Formen- und Klangreichtum zeichnen eine junge, lebendige Sprache aus. Sie mag dann wohl für Fremde nicht so leicht zu erlernen sein, aber die Sprache selbst wird zum Erlebnis.
Es folgen einige Auszüge aus einem Artikel von Sebastian Balzter am 13.5.2009 in der FAZ.
"... auf Island ...Kinder werden ... nach ihrem Vater benannt, jede Generation aufs Neue. Was Laien verwirrt, lässt Namenforscher frohlocken: eine Sensation, ein Relikt aus tiefen Schichten der Sprachgeschichte. Auf nach Island!
Das Isländische hat sich – anders als die skandinavischen Schwestersprachen – seine komplizierte Grammatik mit einem voll ausgebildeten Deklinations- und Flexionssystem erhalten, seinen Vokalreichtum auch.
... (Man findet) konsequent einheimische Begriffe: Aus Telefon wird sími („Draht“), aus dem Internet veraldarvefurinn („Weltverflechtung“). So klingt auch das moderne Isländische noch nach den Wikingern, nach altnordischer Sagaliteratur und Charakterköpfen wie Egil Skallagrímsson, einem blutrünstigen und poetischen Helden aus dem rauhen zehnten Jahrhundert.
Skalla-Grímr („Glatzen-Grímr“) war sein Vater. Egil setzte diesen Vornamen, im Genitiv und mit der Endung -son, hinter seinen eigenen Vornamen. Folgerichtig hießen seine eigenen Söhne dann Böðvar, Gunnar und Þorsteinn Egilsson, seine Töchter aber Þorgerðr und Bera Egilsdóttir – die Endung -dóttir signalisiert das weibliche Geschlecht. So funktioniert Patronymik, das „Vaternamensystem“, das es früher auch anderswo gab, etwa in Schottland mit der Vorsilbe „Mac“. Und jede Familie Petersen aus Norddeutschland kann auf einen Ahnen namens Peter schwören. Auf Island aber hat sich der Insellage und der geringen Einwohnerzahl wegen seit Egils Tagen nichts daran geändert. ..."