Freitag, 27. Februar 2009

Sprich mit der Hand

Der Zusammenhang der inneren kindlichen Fähigkeiten mit seinem äußeren Bewegungsduktus gehört zu den Grundelementen der Waldorfpädagogik. Sprachentwicklung und motorische Fähigkeiten sind miteinander verknüpft. Und doch ist es immer wieder überraschend - wie folgendes Forschungsergebnis zeigt -, wie früh und in welcher Art sich das schon beim Kleinkind zeigt:


Gestikulierende Kinder haben größeren Wortschatz

Kleinkinder, die mit 14 Monaten häufig gestikulieren, verfügen im Alter von viereinhalb Jahren über einen größeren Wortschatz als ihre gestikulationsfaulen Altersgenossen. Das haben US-Wissenschaftler in einer Langzeitstudie an fünfzig Familien herausgefunden. Besonders häufig benutzen Kinder aus sozial besser gestelltem Elternhaus ihre Hände, um auf etwas zu zeigen, weil die Eltern mehr über Zeichensprache mit ihnen kommunizierten.


Meredith Rowe und Susan Goldin-Meadow (Universität von Chicago) Science (Bd. 323, S. 951).

ddp/wissenschaft.de – Helmine Braitmaier

Quelle:http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/300502

Relief "Eros und Fabel" - 3.Bildtafel

Holzrelief von Peter Lampasiak, Hannover, für die Freie Waldorfschule Braunschweig- 2009

Von dem Schwert war ein eisernes
Stäbchen in den Hof gefallen. Als es der Knabe Eros berührte, sprang er als Jüngling aus der Wiege und hielt das Kleinod, das sich nach Norden ausrichtete, in der Hand.

Ginnistan (rechts) erschrak. Der Schreiber (links) fiel beinah vor Entsetzen von seinem Stuhl.

Sophie sagte zu Eros: Du kannst sogleich reisen. Ginnistan mag dich begleiten. Sie knieten nieder, Sophie segnete sie und gab ein Gefäß voll Wasser aus ihrer Schale mit. Es war Nacht, als sie abreisten. Der Mond stand mit bleichem, abgehärmten Gesicht hoch am Himmel.

Die Mutter war sehr bekümmert (über die Abreise), die kleine Fabel wäre gern mitgegangen. (links, Mitte)

Sonntag, 22. Februar 2009

Der kleine Adler in der Wiederkäuerschule


Christiane Feuerstack

Der kleine Adler in der Wiederkäuerschule

Geleit

Als Gott den Menschen erschuf, nahm er von den mächtigsten Tieren die besten Kräfte: vom Adler den scharfen Blick und kühnen Gedankenflug, vom Löwen Mut und Herzenswärme und vom Stier Kraft und Ausdauer. Er selbst gab dem Menschen Würde und Weisheit, um alle Teile ins rechte Maß zu bringen.

Die Weisheit, das rechte Maß zu finden hatten aber erst ganz Wenige. Den übrigen sah man ihre tierische Herkunft noch an: einige sahen dem Adler ähnlich, andere dem Löwen und wieder andere dem Stier. Erst im Lauf der Jahre nahmen die Menschen ihre heutige Gestalt an, aber in ihrem Inneren sahen sie so verschieden aus wie vorher. Die Weisen, die schon das rechte Maß gefunden hatten, wurden das Vorbild und die Führer der anderen. Damit die Menschen niemals ihre Aufgabe vergessen würden, meißelten sie aus großen Steinen das Abbild ihres Wesens: Die Sphinx; mit einem Menschengesicht, Löwenbrust, Stierleib und Adlerflügeln. Aber immer noch sind nur wenige den ersten Weisen nachgefolgt.... .


