"Hat man ein, zwei, drei vier Lehrpläne, Schulverordnungen, alles fein klug ausgedacht, vor sich, weiß man ja, was man zu tun hat. Man hat den Lehrplan, hat die Schulverordnung, man muss das tun. Aber so steht die Waldorfschule nicht da. Im Geiste der Waldorfschule ist es so richtig, zu denken, dass manches anders sein muss als in der öffentlichen Erziehung. ... So steht der Waldorfschullehrer da: er hat keine Paragraphen, sondern Ratschläge; Ratschläge, die er nach seiner eigenen Individualität gestalten muss. Jeder ist doch ein anderer Mensch. ... Der Lehrer ist eine Individualität. Und er kann nur wirken, wenn er sich als Mensch einsetzen kann mit der vollen Selbständigkeit seines Wesens. Nur dann kann er wirklich wirken. Dann aber muss er das Leben kennen. Man kann im Leben nur wirken, wenn man das Leben auf sich wirken lässt. Aber was hat man in der Schule für ein Leben? Die Fortsetzung des elterlichen Lebens im Kinde. Von den Paragraphen, Grundsätzen wird der Lehrer verwiesen auf alles dasjenige, was unmittelbares Leben des Kindes ist. Das muss einfließen in Methodik, in die Handhabung des ganzen Unterrichtens und Erziehens."
Aus dem Buch:
„Rudolf Steiner in der Waldorfschule“, Rudolf Steiner Verlag GA 298, S.216