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Freitag, 30. April 2010
Andre Stern, „ ...und ich war nie in der Schule“- 4.Teil
Donnerstag, 29. April 2010
Andre Stern, „ ...und ich war nie in der Schule“- 3.Teil

Aus seiner Biographie kann man sehr viel lernen. Natürlich müsste man das ganze Buch kennen, um die Aussagen voll verstehen zu können. Vielleicht sei hier nur angemerkt, dass er eben ständig von Kindesbeinen an kreativ tätig war und von Erwachsenen lernte:
(Zitate aus dem Buch:)
Frage:
Der Eintritt ins Berufsleben
„Wie verlief für dich der Eintritt ins Berufsleben, und wann fand erstatt? Warst du da nicht recht hilflos, fehlten dir nicht die Arbeitspraxis und die Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen und festen Zeitplänen usw.?“
...Ich kannte diese Differenzierungen und Übergänge nicht, ganz einfach, weil ich immer schon im aktiven Leben badete, in meinem eigenen und in dem der anderen; ...
Ich habe kein Ende des Studentenlebens erfahren müssen und ebenso wenig die Notwendigkeit des Übertritt ins Berufsleben. Ich hatte keine manchmal schmerzhafte Schwelle zu überschreiten, die das theoretische Schulwissen von der Umsetzung in der Praxis trennt, denn ich habe die Welt der Praxis nie verlassen.
Es ist seltsam, dass man sich hier um mich „sorgt“; sind es nicht eher „die anderen“, die sich eines schönen Tages jäh mitten im realen Leben wiederfinden, obwohl sie bis dahin nur eine sterile, quasi geistige Parallelwelt, den Schüler- oder Studentenstatus kannten?...
Ein lebendiger Lernprozess ist tief im Alltag verwurzelt...
Mittwoch, 28. April 2010
Andre Stern, „ ...und ich war nie in der Schule“ 2.Teil
"In Bezug auf welche Punkte bedauerst du, nicht zur Schule gegangen zu sein?"
„...Ich bin auf keine Hindernisse gestoßen. Soweit ich zurückdenken kann, erinnere ich mich nicht an die Spur eines negativen Ereignisses, das ich auf den Umstand zurückführen könnte, keine Schule besucht zu haben.
Ich empfand keinerlei Schwierigkeiten dabei, mich „in die Gesellschaft zu integrieren“. Ich habe auch nie das Bedürfnis erlebt, mich integrieren zu müssen, da ich nie außerhalb der Gesellschaft stand. …
Allen Unkenrufen zum Trotz hat mich der Umstand, keine staatlichen Abschlüsse zu besitzen, niemals behindert. Keiner der Berufe oder Posten, die ich anstrebte wurde mir versagt. Und das aus einem einfachen Grund: Meine Kompetenz in dem jeweiligen Fachgebiet öffnete mir die Türen.
Der entscheidende Schlüssel im realen Berufsalltag, …, ist dieser: Kompetenz geht über Qualifikation. Doch obwohl die meisten Menschen auch in unseren Breiten unzählige Male selbst zu dieser Feststellung gelangten, predigen sie mit Überzeugung, dass man es ohne Titel zu nichts bringen kann. …
Bis heute habe ich mich nie um Stellen beworben. In den Strukturen, in denen ich arbeite, habe ich nach einiger Zeit oftmals leitende Positionen eingenommen.
...Da ich während meiner Kindheit nie Pflichteifer (Ehrgeiz) zeigen musste, um eine gute Note zu erhalten, habe ich auch in meinem Berufsleben diese Haltung nie eingenommen. Ich habe mich niemals einer Aufgabe angenommen mit dem Ziel auf mich aufmerksam zu machen, sondern einfach aus der natürlichen Liebe zu gut gemachter Arbeit heraus....
Dienstag, 27. April 2010
Andre Stern, „ ...und ich war nie in der Schule“-1.Teil

Soziale Kompetenz
(Zitate aus dem Buch:)
Die erste Frage, die mir gestellt wird, lautet immer:
„Aber hat dir der Kontakt zu anderen Kindern nicht schrecklich gefehlt?“
Darauf möchte ich mit einer Gegenfrage antworten: Warum wird der Kontakt mit anderen Kindern als so bedeutend angesehen? Kommt es nicht vielmehr auf den Kontakt mit anderen Menschen an?
