Samstag, 6. März 2010

HÖFLICHKEIT


HÄNDEDRUCK UND UMARMUNG

Viele Formen der Höflichkeit sind in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. Besonders der junge Mensch lehnt viele dieser Formen ab, weil er sie mit dem Alten verbindet.

Das Verlorengehen guter alter Formen hat eine gewisse Berechtigung, wenn die Form nicht mehr mit Inhalt gefüllt ist; d.h. wenn ich die Höflichkeit nur zum Scheine ausübe, in meinem Herzen aber mich gar nicht dem anderen Menschen zuwenden will. Der Händedruck drückt ja eine besonders starke Verbindung zweier Menschen bei ihrer Begegnung aus; die Umarmung steigert das noch; grüße ich ohne Händedruck, so bleibe ich in einer gewissen Distanz.

In den Höflichkeitsgesten soll Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit herrschen, das ist es, was man als junger Mensch heute besonders stark empfindet. Wenn ich mich einem Menschen nicht zuwenden will, dann will ich das auch nicht der Form wegen tun.

So herrscht heute eine ziemliche Freiheit in der Form des Umgangs miteinander. Jeder Mensch hat dadurch die Möglichkeit in seiner Weise auszudrücken, wie er zum anderen steht; er hat auch die Möglichkeit neue Formen zu finden.


SCHRIFTVERKEHR

Nun zeigt sich auch in Formen des Schriftverkehrs der neue Stil des Umgangs miteinander. Eine E-Mail kann von der Form her in vielfacher Gestalt geschrieben werden. Immer ist die Form zugleich Ausdruck von etwas Innerem.
In einer Beilage zur "WELT","Karriere-Welt" vom 27.Feb.2010 fand ich folgende Hinweise zum modernen Schriftverkehr:


Empfängerorientiert formulieren:
Statt dem Personalpronomen "wir" sollte im Geschäftsbrief häufiger das "Sie" verwendet werden. Schreiben Sie lieber "Sie erhalten", statt "wir senden" oder "ich sende".

Für den Lehrer, der ja viele Briefe an einzelne Eltern oder Mitteilungen an seine ganze Elternschaft schreibt, ist das wieder eine sehr wertvolle Anregung.


Negatives vermeiden
"In der schriftlichen Kommunikation sollte man alles Negative herausnehmen...So steht in der Betreffzeile niemals "Ihre Reklamation vom" sondern "Ihr Brief vom"..."

Es mag sonderbar klingen, aber selbst für das Schreiben der Textzeugnisse, ist diese Anmerkung bedeutsam.


Abkürzungen
"Ebenfalls sollten Abkürzungen im Brief (auch E-Mail) vermieden werden. "Das symbolisiert, dass Sie sich keine Zeit für den Adressaten nehmen";...geben Sie unterhalb der Unterschrift immer den Vor- und Zunamen an.... das sei nicht nur höflich, sondern zeige auch mehr Präsenz."

Haben Sie auch schon einmal einen Brief erhalten, wo es am Schluss hieß: MfG ? Wie haben Sie sich dabei gefühlt, als Sie das lasen?


ANRUFBEANTWORTER UND E-MAIL-ABWESENHEITSNOTIZ

"Da kommen dann zwei dünne Zeilen von wegen, der Empfänger ist nicht erreichbar," ärgert sich der Kunde...Das ist einfach stillos....
Auch hier die Grundregeln der klassischen Briefkorrespondenz einhalten. Also: Start mit "Sehr geehrter Absender", dann klare Angaben zu Abwesenheit und Vertretung, am Schluss ein freundlicher Gruß..."

"Wer in seiner Abwesenheit außerdem die Telefon-Sprachbox nutzt sollte ebenfalls einige Grundregeln beherzigen. Ganz wichtig: Ansagetext kurz halten und immer beginnen mit "Hier ist der Anrufbeantworter..." nicht direkt mit dem Namen! Sonst denkt der Anrufer, die Zielperson habe selbst abgehoben und plappert ins Leere. Außerdem hilft es, den Anrufer aufzufordern, einen günstigen Zeitpunkt für den Rückruf anzugeben. SO wird verhindert, dass man aneinander vorbeitelefoniert..."