In Waldorf- oder in anthroposophischen Zusammenhängen sollte man sehr bewusst ein Gefühl dafür entwickeln, ob man systematisch, formal oder eben bürokratisch vorgeht oder eben ganz lebendig, kind- und lebensgemäß.
Es gibt äußere Zwänge, die zu einer bestimmten Bürokratie zwingen: z.B. das Führen eines Klassenbuchs.
Aber es gibt keine Vorschrift, wie die Mitteilungen von Eltern sein sollen, wenn ein Kind krank ist. Verlangt man grundsätzlich eine schriftliche Entschuldigung aus Prinzip und hebt diese auch noch auf? Formal und bürokratisch wäre es, wenn man sich später dann doch nicht mehr für die Mitteilungen interessierte. Ein sinnvoller Lebensprozess ist es, wenn man dann z.B. am Schuljahresende noch einmal alle Entschuldigungen hernimmt und über die Mitteilungen und dabei über das Kind quasi meditiert: Was wollen mir beispielsweise die Erkrankungen neues über das Kind mitteilen?...
Grundsätzlich gehört zur Waldorfpädagogik der weitgehendste Verzicht auf alles Formale, Systematische, Kategorisierende. Bei allem frage man nach dem sinnvollen Lebensprozess.
Gerade, wo nämlich die Kategorisierung und Systematisierung vom Kind durchbrochen wird, zeigt sich etwas von seiner Individualität.
Man kann ja nicht einmal von allen Kindern systematisch die gleiche Hausaufgabe erwarten.
(Ausnahmen vielleicht bei der Verteilung von Heften oder beim Einsammeln eines Geldbetrages. Hier lohnt sich eine übergroße, buchhalterische Genauigkeit, dass man keine Fehler macht. )
Man muss auch bei Elternabenden keine Anwesenheitslisten führen. Wer meistens nicht kommt, das weiß man sehr bald auch so. Und als Druckmittel machen diese Listen sowieso keinen Sinn; da sind die Eltern schnell immun.