Wie hatte sich der kleine Adler auf die Schule gefreut! Endlich würde er alles lernen, was er so brennend gerne wissen wollte: warum Gott die Welt erschaffen hat und ob Gott auch das Böse gemacht hat und wo die Toten hingehen und ob alle Engel gut sind und… und… und… . Doch der Lehrer schüttelte bei jeder Frage des kleinen Adlers den Kopf: „In der Schule darfst du solche unnützen Fragen nicht stellen. Das würde die anderen Schüler nur verwirren, und es gibt niemanden, der auf diese Fragen eine Antwort weiß." Der kleine Adler schaute den Lehrer erstaunt und misstrauisch an. Unnütze Fragen? Ohne Antwort auf diese Fragen war doch das ganze Leben unnütz! Ob der Lehrer wirklich nichts wusste oder ob er nur sein Wissen für sich behalten wollte?

Der kleine Adler spürte, dass der Lehrer unsicher wurde und fragte darum schnell: „Was lernen wir denn sonst in der Schule?"

Fortsetzung:
http://christiane.feuerstack.net/cf_07.html zu wahre Geschichte

Freitag, 20. Februar 2009

Relief "Eros und Fabel" - 2.Bildtafel


Holzrelief von Peter Lampasiak, Hannover, für die Freie Waldorfschule Braunschweig- 2009

König Arctur und seine Tochter Freya saßen am Tisch. Der König mischte die Blätter mit den Sternbildern. Die Sterne bewegten sich genau nach diesem Spiel. Auf einmal rief der König: "Alles wird gut! Eisen wirf dein Schwert in die Welt."

Zu dieser Zeit lag der schöne Knabe Eros in seiner Wiege. Ginnistan, seine Amme, schaukelte sie und reichte seiner Milchschwester Fabel die Brust. Der Schreiber (ganz links) schriebunverdrossen. Eine göttergleiche Frau (Sophia) tauchte die Finger in eine Schale und spritzte einige Tropfen auf Ginnistan und die Kinder.

Samstag, 14. Februar 2009

Wie sieht Ihr Kopf von innen aus, Mister Tammet?

In folgendem Interview mit einem Autisten, der auch über synästhetische Erfahrungen berichtet, findet man viele nützliche pädagogische Hinweise.
Er schildert, wie man Worte einer fremden Sprache schon allein an ihrer Lautgestalt erkennen kann, ohne ihre Bedeutung zu wissen:

"Nehmen wir zum Beispiel das Adjektiv „pambalaa“ aus der afrikanischen Siwu-Sprache. Meinen Sie, damit ist eine runde Person gemeint oder eine dünne?"



Oder über das Lernen von reinem Fakten-Wissen:

"Viele Menschen haben vergessen, dass die Information nicht so wichtig ist wie die Idee dahinter. Informationen sind eine Ansammlung von Daten, jede Information für sich ist nutzlos, wenn wir sie nicht in einen Zusammenhang setzen und interpretieren können."


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Ein Mann mit erstaunlichen Fähigkeiten: Daniel Tammet

07. Februar 2009

Daniel Tammet ist eine sogenannte Inselbegabung. Er kann sich die Kreiszahl Pi bis auf 22.514 Stellen hinter dem Komma merken, eine Fremdsprache lernt er innerhalb einer Woche, das Autofahren hingegen nie. Ein Gespräch über freundliche und scheue Zahlen, fette und schwere Wörter und das Lernen mit dem Körper.

Mister Tammet, ich wurde am 6. September 1976 geboren. Was für ein Tag ist das gewesen?

Ein Montag.

Sind Sie sich sicher? Sie haben keine drei Sekunden nachgedacht.

Kalender haben ein bestimmtes Muster, eine Woche hat sieben Tage, und die Tage wiederholen sich. Mein Gehirn ist sehr gut darin, sich Muster einzuprägen und zu erinnern...

Ihr Gehirn kann Außergewöhnliches leisten, Sie haben eine phänomenale Begabung für Sprache und Zahlen. Die Kreiszahl Pi zum Beispiel können Sie bis auf 22.514 Stellen nach dem Komma rezitieren. Wie ist das möglich?