Indem man Kinder and Erwachsene in gesonderte Kategorien einordnet, trennt man sie. Man schafft eine Kluft, zieht eine Grenze, und bewacht sie streng. ...
Ich habe in ständigem Kontakt und Austausch mit anderen Menschen gelebt, manche waren jünger, manche älter. Die gegenseitige Bereicherung ergab sich gerade aus diesem vielfältigen und kosmopolitischen Umfeld.
Es gab immer etwas, was man von jemandem lernen konnte, ebenso wie es immer etwas gab, was man jemand anderem vermitteln konnte....
Sonntag, 25. April 2010
Tests, Arbeiten und Zweitklassuntersuchung
Bei allem, was man mit Kindern tut, ist wesentlich, dass es in einem sinnvollen Zusammenhang steht. Hauptziel soll immer das Lernen sein. Schwierig wird es, wenn die Kontrolle des Gelernten in den Vordergrund tritt. Geschieht es mündlich, dann steht der Lehrer in ständigem Kontakt mit der Schülerindividualität, er kann seine Fragen dem Schüler anpassen, seine Reaktion beobachten und er sieht sofort, was möglich ist und was nicht.
Schwieriger wird es schon bei schriftlichen Arbeiten Hier besteht keine persönliche Beziehung mehr. Etwas Anonymes, Abstraktes schiebt sich zwischen Schüler und Lehrer. Es findet kein wirklicher, pädagogischer Prozess mehr statt. Deshalb sind "Arbeiten und Tests bei vielen, gesund empfindenden Schülern auch so gefürchtet.
Der Lehrer soll durch ständige Beobachtung der Kinder immer in etwa wissen, was sie können und was nicht. Er soll auch nicht den Lerneifer der Kinder dadurch anstacheln, dass er Arbeiten vorher ankündigt und sie als subtiles Lern-Druckmittel einsetzt.
Besonders kritisch ist der Einsatz von standardisierten Testverfahren, wie die sog. Zweitklassuntersuchung , in der Waldorfschule zu betrachten. Es scheint ja etwas gut Gemeintes zu sein, dass man sich ein Bild über die Entwicklung der Kinder zu machen versucht. Aber warum macht das der Lehrer nicht ständig? Warum braucht es dazu ein Testverfahren? - so wundert man sich.
Falls ein Klassenlehrer dazu nicht in der Lage ist, so ist zunächst einmal die Frage an seine Ausbildung und Qualifikation zu stellen. Dann gibt es auch noch die Fülle der Fachlehrer, die in einer Klasse unterrichten, mit denen der Klassenlehrer sich beraten und austauschen könnte.
Als weitere Möglichkeit könnte ein anderer Kollege oder eine andere Kollegin für einige Zeit in der Klasse hospitieren oder mit unterrichten, sodass man sich gemeinsam ein Bild von den Schülern machen könnte.
Die letzte Notlösung wäre, dass man die Zweitklassuntersuchung ohne eine formalisierte Vorlage durchführt, so dass der „Prüfende“ sich ganz frei und individuell auf das jeweilige Kind einstellt.
Alles Standardisierte, Normierte oder Intellektuelle ist grundsätzlich in der Waldorfpädagogik zu vermeiden.
Alles, was man in der Schule tut oder neu einführt, muss vor dem Geist der Menschenkunde standhalten können. Die übliche Zweitklassuntersuchung kann das nicht. Sie könnte im Prinzip genau so gut von Lehrern der Regelschule erfunden worden sein und durchgeführt werden – abgesehen vom Inhalt einzelner Fragen...Sie ist ein waldorffremdes Element; das im Widerspruch zu allen menschenkundlichen Erkenntnissen steht.
