Samstag, 28. November 2009

Das Märchen vom Hans im Glück - oder von einer unglücklichen Entwicklung


Mit jedem Tausch verliert der Hans etwas von dem Goldwert, den er einst besaß.

In Einrichtungen des freien Geisteslebens ist dieses Gold die Anthroposophie. Mit den Jahren wird nun häufig den Mitarbeitern dieses Geistesgold zu schwer. Sie suchen nach etwas Leichterem. Nach etwas, das sie nicht selbst tragen müssen, wie den Gold-Klumpen, oder sogar: immer wieder neu selbst erarbeiten müssen, damit es seinen Geistesglanz entfalten kann. Nein, sie suchen nach etwas, was sie selbst trägt, so wie der Hans nun mit Freude das Pferd besteigt. Und so geht es dann immer weiter. Errungenschaften werden eingetauscht gegen etwas, was vordergründig wie ein Gewinn erscheint.

In einer Waldorfschule könnte das Märchen beispielsweise folgende Gestalt annehmen:

1. Vom Gold zum Pferd
Zuerst erscheint die kollegiale Arbeit an der Menschenkunde als zu schwierig. Man schlägt Gruppenarbeit vor. Alle sollen mitreden dürfen, ob es qualifiziert ist oder nicht, spielt keine Rolle. Man freut sich über diese Neuerung.

2. Vom Pferd zur Kuh
Es wird mit der Menschenkunde zu schwierig, man nimmt eine "leichtere" Sekundärliteratur. Man ist erleichtert, dass man nun alles viel besser verstehen kann. Man fühlt sich viel praxisnäher und so richtig in der wirklichen Welt. Die Kuh gibt ja auch echte Milch. Man sieht, dass man wirklich etwas davon hat, was man scheinbar im Unterricht anwenden kann: Wir wollen immer auch an die konkrete Praxis denken!

3. Von der Kuh zum Schwein
Man findet, dass es für die Schulführungskonferenz nicht mehr leistbar ist, sich um Personalangelegenheiten zu kümmern. Man lagert das aus in einen Personalkreis.

4. Vom Schwein zur Gans
Das Mitarbeiten in der Schulführungskonferenz wird für viele zu einer unzumutbaren Belastung. Man stellt die Teilnahme frei.

5. Von der Gans zum Stein - Hierbei wird Hans auch noch betrogen. Statt eines Wetzsteines erhält er einen unbrauchbaren Feldstein.
Man findet nun, dass man auch für die Schulführung nicht die ausreichenden Kompetenzen besitzt. Man holt einen Berater, der beginnt die Schulgeschicke zu steuern. - In Analogie zu Wetzstein und Feldstein gilt hierbei: Man glaubt, man würde eine weiterführende geistige Qualität bekommen, erhält in Wirklichkeit aber nur den Schein davon. Man bezahlt dafür auch noch ungeheure Summen Geldes. Dennoch ist man glücklich und springt fröhlich weiter, in dem Glauben man sei wieder einer Last ledig.

6. Der Mühlstein wird weggeworfen. Hans ist überglücklich. Alle Last ist von seinen Schultern genommen. Fröhlich kehrt er nach Hause zur Mutter zurück. Alles, was er im Leben errungen hat, hat er aufgegeben.
Wie das wohl in einer solchen "märchenhaften" Schule ausgehen könnte? Vielleicht wird alles am Ende der Hand gegeben sein. Die Einrichtung wird dann wohl endgültig von einem anderen Geist bestimmt, als von dem, den sie erringen wollte.