Samstag, 20. Februar 2010

Freier Religionsunterricht und Handlungen an neuen Schulen

Es gab bisher die Gepflogenheit, dass es bei Schulneugründungen die Auflage gab, dass der freie Religionsunterricht gegeben werden solle.


Dieses ist mit den Jahren immer schwieriger geworden, da auch immer weniger Lehrer sich aktiv mit der Anthroposophie verbinden.

Zur Beurteilung der Zusammenhänge sollte man auch immer ein wenig auf die historische Situation in der ersten Waldorfschule blicken. Rudolf Steiner hatte es überhaupt nicht vorgesehen, Religionsunterricht in der Waldorfschule einzuführen. Forderungen aus der Umwelt haben dazu geführt, dass er den Religionsunterricht „exterritorial“ einführte. Die Kirchen waren für ihren Unterricht selbst verantwortlich; für den freien Unterricht war die Anthroposophische Gesellschaft verantwortlich. Letzteres wird heute gern verschwiegen, da man Bedenken hat, diesen Zusammenhang ehrlich vor die Welt zu stellen.


Auch die Handlungen wurden erst auf Wunsch eingeführt. Eltern und Lehrer wollten eine Feier als Ergänzung des freien Religionsunterrichtes, ähnlich wie die Kirchen sie haben.

Es berücksichtigt gar nicht die individuelle Situation in einer neuen Waldorfschule, wenn man ihr den freien Religionsunterricht als Pflicht auferlegt. Vielleicht besteht vor Ort gar kein Bedürfnis danach.

Auch bei der Einführung der Handlungen erlebt man heute manchmal, dass es nur ganz wenige sind, die die Handlungen in einer Schule einführen wollen. Sie sind nicht getragen von einem starken Bedürfnis bei den Lehrern und Eltern. Dadurch kommt es in der Folge zu einem Siechtum dieser Einrichtung.

Es gibt Schulen, wo außer den wenigen Handlungshaltenden, kaum ein Kollege die Handlungen kennt. Und es kommen sonntags auch gar keine Kinder oder Jugendlichen mehr zu den Handlungen.

Man erhält so Traditionen aufrecht, ohne die aktuellen Lebensprozesse wahrzunehmen und angemessen zu beurteilen.

Wohl lechzen die Kinder nach immer mehr Geist und Religion. Diesem Bedürfnis muss jeder Unterricht entgegenkommen. Aber die Einrichtung eines entsprechenden Unterrichtsfaches oder einer kultischen Feier muss von einem ganz, ganz starken Impuls eines gesamten Kollegiums und entsprechender Gruppen von Eltern gewollt und getragen werden.

Es besteht eine große Gefahr für die kollegiale Gemeinschaft, wenn nur wenige Kollegen das tun, was sie für richtig halten, während die Mehrzahl es durch ihr Verhalten negiert. Es wirkt im Kollegium unbewusst kränkend und so auf die Dauer für die Schule schädigend. Auch wenn es nur der gute und beste Wille derjenigen ist, die treu an diesen Einrichtungen festhalten. Erreicht ist erst etwas Gesundendes, wenn die überwiegende Mehrzahl der Kollegen von den Handlungen tief ergriffen wird.

Rückmeldungen an: kontakt.zum.autor@arcor.de