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Cadi hat einen neuen Kommentar hinterlassen:
"Es ist richtig. Als Lehrer macht man sich staendig ein Bild der Kinder. An unserer Schule ist diese Bewertung ein Standardverfahren. Die Erfahrung des Lehrers spielt dabei keine Rolle. Eine Lehrerin die seit 24 Jahren unterrichtet, und somit viel mehr Erfahrung hat als z.B. die Paedagogin die die Bewertung durchfuehrt, ist davon genauso betroffen wie ein "Neuling." Bei dem Prozess geht man davon aus dass es besser ist eine Bewertung von einer Person zu haben die das Kind nicht kennt, denn so wuerde man ja ein "neutrales," Bild bekommen. Oft bringt man dafuer eine fremde Person von ausserhalb der Schule ein. Bei dem Prozess gibt es viele Aspekte die dabei mit Menschenkunde nichts mehr zu tun haben."
Donnerstag, 22. April 2010
"Die Zukunft, in der wir leben"
"Nicht nur zwischen Mensch und Erde oder zwischen Mensch und Mitmensch herrschen Beziehungslosigkeit und Mangel, auch zwischen Schüler und Lehrer klaffen immer größere Schluchten. Die Lehrerschaften sind überaltert, Lehrer, für die es eine naturwissenschaftliche und eine diffuse Bewusstseinsrealität gibt, stehen Schülern gegenüber, die nicht nur wendiger in ihrer Auffassung sind, sondern die Lebenskräfte, Seelen- undGeisteswesen spüren oder gar sehen und in einer endlosen Einsamkeit sich verlieren, da sie niemanden finden, der diese Wahrnehmungen mit ihnen teilt.
Wie sollen zwei Generationen miteinander eine Beziehung aufbauen, die in völlig unterschiedlichen Welten leben? Wiesollen die einen den anderen etwas beibringen, wenn sie nicht verstehen, wie das Begreifen, Verstehen und Interagieren funktioniert bei einemKind, das umfänglicher wahrnimmt als es der Lehrer jemals zu träumen gewagt hat? Da ist es nur verständlich, dass sich in den Schülerschaften mehr und mehr Eigenständigkeit entwickelt, dass eine ganze Generationaus einem großen Selbstverständnis heraus eigene Ziele formuliert, eigene Wege geht und eigene Begriffe bildet (These 198).
Das schöpferische Potential dieser Generation ist unerschöpflich, und so bilden sich Schulen mit einer schöpferischen Didaktik, die mit anderen konkurrieren, in denen die Lehrer und Eltern eine blinde Gewalt bewahren konnten.
Auf diesem Feld wird nur ein graduelles Verständnis zu finden sein, eine wirkliche Beziehung der einen mit den anderen wird es sicher nicht geben, einzig die Nachsicht der Lehrer mit sich selbst und eine Großzügigkeit im Eröffnen von Freiräumen kann vermittelnd wirken zwischen zwei Generationen, von der die eine zu wissen glaubt, was richtig ist, während die andere tut, was sie tun muss.
Der Schüler lebt überwiegend in einer vielschichtigen Wirklichkeit, zu der sein Lehrer keinen Zugang hat; er übernimmt aus Autoritätsliebe die Blindheit des Erziehers und findet seinen Lebensweg zur schöpferischen Fähigkeit nur ausnahmsweise.Das spirituelle Selbstverständnis der Schüler nimmt zu, sie ergreifen Gestaltungseinfluss und die Lehrer setzen nur noch denRahmen und die Ziele. Die gegenseitige Unterstützung der Schüler befreit von der Abhängigkeit des eingeschränkten Lehrerblickfeldes...."
Sinneserziehung mit Sinn für Ordnung und Schönheit
Mittwoch, 21. April 2010
Schielen nach Anerkennung

Hier in den USA ist an Waldorfschulen ein "Bewertung der 2. Klasse" ueblich. Damit fing man dann schon im November, zwei Monate nach Schulbeginn an. Diese Bewertung wurde in meiner Klasse von einer Waldorf-trainierten Heilpaedagogin durchgefuehrt. Ein Kritikpunkt war dass von 15 Schuelern nur vier lesen konnten. Als ich mich damit verteidigte dass fruehes lesen doch gar nicht sinnvoll ist, wurde mir vorgeworfen dass ich wohl als Melancholiker die Kritik nicht vertragen wuerde. :-)
22. April 2010 07:06
Mittwoch, 14. April 2010
Zu alt...
