es bedeutsam, immer die rechte Begeisterung und Freude am Leben und der ganzen Welt dem Kind vorzuleben. Dann findet es kraftvoll seinen rechten Weg.

Donnerstag, 4. November 2010

Frontalunterricht

Aller wirklicher Unterricht ist Frontalunterricht. Der Lehrer als Unterrichtender zieht die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich, um ihnen dann etwas zu vermitteln. Alles, was die Kinder an neuem Stoff lernen sollen, lernen sie zuerst nur durch die Vermittlung der Lehrerperson. Gerade, wenn man auf Schulbücher, vorkopierte Unterrichtsvorlagen usw. verzichtet, wie es zum Prinzip der Waldorfschule gehört. Dann spielt sich ein lebendiger Prozess zwischen Lehrer, Schüler und vielleicht auch Tafel ab.

Für weitere Übprozesse oder für ganz andere Unterrichtsvorgänge ist Frontalunterricht möglicherweise gar nicht nötig oder sinnvoll.

Die negativ belegte Phrase vom "Frontalunterricht" gehört zu den größten Angriffen gegen die berechtigte Autorität des Lehrers, gegen die Lehrerschaft generell und damit gegen das Prinzip der Autorität, welches gerade im zweiten Jahrsiebt, eine wahrhaftige Berechtigung und Notwendigkeit darstellt.



Sie - diese Phrase- negiert das Prinzip, dass das Lernen einen Prozess von Mensch zu Mensch darstellt. Dass da etwas Besonderes webt zwischen Lehrer und Schüler. Und sobald er ein Kind unterrichtet, geht es nur im Gegenüber, eben nur frontal. Der eine Mensch (Lehrer) steht dem anderen Menschen (Kind) gegenüber, er sorgt für es, er sorgt sich um es, er versucht ihm zu helfen, es zu fördern. Das muss überhaupt nicht kaschiert werden. Das ist berechtigt und sinnvoll. Lehren und lernen sind zunächst keine partnerschaftlichen Prozesse.

Dass der Lehrer sich dabei mit ganzem Herzen und ganzer Seele an seine Kinder hingibt und sich mit ihnen verbindet, steht über jeglicher Unterrichtsform und hat zunächst mit ihr gar nichts zu tun.

Mittwoch, 3. November 2010

Wo gehobelt wird, fallen Späne!

Ein Kind will immer das Gute und das Richtige.

Wenn es einmal etwas tut, was nicht gut oder richtig ist, so ist das niemals sein Wille. Es ist nur die mangelnde Möglichkeit, das Gute oder das Richtige perfekt auszuführen.

Vieles, was ungut ausgeht, liegt an überschäumender Entdeckerlust, Unternehmensfreudigkeit oder an einer anderen Leidenschaft.

Wenn die Kastanien vom Jahreszeitentisch durch mein Klassenzimmer segeln, wie könnte man das lebhaften, interessierten Kindern übel nehmen?

Alles muss angefasst oder ausprobiert werden von einem an der Welt interessierten Kind. Dass dabei manches zu Bruch geht, gehört zu den Notwendigkeiten des Lebens.

Nur den ganz Braven passiert wenig. Werden sie aber im Leben die rechte Tüchtigkeit erlangen? Man kann sich da Sorgen machen.

Um die Lausbuben wird man sich wenig Sorgen für das Leben machen müssen.

Ist das:Trial and Error? Oder learning by doing?

Dienstag, 2. November 2010

Erziehungsprobleme in Schule und Elternhaus

Originalzitate aus wissenschaftlichen Untersuchungen

Jeder kennt es, mit der heutigen Jugend ist es schlecht bestellt. Wie heftig klagen Industrie und Handel über immer mangelhaftere Kenntnisse der Jugendlichen, die in das Berufsleben eintreten. Das Klagen ist nicht neu.
Die Klagen lauteten schon in früheren Jahren so:

„Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen  traditionelle Werte“.