Ich bin ein sogenannter „Prodigious Savant“, ein Inselbegabter. Als Kind hatte ich epileptische Anfälle, außerdem diagnostizierten Ärzte bei mir das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus. Wissenschaftler, die mich untersucht haben, glauben, dass beides, die Epilepsie und der Autismus, miteinander verknüpft für meine Fähigkeiten verantwortlich ist. Bei den meisten Menschen ist ein Großteil kognitiver Aufgaben, zum Beispiel Sprache und Zahlenverständnis, hochspezialisiert und wird getrennt voneinander in unterschiedlichen Hirnregionen ausgeführt. Höchstwahrscheinlich gibt es bei mir eineCross-Kommunikation zwischen den Zahlen- und Sprachregionen meines Gehirns.

Wie nehmen Sie Zahlen wahr?

Jede Zahl hat für mich eine bestimmte Form. Zahlen haben auch unterschiedliche Farben und sind von verschiedener Beschaffenheit. Manche sind groß, manche klein, andere schmal. Es gibt auch laute und freundliche Zahlen. Die 7 zum Beispiel ist rund, ein bisschen wie diese Olive hier.

Das klingt nach einer innigen Beziehung. Was bedeuten Ihnen Zahlen?

Ich liebe Zahlen. In der Schule war es schwer für mich, Freunde zu finden, also spielte ich in meinem Kopf mit Zahlen. Die Zahlen wurden meine Freunde, sie waren wie Menschen für mich.

...

Ich spiele mit Zahlen, ich spaziere durch eine Landschaft, die in ununterbrochener Bewegung ist. Es ist wie ein Kunstwerk, das entsteht und sich ständig verändert, ein numerischerVisualisierungsprozess . Zahlen stehen für mich untereinander in semantischen Beziehungen, das hilft mir, sie in Faktoren zu zerlegen. Meine Rechenfähigkeiten laufen intuitiv ab, vergleichbar mit der Syntaxberechnung bei Ihnen, wenn Sie einen Satz bilden.

...

Sie sprechen mehrere Sprachen. Welche sind das?

Englisch, Französisch, Finnisch, Walisisch, Spanisch, Rumänisch, Isländisch, Esperanto, Litauisch und Gälisch.

Stimmt es, dass Sie innerhalb einer Woche eine Sprache so gut lernen können, dass Sie mühelos in der Lage sind, ein Gespräch führen?

Ja, das ist so.

Haben Sie nicht ein paar Tricks für uns, wie wir eine Sprache schneller lernen können?

Ich bin überzeugt, dass jeder von uns von Geburt an einen Instinkt, eine Intuition für Sprache hat. Diese Begabung verlieren wir aber mit der Zeit, wir werden älter, unser Gehirn verändert sich. In der Schule lehrt uns niemand, diese Intuition zu nutzen. Stattdessen bringt man uns langweilige Techniken bei. Wir tun uns schwer, diese zu benutzen und sie in unserem Gedächtnis zu speichern. Deshalb glauben viele Menschen, sie seien unbegabt, und empfinden Angst vor Sprachen.

Was raten Sie uns?

Vergessen Sie, was Sie in der Schule gelernt haben.

Und stattdessen?

Wenn Sie eine Sprache lernen, denken Sie darüber nach, was der Klang eines Wortes bedeuten könnte. Vermuten Sie, um was für eine Art Wort es sich handeln könnte. Ist es ein schmales Wort, ein fettes Wort oder ein schweres Wort?

Das hört sich, ehrlich gesagt, merkwürdig an.

Nehmen wir zum Beispiel das Adjektiv „pambalaa“ aus der afrikanischen Siwu-Sprache. Meinen Sie, damit ist eine runde Person gemeint oder eine dünne?

Eine runde.

Genau. Und bedeuten die japanischen Farbbezeichnungen „aka“ und „midori“ Rot und Grün oder Grün und Rot?

Ich würde sagen: Rot und Grün.

Richtig, diese Intuition existiert. Sie werden staunen, wenn Sie darauf achten, wie viele Verbindungen es gibt. Das macht Spaß! In vielen Sprachen haben Sie übrigens einen hohen Klang bei Wörtern, die etwas Kleines benennen. Im Englischen zum Beispiel „little“, „tiny“, oder „itty-bitty“. Außerdem beschreibt die Lautfolge „gl“ häufig etwas, das mit Licht zu tun hat, wie „glimmer“, „glow“ oder „gleam“. Viele Wörter im Isländischen, die mit „hn“ beginnen, stehen für Rundes. „hné“ bedeutet Knie, „hnúi“ Knöchel und „hnöttur“ Orbit. Wenn wir uns diese Verknüpfungen bewusst machen, fällt uns das Erinnern leichter.

