Nach wie vor halte ich es in einer Waldorfschule, wo alles vom Menschlichen durchtränkt sein soll, für eine Selbstverständlichkeit, dass man Zeugnisse handschriftlich ausstellt.
Wir verzichten im Unterricht weitgehend auf Medien und betrachten den Unterricht als etwas, was unmittelbar zwischen dem Lehrer und dem Kinde webt. Wir erwarten handschriftliche Epochenheftführung und versuchen mit den Schülern künstlerisch zu arbeiten. Sie sollen ja auch eine schöne Handschrift bekommen.
So kann man auch das Zeugnis-Schreiben als einen künstlerischen Prozess betrachten. Man wird dabei selber eine Gelegenheit haben, seine Handschrift zu schulen.
Ganz anders ist dies in den oberen Klassen der Oberstufe.
Nun sollen Waldorfzeugnisse auch einmal bei Bewerbungen draußen vorgelegt werden. Jetzt wird das handgeschriebene Zeugnis zur Zumutung für die Betriebe. Lange Texte, oft auf furchtbar engem Raum zusammengequetscht, mit einer sehr "individuellen, doktorhaften" Handschrift, wo man lange braucht, die einzelnen Buchstaben zu entziffern - das ist eine Unmöglichkeit und wirft ein schlechtes Licht auf eine gute Schulzeit.
Hier sind maschinengeschriebene Texte geradezu eine Notwendigkeit. Denn hier geht es nicht mehr um schulinterne Gesichtspunkte, sondern um die Maßstäbe der Welt draußen.