Vor allem die Autorität der Erwachsenen wird immer weniger anerkannt und alles andere als die Schule und das Lernen scheint den Kindern und Jugendlichen wichtig zu sein:

„Sie scheinen nur das Vergnügen zu lieben, haben schlechte Umgangsformen, verachten die Autorität, sind Erwachsenen gegenüber respektlos und verbringen ihre Zeit damit, in der Stadt herumzulungern und miteinander zu schwatzen. Sie widersprechen ihren Eltern, ... essen gierig und...“ nun folgt das Schlimmste von allem: „... tyrannisieren ihre Lehrer.“

Damit ist ein Hauptproblem, das das Erziehungssystem bewegt, angesprochen: Wie sollen die Lehrer in den Schulen mit einer solchen Jugend zurechtkommen? Man will es kaum glauben, aber es ist doch eine Realität, der man ins Auge blicken muss: „Der Lehrer fürchtet unter solchen Verhältnissen die Schüler und schmeichelt ihnen; die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering.“

Erziehungswissenschaftler haben das Schülerverhalten empirisch untersucht und kamen zu folgendem Ergebnis: „Die Schüler kämen meistens ungern zur Schule und hielten sich dort nur ungern auf. Sie verwendeten ihre Aufmerksamkeit nur darauf, das Pausenzeichen  nicht zu überhören!“

 Anmerkung:
Das erste Zitat stammt aus dem alten Ägypten vor etwa viertausend Jahren; das zweite und dritte ist viel aktueller und stammt aus dem alten Griechenland vor knapp zweieinhalb Jahrtausenden. Und das vierte Zitat ist schon ziemlich zeitgenössisch, denn es stammt aus dem 18. Jahrhundert (n.Chr.!). Diese und noch viele andere Zitate kann man in dem Buch von Gustav Keller „Das Klagelied vom schlechten Schüler – Eine aufschlussreiche Geschichte der Schulprobleme“ , erschienen im Asanger-Verlag, finden.

D.C.

P.S. 
„Es blühte einst das Studium,
heut kehrt es sich ins Bummeln um.
Die Wissenschaft galt einst als Ziel
doch obenauf ist nun das (Computer-)Spiel.

Die Tugend schlug ins Laster um
und Arbeit ins Faulenzertum,
kurz alles, was geziemend heißt,
ist heut vom rechten Weg entgleist.


(Carmina burana, Anfang 13. Jahrhundert)

Montag, 1. November 2010

Der Wunsch, der am Gelde klebt

Zum letzten Artikel seien hier noch einige weitere Bemerkungen hinzugefügt.

Eine Einrichtung des freien Geisteslebens kann nur gedeihen, wenn sie von Geldern lebt, die von Menschen stammen, die diese Einrichtung befürworten können.
Geld ist geistig betrachtet nicht wirklich anonym oder neutral. An ihm kleben die Wünsche und Intentionen der Menschen, durch deren Hände es gegangen ist.

Nun gibt es in der Welt durchaus noch viele Menschen, die z.B.eine Freie Waldorfschule nicht befürworten können. Diese Menschen zahlen Steuern. Mit diesen Steuergeldern sieht sich der Staat nun gezwungen, auch die Freien Waldorfschulen zu unterstützen. Auch der Staat tut dies nicht, weil er diese Schulen befürwortet, sondern nur, weil ihn der Rechtsstandpunkt der Gleichbehandlung dazu zwingt.

So wird eine Waldorfschule durch Gelder gefördert, an denen ein gegenteiliger Wille klebt; ein Wille, der  diese Schule nicht will.

Dies ist äußerlich sinnlich nicht bemerkbar, doch geistig ungeheuer wirksam.
So muss ein Lehrerkollegium intensiv geistig meditativ daran arbeiten, diese negativen geistigen Wirkenskräfte zu überwinden. Sonst würde der gegenteilige Wille innerlich wirksam. Er würde beginnen die Waldorfpädagogik innerlich auszuhöhlen. Er würde sie unbemerkt immer näher an die allgemein anerkannte Pädagogik heranrücken.
 Es würde sogar ein heimlicher Wunsch entstehen, dass es nicht mehr so viel Gegnerschaft geben möge. Man würde beginnen sich mit dem öffentlichen Schulwesen zu vergleichen. Man würde sich freuen über Anerkennung und Zeitungsberichte.

Die letzten Reste einer wirklichen Pädagogik werden dann nur noch dadurch erhalten, dass es Eltern oder andere Menschen gibt, die mit Freude und Begeisterung auch materiell für den Erhalt ihrer Schule sorgen.

So gibt es merkwürdigerweise eine Art Äquivalent zwischen der freudigen finanziellen Unterstützung einer Schule und ihren wahren pädagogischen Möglichkeiten.