Montag, 15. März 2010

Die kleinen Wissenschaftler

In der Braunschweiger Presse konnte man in letzter Zeit wieder viele Berichte über Schülerinnen und Schüler lesen, die als kleine Forscher oder Wissenschaftler mit ihren Arbeitsergebnissen dargestellt wurden. Es erweckt immer wieder den besonderen Stolz von Eltern, deren Schulen und der Öffentlichkeit der ganzen Stadt, wenn sie von solchen Dingen hört und die kleinen Preisträger vorgestellt werden.

Am liebsten würde man den kleinen Kindern noch eine Professoren-Brille aufsetzen, um das Bild perfekt zu machen.

Es ist natürlich ein Ideal des heutigen Wirtschafts- und Wissenschaftsbetriebs, die Menschen immer früher in sich einzubinden und ihre Kräfte und Ideen in den eigenen Dienst zu stellen. Früheinschulung und vorzeitiges Abitur entspringen dem gleichen Gedanken. Dieses Denken ist äußerst kurzsichtig.

Man sieht dabei nicht darauf, welche Kräfte und Fähigkeiten man bis zum 21.Lebensjahr im jungen Menschen erst anlegen und entwickeln muss, damit er im späteren Leben sozialfähig, leistungsstark, körperlich und psychisch gesund seine Aufgaben ergreifen kann.

Die moderne Gehirnforschung veröffentlicht ständig neue Forschungsergebnisse, die belegen, welche Bedeutung für die intellektuelle Entwicklung z.B. auch das kindliche Spiel, das Musikalische oder das Handwerkliche haben. Sie bestätigt fast täglich, dass die Praxis der Waldorfschulen die Forderungen der modernsten Forschungen erfüllt.

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Aus dem Waldorflehrplan zur Physik:

Was den Lehrplan des Physikunterrichtes in der Waldorfschule angeht, so finden wir folgende Schilderung über das rechte Lebensalter:

Wenn wir zur rechten Zeit beginnen mit Physik, Mechanik, Dynamik gegen das 11. und 12. Jahr hin, da stellen wir im Denken etwas vor das Kind hin, was in seinen Kopf hineingeht, und von dem Inneren des Menschen kommt dem dasjenige entgegen, was das Kind vom Knochensystem aus erlebt. Und es verbindet sich das, was wir dem Kind sagen, mit dem, was aus dem Körper des Kindes heraus will. So entsteht nicht ein abstraktes, intellektualistisches, sondern ein lebendiges, seelisches Verständnis. Das ist es, was wir anstreben müssen.“

Rudolf Steiner, Oxford 1922, 6.Vortrag