Wenn Kinder etwas taten, was der Erwachsenenwelt missfällt - vielleicht haben sie etwas gestohlen oder ein anderes Kind geschlagen -, dann kann es sein, dass sie hinterher diese Tat ableugnen.
Je nach Temperament kann es sein, dass diese Kinder dann wirklich lügen. Es kann aber auch sein, dass sie ihre Tat nicht mehr erinnern.
Man hört das ja auch von Erwachsenen, dass sie schlimme Taten ihres Lebens z.B. im Krieg angeblich nicht mehr erinnern.
Vielleicht kann man sich das so vorstellen, dass der handelnde Mensch selber wie unter einem Schock steht und das Bewusstsein sich ganz herauszieht.
Auch ein Kind hat schon viele Verhaltensnormen verinnerlicht. Begeht es nun eine Tat, die diesen Verhaltensnormen widerspricht, dann denkt es sich unbewusst: Das kann doch gar nicht sein, dass ich eine solche Tat begangen habe. So etwas tun nur andere Kinder. - Es schiebt dann die Schuld auf andere.
Dieses kann man auch bei Erwachsenen erleben, gerade auch wenn sie starke Moralisten sind. Sie halten es für unmöglich, dass sie etwas tun, was sie sonst immer bewusst bei anderen ablehnen. Sie merken es dann gar nicht, wenn sie selber in einen Abgrund hineinschlittern. Bzw. sie können es hinterher nicht mit ihrer eigenen Identität verbinden. So behaupten sie, dass sie nie so etwas getan hätten.