Dienstag, 9. September 2008

Schlechtere Lernerfolge für Jungen ?

Es bahnt sich derzeit eine geradezu dramatische Entwicklung an, dass Jungen es immer schwerer haben. In den Klassen sind häufig die "schwierigen " Kinder nur Jungen. Übersehen wird leicht die Problematik der unscheinbaren, unauffälligen, braven, fleißigen Mädchen, die oft so leise ihre Antworten in der Klasse geben, dass man sie nur schwer versteht. Aber sie erfreuen sich einer viel größeren Sympathie bei den Erziehern als laute, kräftige Jungen.
Die dominanten Kulturphänomene wie Fußball und Computerspiele nehmen auch noch hauptsächlich die Jungen in Anspruch und ruinieren ihnen teilweise den ganzen Schulerfolg. Das Pflegen z.B. von sentimentalen Gefühlsempfindungen oder der Aufmerksamkeit auf das eigene äußere Erscheinungsbild bei Mädchen dagegen läuft viel verborgener ab und beeinflusst weniger ihre Leistungen und wird fast als normal angesehen.
Auf Elternabenden wird auch schnell die robustere Umgangsart der Jungen problematisiert. Gleich ist die Rede von "Gewalt". Es wird immer schlimmer! Wenn einer das sagt, dann nickt man zustimmend. Eine andere Meinung zu vertreten ist fast tabu. - Deshalb werde ich das auch hier nicht tun! Sondern ich werde auch sagen: Es wird immer schlimmer! - und meine damit die Urteile der Erwachsenenwelt.
Nun der aktuelle Artikel:

Debatte: "Triumph der Schmetterlinge" - SchulSPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten


Von Ralf Neukirch

... Jungen werden in der Schule benachteiligt und fallen hinter die Mädchen zurück.


....Dabei sind die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in der Schule mittlerweile ein großes Problem. Jungen schneiden in fast allen Bereichen schlechter ab. 47 Prozent der Mädchen gehen auf ein Gymnasium, bei den Jungen sind es nur 41 Prozent. Fast ein Drittel der Mädchen macht Abitur oder Fachabitur, aber nur ein knappes Viertel der Jungen. Die sind im Schnitt eine Note schlechter als die Mädchen. Es gibt deutlich mehr Jungen, die nicht einmal einen Hauptschulabschluss schaffen. Männliche Schüler werden deutlich häufiger an eine Sonderschule überwiesen.....

......

Es ist eine Sichtweise, mit der sich die Welt sehr einfach erklären lässt. Nachteile von Mädchen etwa bei Hochschulabschlüssen oder in einigen Berufsfeldern werden "als Indikatoren einer noch immer nicht überwundenen Ungleichheit von Mädchen gesehen", wie die Münchner Bildungssoziologin Heike Diefenbach klagt. Der Bildungsvorsprung von Mädchen gelte dagegen als "erfreuliche Verringerung der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern". In der Wirklichkeit kann von Gleichberechtigung an den Schulen keine Rede sein. Der Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde kam in einem Bericht für das Bundesbildungsministerium zu erstaunlichen Schlüssen. So erhalten Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten. .....

Auch ohne Studien lässt sich aber ein relativ offenkundiger Grund für die Ungleichbehandlung der Jungen ausmachen. Es ist die Feminisierung des gesamten Schulwesens. Die Zahl der Lehrerinnen ist gestiegen, an vielen Grundschulen sind Lehrer bereits Exoten. Hinzu kommt, dass einige fragwürdige Annahmen der Geschlechterforschung längst den Schulalltag bestimmen.

Dazu gehört die Überzeugung, dass Verhalten, das typisch männlich ist - oder als solches gilt -, schlecht ist. Jede harmlose Schulhofrangelei steht mittlerweile unter Gewaltverdacht und wird unterbunden. Natürlich ist es sinnvoll, kleinen Jungen zu erklären, dass Schlagen keine Lösung ist. Aber muss bei jeder Rauferei gleich der Konfliktlotse angerannt kommen?

Der Unterricht, schreibt der Frankfurter Bildungsforscher Frank Dammasch, sei eher an weibliche Formen des Lernens und Gestaltens angepasst. Wenn sich Jungen wie Jungen verhalten, wird dies dagegen sanktioniert.