Haben wir auch ein Gefühl für Zahlen?

Ja! Es gibt Tests, die beweisen, dass wir ebenso wie einen Sprach- auch einen Zahleninstinkt haben. Wissenschaftler haben kleine Kinder Folgendes gefragt: Wenn John 15 Süßigkeiten bekommt,July 27 und Ann 51, wer hat dann die meisten Süßigkeiten? Ein Großteil der Kinder hat die Frage richtig beantwortet. Vielleicht fühlt sich in unserem Kopf die 51 schwerer an als die 17 oder die 27. Wir alle haben dieses Gefühl.

Was können wir tun, um unser Gedächtnis zu trainieren?

Egal, was Sie lernen, es geht darum, ein tieferes Verständnis zu entwickeln und sich nicht nur auf die Fakten zu konzentrieren. Um die Daten amerikanischer Präsidenten oder britischer Monarchen zu lernen, kann man sie wieder und wieder aufsagen. Man kann sich aber auch bewusst machen, dassEduard VI. nach Heinrich VIII. kam, dann Maria I. und Elizabeth I., weil Männer immer die Ersten in der Thronfolge sind. Lernen hat nicht nur was mit unseren Köpfen zu tun, es bezieht auch unseren Körper mit ein. Es hängt davon ab, wo wir sind, wie wir uns bewegen. Denken Sie an Schauspieler, die sich große Textmengen merken können, weil sie sich mit ihrem Körper behelfen. Auch Musik kann als Gedächtnisstütze dienen.

Erklären Sie uns das bitte genauer.

Musik arbeitet mit Wiederholungen und mit Rhythmus. Man hat herausgefunden, dass unser Gehirn während des Musikhörens ständig Vorhersagen über den Takt trifft. Diese Vorhersagen basieren auf Lernerfahrungen, und diese Vorhersagefähigkeit ist ausschlaggebend für ein gutes Gedächtnis. Wir können auf diese Weise besser einschätzen, ob wir genügend gelernt haben. Hören wir Musik, während wir lernen, erinnern wir uns später, wenn diese Musik wieder läuft, besser an das Gelernte.

Es macht aber keinen Unterschied, ob wir Bach oder Britney Spears hören.

Nein. Ich weiß, dass es Leute gibt, die behaupten, man müsse Mozart hören, dann werde man klüger. Aber wenn Sie klüger werden wollen, dann müssen Sie lesen, ins Museum gehen, Sie sollten eine Menge dafür tun, aber nicht erwarten, dass eine Sache Sie auf magische Weise schlauer macht.

Und wie können wir unserem Gehirn dabei helfen, sich in der Flut von Informationen zurechtzufinden, also Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden?

Sie müssen eine Beziehung zu Informationen aufbauen, die keinen Zweifel daran lässt, dass Sie die Kontrolle über die Informationen haben und nicht umgekehrt. Dazu gehört auch, nicht andauernd seine E-Mails zu lesen.

Sie meinen, das Internet schadet unserem Denken?

Es hat das Potential, unserem Denkens sehr zu schaden. Viele Menschen haben vergessen, dass die Information nicht so wichtig ist wie die Idee dahinter. Informationen sind eine Ansammlung von Daten, jede Information für sich ist nutzlos, wenn wir sie nicht in einen Zusammenhang setzen und interpretieren können. Informationen als Selbstzweck zu sehen kann sehr gefährlich werden...

...

Zur Person

Daniel Tammet wird am 31. Januar 1979 in London geboren.

Ärzte diagnostizieren bei ihm eine leichte Form von Autismus. Als Kind leidet er unter einer Reihe epileptischer Anfälle, danach tritt plötzlich seine Inselbegabung auf, die ihn befähigt, komplexe Rechenaufgaben zu lösen und innerhalb kürzester Zeit eine neue Sprache zu erlernen.