Ein neues Fachgebiet


Kommentar:

Samstag, 10. April 2010
Umwandlung - Umstülpung

In den letzten Jahren gibt es immer wieder neue Ideen, die in den Schulen umgesetzt werden:
Eine solche Idee ist das "bewegte Klassenzimmer". Man fragt sich dabei, was diese Idee mit Waldorfpädagogik zu tun habe. Könnte nicht jedes Schulsystem auf diese Idee kommen und sie umsetzen? Liegt es daran, dass das Waldorfsystem weniger dogmatisch und bürokratisch ist, so dass man dort schneller solche Neuerungen ausprobieren kann?
Steiner sagte einmal, wenn man ernsthafter eine lebendige Pädagogik betreiben würde, dann wäre es nicht mehr so wichtig, auf die Art der Bestuhlung zu achten.
Man richtet bei diesen Aktivitäten immer den Blick nach außen und nicht nach innen. So sagte ein Kollege einmal, der zum ersten Mal in einem bewegten Klassenzimmer hospitierte, dass bei ihm im Unterricht - bei normalen Stühlen und Tischen - viel mehr Aktivität sei.
Waldorfpädagogik beginnt erst da, wo man die erwünschte Lebendigkeit nicht äußerlich betrachtet, sondern innerlich. Wie kann ich jeden Stoff so umwandeln, dass er innerlich die Kinder "von den Stühlen reißt"? Sie können ja dabei auch völlig normal sitzen bleiben. Und zwar nicht durch Sensationelles, sondern dadurch, dass ich ihre Seele und ihren Geist erreiche und belebe. Dass der Unterricht in jedem Moment in ihnen die Gefühle weckt, die sie in ihrem Menschsein fördern.
Ein anderer Kollege erzählte, dass er seine Oberstufenklasse in kleinen Gruppen weit entfernt von zu Hause aussetzte und sie sich ohne Geld nur durch die Hilfe anderer Menschen nach Hause durchschlagen mussten. Sie mussten um Quartier und Nahrung bitten.
Das sind natürlich spektakuläre, beeindruckende Lebenserfahrungen, die mancher Schüler sicher sein Lebtag nicht vergessen können wird. Ob er dadurch in seiner Entwicklung als Mensch wirklich profitiert hat, wäre erst zu überprüfen. Man wird durch diese Dinge daran erinnert, dass manche Menschen, die am Weltkrieg teilnehmen mussten, fast ihr ganzes Leben von ihren damaligen Erlebnissen erzählten, weil sie später nie mehr etwas vergleichbar Einschneidendes erlebten. In Wirklichkeit kann ihre Persönlichkeit in dieser Zeit am allermeisten Schaden gelitten haben.
Auch bei solchen spektakulären schulischen Aktivitäten darf nicht übersehen werden, dass es immer einen ganzen Anteil von "stillen" Schülern gibt, der diese Erlebnisse - auch Klassenspiele - ganz anders beurteilt als die "Lauten". Das Leiden ist immer leiser als die Begeisterung.
Viele der heute so weithin propagierten schulischen Aktionen, befriedigen besonders die Träume der Erwachsenen.
Man stelle sich vor der, Lehrer übertrage die äußere Aktivität dieser abenteuerlichen Wanderung nach innen, er stülpe sie waldorfpädagogisch um, was das für seine Unterrichts-Qualität bedeuten würde! Er ließe dann die Schüler sich auf einen geistigen Weg begeben, wo sie sich langsam zu einem Ziel hindurch arbeiten könnten. Der Unterricht selber würde zu einem lernerischen und geistigen Abenteuer - und das vielleicht alltäglich... Das würde den Schülerseelen unendlich Wertvolles mit auf den Lebensweg geben. Er würde dann auf geist-lähmende, freudlose Epochenheft-Arbeiten und unkreative Epochen-Abschlussarbeiten sofort verzichten können, weil der Lernprozess sich von alleine trüge.
Nun dazu wäre noch unendlich viel zu sagen....
Freitag, 9. April 2010
Kein Wort....!
Der nimmt es nun ernst und ermahnt sofort gleichfalls seinen Tischnachbarn:"Kein Wort!"
Ich lese Ihre Blog seit einiger Zeit regelmaessig & finde Ihre Worte sehr gedankenanregend.
Ich unterrichte an der Waldorfschule in Richmond, Virginia in den USA.
Vielen Dank & freundliche Gruesse!
16. April 2010 03:52