Freitag, 19. Februar 2010

Strukturveränderungen zur Verbesserung der Waldorfschulen

Viele Waldorfschulen suchen heute mehr denn je ihr Heil in „Strukturveränderungen“. Immer wieder werden neue Verfahrensweisen und Gremien geschaffen, abgeschafft oder umgewandelt. Veranlasst immer mehr z.B. durch von außen kommende Berater und sog. Fachleute.

An manchen Schulen geben sich sogar schon verschiedene Berater die Klinke in die Hand, wie man das auch aus Wirtschaftsbetrieben kennt.

Das Ganze geht einher mit einem Verlust an Eigeninitiative, an schöpferischen Ideen, die man - wie für den Unterricht - nur selber entwickeln kann. Ein Waldorfunterricht, der nicht aus eigener Phantasie heraus entwickelt wurde, sondern sich seine Ideen anderswo holt, hat nicht die Begeisterung und das Leben, das er haben kann, wenn der Lehrer alles „im Schweiße seines Angesichtes“ selber erringt und erkämpft. So ist es auch mit allen schulorganisatorischen Angelegenheiten. Nur die Lehrer selber können das Richtige und Fruchtbare durch ihre eigene Bemühung finden.

Manchmal hört man auch, dass eine Schule wie fremd (oder fern-) gesteuert wirke, seit die Autorität eines Beraters dort das Regiment übernommen hat. Dinge, bei denen das Kollegium sich früher strikt geweigert hat, sie zu tun, werden durch das (Macht-)Wort eines Beraters plötzlich mit Freude und in Windeseile umgesetzt. Daran sieht man natürlich sofort, dass es nur äußerlich geschieht, innerlich sind die Kollegen aber die gleichen geblieben.

Es handelt sich um einen Seelen-Verlust, den man nun in einer solchen Schule spüren kann.

Wo es früher noch Kollegen und Kolleginnen waren, die sich eines Mitkollegen oder einer Mitkollegin angenommen haben, da gibt es jetzt ein Gremium, in dem Leute von Amts wegen sitzen, wo sie sich von Amts wegen um etwas kümmern - nicht mehr aus kollegialem oder menschlichem Interesse. Es ist etwas Funktionärsmäßiges in eine solche Schulen eingezogen.

Als in einer Schule ein erstes Arbeits-Treffen mit einem neuen Schulberater stattgefunden hatte, wurde mit Freude berichtet, dass man sich darüber ausgetauscht habe, dass man sich im Kollegium untereinander zu wenig danke. Der gut bezahlte, von außen kommende Fachmann, der diese Arbeit leitete, schlug vor, dass jemand das „Amt des Dankens“ übernehmen könnte. Er wäre für das Kollegium verantwortlich immer aufzupassen, ob jemanden für seinen Einsatz gedankt werden müsste. Freudig setzte das Kollegium diese Anregung um. Von jetzt an gab es viele, viele Blumensträuße, die in der Konferenz überreicht wurden. Man glaubte, dass man damit ein Problem gelöst habe und ein Stückchen mehr Menschlichkeit und Kollegialität errungen habe.

Kommt ein solcher Dank von Herzen? Nein, er kommt von Amts wegen! Selbst das Danken wird nun von einem Funktionär übernommen. Bei allem, was institutionalisiert wird, geht das Herz und die Seele verloren.

Jeder Kollege, dem an Menschlichkeit liegt, muss sich unablässig darum bemühen, die Arbeit der anderen zu erkennen. Dann wird er sie auch anerkennen können und er wird im rechten Moment die rechten Worte - auch des Dankens - finden. Er wird auch bemerken, wo einer Sorgen und Probleme hat, wenn er selbstlos und unbefangen, den Blick über sein Kollegium schweifen lässt und wird es dann nicht mehr einem dafür zuständigen Gremium überlassen, dass es sich gefälligst um die anderen Kollegen zu kümmern habe. Leider verführt schon die Existenz eines Gremiums dazu, alle Verantwortung auf es abzuwälzen.

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