Freitag, 7. Mai 2010

Andre Stern, „ ...und ich war nie in der Schule“- 5.Teil


„Das ist nichts für alle Kinder!“

FRAGE:

„Nicht alle Kinder sind in der Lage, so zu lernen wie du, manche muss man dazu antreiben; und vor allem sind nicht alle Eltern in der Lage, das zu tun, was deine getan haben – deine Eltern sind gebildet und intelligent!“

"Ich habe festgestellt, dass das Kind, das man in einem System „organisiert“, in dem Erreichen der Durchschnittsnote zufrieden stellt, Dienst nach Vorschrift macht. Man spricht vom Motivieren des Kindes: Es würde genügen, es spielen zu lassen.

Man bemüht sich, das Interesse des Kindes für Gebiete zu wecken, die es vernachlässigt, dabei würde es genügen, ihm die Möglichkeit zu geben, sich denen zu widmen, die es interessieren. Und schließlich verfällt man „zu seinem eigenen Besten“ auf einen üblen Handel: Man dressiert das Kind wie ein Tier, indem man es mit schlechten Noten bestraft und mit guten Noten belohnt.

Schauen Sie sich ein ganz kleines Kind an, schauen Sie sich seinen wissensdurstigen Blick auf die Welt an. Glauben Sie wirklich, dass man es antreiben muss?...

Wenn das Kind etwas älter ist, beginnt es auf seine Art und Weise, Handlungen, die es beobachtet, nachzuahmen. Das Spiel ist geboren. Es wird zum wichtigsten Faktor seines Lernprozesses und sorgt für die unablässige Wiederholung, durch die sich das Erlernte verfeinert und verankert....

Nun, jedes Kind könnte nach demselben Prinzip auch alles übrige kennenlernen und verinnerlichen, wobei das „Übrige“ selbstverständlich nur individuell und nicht normierbar ist. Stattdessen wird sein Elan jäh unterbrochen, um ihm eine Methodik und einen Rhythmus aufzuzwingen, die ihm fremdartig und willkürlich entgegenstehen. ...

Es liegt auf der Hand, dass ein Kind, das damit beschäftigt ist, sein eigenes Leben zu gestalten, es nicht nötig hat, die Bildung seiner Eltern zu übernehmen. Es erschafft sich seine ganz eigene Bildung....

Jeder gut informierte und aufrichtig entschlossene Mensch kann sich ebenso für diesen Weg entscheiden; Voraussetzung dafür sind nicht Bildung oder ein bestimmtes intellektuelles Niveau, sondern Überzeugung, Liebe, Beständigkeit, Aufgeschlossenheit, Respekt und Vertrauen.“