Montag, 4. Oktober 2010

Erziehung sei Betreuung plus Liebe ...

Man wagt es ja fast nicht auszusprechen, aber Kinder können auch zu Hause gesund aufwachsen. Es gibt noch immer keine Kindergartenpflicht! Es ist wirklich erlaubt, ein Kind ganz ohne Kindergarten aufwachsen zu lassen. Oh, ich weiß, wie viele Gegenargumente nun kommen!


„Die Entwicklung eines Kindes wird umso mehr gelingen, je weniger Sie es fördern...“ meint Ute Raschke in einer Rezension eines neuen Buches -  Ralf Dawirs, Gunther Moll: Die zehn größten Erziehungsirrtümer. (FAZ, 2.10.2010) 


Es heißt dort weiter: “Die über viele Stunden am Tag fehlende Elternliebe ist ihr entscheidendes Argument gegen Krippen: Erziehung, so ihre Gleichung, sei Betreuung plus Liebe. Die institutionelle Betreuung aber sei Erziehung ohne Liebe - denn keine Erzieherin könne (und solle) ein Kind so lieben wie die Eltern.“

Die öffentliche Dogmatik oder Ideologie, will die Kinder immer mehr der Familie entziehen und sie immer weiter der Erziehung durch öffentliche Einrichtungen unterstellen. Ein Heer von Wissenschaftlern und Politikern arbeitet daran, mit immer neuen Argumenten, das Kind aus der Wärme und Geborgenheit der Familie immer früher herauszunehmen.

Auch die Selbstbestimmung der Frauen wird als Waffe eingesetzt, der man sich unterordnen muss. Die Frau soll in den Beruf, sie soll nicht die Kinder aufziehen, das sei minderwertig. Im Beruf muss sie sich den Mechanismen der Arbeitswelt unterwerfen, die Kinder kann man dann gleichzeitig den Mechanismen eine „wissenschaftlichen Erziehung“ unterwerfen. In Kindergärten gibt es dann auch gleich vorschulische Bildung, Früh-Englisch usw.

Aus dem Artikel:

„Erziehung in der Familie hat derzeit keinen guten Leumund. In der öffentlichen Wahrnehmung werden ihre Risiken betont; sie gilt als defizitär und problembehaftet.

... die Tendenz, die Effekte der außerhäuslichen Betreuung kleiner Kinder zu beschönigen, zeigen, dass der Stellenwert der Erziehung innerhalb der Familie im Sinken begriffen ist.

Beinahe schon wird Eltern eingeredet, dass sie ihren Kindern Bildungschancen vorenthielten, wenn sie sie nicht in eine Krippe brächten. Natürlich gibt es Eltern, die es nicht schaffen, ihre Kinder nach bürgerlichen Maßstäben zu erziehen - aber ob, das der "Familienlotse" beim Arbeitsamt besser kann? Natürlich müssen Misshandlungen verhindert werden -, doch eine Minderheit überforderter Eltern darf nicht als Vorwand gelten, die Grundrechte anderer Eltern einzuschränken.

Auf diese Fehlentwicklung in der öffentlichen Debatte machen Ralph Dawirs und Gunther Moll in ihrem neuen EIternratgeber aufmerksam. Für sie sind Eltern die wahren Leistungsträger einer Gesellschaft. Beide Autoren wehren sich gegen den Anspruch des Staates, der bessere Erzieher zu sein. ...

Doch die Autoren wissen aus ihrer Berufspraxis, dass Elternliebe und Urvertrauen die Grundlage aller späteren Entwicklung sind. Beide sind Spezialisten für psychische Störungen: Dawirs ist Professor für Neurobiologie und forscht am Universitätsklinikum Erlangen, Gunther Moll leitet die dortige Kinder- und Jugendpsychiatrie. In ihrem Buch versuchen sie, Prävention - zu betreiben und das Verständnis für die Bedingungen gesunden Aufwachsens zu stärken.

Die über viele Stunden am Tag fehlende Elternliebe ist ihr entscheidendes Argument gegen Krippen: Erziehung, so ihre Gleichung, sei Betreuung plus Liebe. Die institutionelle Betreuung aber sei Erziehung ohne Liebe - denn keine Erzieherin könne (und solle) ein Kind so lieben wie die Eltern....

Mit einer weiteren Mär räumen die Autoren auf: der Idee der Frühförderung gesunder Kinder. Allein der Ausdruck pathologisiere die freie Entwicklung des Menschen. Bis zu ihrem sechsten Geburtstag brauchten Kinder vor allem Zeit, zu spielen, sich zu bewegen und ungestört die Umwelt zu erkunden. "Eine glückliche Kindheit im Ranzen" sei die beste Voraussetzung für eine gelingende Schullaufbahn. Dazu gehören garantiert nicht, so ihre Meinung, Kurse in Englisch, Mathematik oder Naturwissenschaften für unter. Sechsjährige. "Die Entwicklung eines Kindes wird umso mehr gelingen, je weniger sie es methodisch fördern oder gar trainieren." Viele Kinder lernten dadurch lediglich, nur über ihre Leistung wahrgenommen zu werden, fühlten sich überfordert oder als Versager. Die "Starkmacher" Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein könnten sich so nur schwer entwickeln. Mittlerweile leidet jedes zehnte Kind an Schulangst, 40 Prozent der Eltern gaben in einer Forsa-Umfraäe an, dass ihre Kinder oft traurig, gereizt, aggressiv oder zurückgezogen seien. Die Autoren führen das darauf zurück, dass sich das Leistungsdenken der Erwachsenenwelt zu sehr der Kindheit bemächtigt habe. ..“