Sonntag, 7. Juni 2009

Depressionen bei Kindern

Es war eine der wichtigsten Forderungen von Steiner, dass man im Unterricht alle Weltzusammenhänge von ihrer positiven Seite aus darstellen müsse. Jede Sache hat ja immer mindestens zwei Seiten: Die eine Seite eines Baumes ist von der Sonne beschienen, die andere ist im Schatten.

Z.B. die Lastwagenkollonnen auf den Autobahnen haben den Nachteil, dass sie den Verkehr behindern (die Schattenseite). Und den Vorteil, dass sie den Menschen die Güter bringen, die sie brauchen (die Sonnenseite). Im Unterricht würde man also viel eher mit Begeisterung über den gewaltigen Güterverkehr sprechen, der den Menschen heute fast alle Güter der Welt zugänglich macht.

Der junge Mensch kommt in diese Welt und will sich mit ihr verbinden. Er will nicht von ihr zurückgewiesen werden. Die Persönlichkeit des Lehrers spielt bei diesem Hineinführen und sich Verbinden mit unserer Welt eine wichtige Rolle.

Das Element des "kritischen Bewusstseins", ist etwas, was überhaupt nicht in eine Schule hineingehört. Es schadet der gesunden Entwicklung der Seele des jungen Menschen.
Wenn man diesen Gesichtspunkt vor Lehramtsstudenten äußert, kommt es immer wieder zu heftigen Erregungen, manchmal gar zu Empörung. In den meisten Menschen lebt unendlich viel Kritik an den Lebensverhältnissen, in denen sie selbst leben, von denen sie täglich profitieren und die sie durch ihre Taten täglich bestätigen. In ihrem Kopf kritisieren viele Menschen die Weltzusammenhänge, in ihren Handlungen leben sie in und mit ihnen.

Die Folgen des kritischen Bewusstseins: Depressionen bei Kindern

In der Braunschweiger Zeitung vom 6.Juni 2009 erschien ein Bericht von Susanne Jasper über die Untersuchungen des Dominikanerpaters Fritz Wieghaus bei Schulkindern.
Dieser ging viele Monate in verschiedene Schulen und sprach mit Kindern:
"Als ich meine Aufzeichnungen durchgesehen habe ist mir dieses aufgefallen: Die Kinder gucken ziemlich pessimistisch in die Zukunft. ...Woher kommt diese triste Grundstimmung der Katzenjammerkids?... Vielleicht spüren sie, dass ihre Eltern überfordert und verunsichert sind.. ..Wie aber sollen unsichere Eltern Kinder erziehen, die mit Zuversicht ins Leben gehen? ...

Aber wer sind die Eltern der Depri-Kids? Das sind genau diejenigen, die in den 70er und 80er Jahren den Untergang der Menschheit ständig beschworen und mit den schreckgeweiteten Augen einer Petra Kelly tagtäglich erwartet haben: Atomkrieg, Atomkraftwerke, Atomstaat, Overkill, Umweltverschmutzung, Ozonloch. ...

Kinder sind der Seismograph der Erwachsenen-Gesellschaft. Sie spiegeln etwas wider, was unser Problem ist. Wir Erwachsenen geben unsere Ängste an die Kinder weiter. Das ist nicht in Ordnung. Eigentlich ist es unsere Verpflichtung, nicht alles, was uns belastet, ungefiltert an Kinder weiterzugeben."


Wir selbst müssen uns täglich prüfen, wie wir in die Zukunft blicken. Haben wir ein positives Bild der zukünftigen Welt oder nicht? Steht die Zukunft der Menschheit wie eine leuchtende Sonne vor uns? Wenn nicht, so sollten, so müssen wir schon der Kinder wegen daran arbeiten. Mit einer negativen, pessimistischen Zukunftsvision vor einer Klasse zu stehen, bedeutet eine Kränkung der Kinderseelen.