Menschen wie Daniel Tammet nennt man „Prodigious Savants“. Weltweit gibt es nur etwa fünfzig dieser Genies.
2005 dreht der britische Sender Channel Five einen Dokumentarfilm über Daniel Tammet: „Brainman“ macht ihn bekannt.

Heute führt Daniel Tammet ein beinahe normales Leben. Er schreibt Bücher und unterrichtet Englisch. Doch erst ein jahrelanger Lernprozess der sozialen Kodes, die für uns selbstverständlich sind, hat das ermöglicht.

Daniel Tammets neues Buch „Wolkenspringer“ ist kürzlich im Patmos Verlag erschienen.


Freitag, 13. Februar 2009

Relief "Eros und Fabel" - 1.Bildtafel

Holzrelief von Peter Lampasiak, Hannover, für die Freie Waldorfschule Braunschweig- 2009

Das eiskalte, himmlische Reich des König Arctur. Seine Tochter Freya erwacht auf ihrem Lager. Der alte Held schlägt an seinen Schild. Der Vogel Phönix schwebt herab. Die Sternscharen kommen herein.
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"Für guten Unterricht braucht man nicht unbedingt so viel Material."

Es mag schon ein wenig sonderbar anmuten, dass auf einer "Bildungsmesse", auf der es doch hauptsächlich darum geht, dass Firmen, die viel Geld damit verdienen, dass sie die Pädagogen davon überzeugen, möglichst viel teueres Material im Unterricht zu verwenden, dass hier die Waldorfpädagogik plötzlich in den Mittelpunkt rückt. Wo man doch mit ihr kaum Geld verdienen kann:

Den Artikel können Sie hier lesen:
http://www.welt.de/welt_print/article3197070/Vom-Hinterzimmer-ins-Rampenlicht-der-Paedagogik.html

Vom Hinterzimmer ins Rampenlicht der Pädagogik

Von Margita Feldrapp 13. Februar 2009, 03:12 Uhr

Auf der Bildungsmesse Didacta stehen auf einmal die Theorien der Waldorf-Pädagogen im Mittelpunkt

Hannover - Sie können ihren Namen tanzen, jeder Buchstabe eine Bewegung, und sie sagen, für manche Kinder sei das wichtiger, als ihren Namen zu schreiben. Sie halten wenig von Schulbüchern und Computern, nichts von Noten. Bisher wurden sie dafür belächelt, die Waldorf-Pädagogen, und es war ihnen ganz recht. Es gehörte zum Konzept, anders zu sein. Doch plötzlich sind sie diejenigen, die auf der Didacta, der größten Bildungsmesse, einen Weg aus der Bildungsmisere zu wissen scheinen.

Über 700 Verlage und Hersteller von Lernmedien buhlen noch bis Samstag auf 30 000 Quadratmetern in Hannover um die Aufmerksamkeit der Besucher, vor allem Lehrer und Erzieher. ...

Die Didacta bietet dazu einen Themenschwerpunkt der Vereinigung der Waldorfkindergärten an, unterstützt vom Didacta-Verband.

...

Wie eine fremde Welt wirkt dann die von Waldorf-Pädagogen organisierte Sonderschau zu den "Bildungshäusern" im Herzen der Ausstellungsfläche. "Die Zukunft hat begonnen" heißt es auf einem Transparent. Doch die Zukunft kommt reichlich altbacken daher, mit mattgelben Stellwänden und einem Klecks Propolis-Salbe als Werbegeschenk.

Auch bei den Vorträgen liegt ein Schwerpunkt auf der Waldorf-Pädagogik. Als Ansprechpartner trifft man vornehmlich Waldorf-Leute, außerdem Vertreter der Laborschule Bielefeld oder der Sophie-Scholl-Schule Gießen.

