Freitag, 19. Juni 2009

Lehrer-Eltern-Beziehung

Nähe oder Distanz

Es liegt nach meiner Erfahrung ein erhebliches Konfliktpotenzial vor, wenn ein Klassenlehrer nicht zu allen Eltern eine gleichmäßige, ausgewogene Beziehung zu entwickeln versucht.

Zu viel Kontakt und Nähe zwischen dem Lehrer und einzelnen Eltern wird von den anderen misstrauisch angesehen. Schon droht eine innere Spaltung in der Elternschaft.

Es bräuchte eine Art Ehrenkodex in einem Kollegium, was den Umgang mit Eltern angeht. Wie nah oder freundschaftlich eine solche Beziehung sein kann oder eben nicht.

Es geht dabei immer um Ausgewogenheit.

Lehrer unterschätzen manchmal ihre unbewusste, von außen zugeschriebene Machtstellung. Mancher stellt stellt sich dann gern neben diese Macht und versucht etwas von ihrem Glanz abzubekommen. Die anderen Eltern werden dadurch automatisch zu einer Art Volk. Dieses aber liebt die Macht nicht und beginnt leise zu revoltieren.

Dabei ist es besonders schwierig, wenn man ein jüngerer Klassenlehrer ist, den Müttern gegenüber, die sehr empfänglich für diese Nähe sind; für Kolleginnen, den Vätern gegenüber.

Es ist ja häufig auch so, dass es "schwierigere" und "weniger schwierige" Eltern gibt. Das kann in der Stimmung der Elternschaft eine große Rolle spielen. Hier wäre von Seiten des Lehrers eine ausgleichende Wirkung heilsam. Man versuche z.B. auf Elternabenden, die "Schwierigeren" besonders herzlich innerlich anzunehmen und auch ihren Argumenten Berechtigung zuteilen.

Bei den übermäßig Positiven ist es sinnvoll, dass man sie äußerlich ganz leicht und sachlich auf Distanz hält, innerlich wird man sie genauso herzlich annehmen können. Man kann ihre Beiträge auch einmal weniger stark befürworten, bzw. gleichberechtigt neben die der anderen stellen.

Man wird bemerken, dass oft pädagogische Schwierigkeiten einhergehen mit ungleichmäßiger Verteilung der Sympathien des Lehrers den Eltern gegenüber.

Auch sind die Zeiten der Klassenführung in solchen Fällen häufig begrenzt.