Klaus-Peter Freitag, in der Fortbildung für Waldorf-Lehrer tätig, empfängt den Messebesucher mit zerzausten Haaren, als wäre er gerade davon überrascht worden, plötzlich gefragt zu sein. Er erklärt, dass in vielen Waldorfeinrichtungen schon jetzt Kindergarten und Schule auf einem Gelände seien und Erzieher und Lehrer eng zusammenarbeiten. Er sagt Sätze, die hier jeder gerne hört: "Jedes Kind ist anders" oder "Das Kind muss im Mittelpunkt stehen". Man müsse die Schüler respektieren, ihre Bedürfnisse, ihr Lerntempo, es dürfe keinen Druck geben, keine Noten, und bei all dem komme man auch fast ohne Unterrichtsmaterial aus. Grundlage ist die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners, eine spirituell geprägte Pädagogik mit ganzheitlichem Anspruch. Die Wertschätzung gegenüber den Kindern gründe, so Freitag, im Reinkarnationsgedanken. Wegen dieses ideologischen Hintergrunds sind Waldorfschulen in Deutschland auch weiterhin ausschließlich unter freier Trägerschaft denkbar. Kritiker weisen darauf hin, dass die Kinder dort abgeschottet werden, unvorbereitet ins Berufsleben gehen - umso erstaunlicher, welche Rolle den Pädagogen auf der Didacta zufällt.

"Vom Hinterzimmer der Pädagogik auf den Marktplatz", witzelt eine Lehrerin. Man dürfe das nicht überbewerten, sagt Annette Schmitt, Psychologin an der Universität Bremen. Es gebe Bereiche, in denen die klassische Pädagogik positive Elemente der Waldorf-Pädagogik übernehme, mehr aber nicht. Die Gräben seien weiterhin tief, auch wenn das bei der Didacta auf den ersten Blick anders aussehe. In einem - eher marginalen Punkt - stimme aber auch sie mit den Reformpädagogen überein: "Für guten Unterricht braucht man nicht unbedingt so viel Material."

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Freitag, 6. Februar 2009

"Musik ist Schlüssel zum Lernerfolg"

Zur Zeit gehen "neue" wissenschaftliche Erkenntnisse um die Welt, dass Schüler morgens noch nicht so gut lernen können. Mit der Schlussfolgerung, dass ein späterer Schulbeginn sinnvoll wäre.

Wenn solche Dinge einmal in die Welt gesetzt werden, dann besteht immer die Möglichkeit, dass sie sich in irgendwelchen Köpfen festsetzen und irgendwann doch zum Tragen kommen.


Das Lernverhalten der Kinder ist ein ganz anderes, wenn die Schule morgens mit Musik, Gesang und Rezitation beginnt. Das Künstlerische Tun bereitet die Kinder innerlich auf den gedanklichen Lernprozess vor.


An der unten folgenden Meldung kann man erleben, wie waldorfpädagogische Gesichtspunkte in die öffentlichen Schulen einfließen und als belebendes Ferment wirken.

Die Waldorfpädagogik hat immer die Tradition des Musikalischen bewahrt und seine pädagogische Bedeutung ins Bewusstsein gehoben. So kann dieses Element nun in das ganze Schulwesen zurückfließen.
Man kann darin auch einen Sinn der Waldorfschulen sehen, dass sie etwas pflegen und entwickeln, was schließlich allen Schülern zugute kommt.

Unter dem Titel:
"Musik ist Schlüssel zum Lernerfolg"

berichtet in der Braunschweiger Zeitung eine in den Ruhestand gehende Grundschul-Rektorin:

>>Schon an der Hans-Würtz-Schule war ihr das Fach Musik, die musikalische Gemeinsamkeit besonders wichtig. "Musik fördert Kompetenzen wie die Feinmotorik und auch die emotionale Entwicklung. Sie ist der Schlüssel zu Lernerfolgen", unterstreicht Heike Zeiss.

"Der Musikunterricht fällt nie aus!" Dieser Satz galt für sie deshalb auch an der Grundschule....
"Mit Freude sehe ich heute, dass viele Kolleginnen durch Fortbildungen und Auffrischen von musikalischen Fähigkeiten das Singen und Musizieren der Kinder weiter fördern werden...<<


Braunschweiger Zeitung - 31.1.2009, Seite 16