Samstag, 27. Februar 2010

Kürzere Anregungen:

Korrekturen

Haben die Kinder irgendeine Arbeit verfasst, so haben sie sich mit ihrem ganzen Wesen damit verbunden. Dies muss man beim Korrigieren im Bewusstsein haben. Die Korrektur darf die Arbeit nicht "zerstören". Die früher übliche rote Tinte wird nicht als angenehm empfunden. Es geht auch mit einem Bleistift, der zart und unscheinbar auf Fehler hinweist.
Eine Positivitätsübung kann sinnvoll mit dem Betrachten von Schülerarbeiten verbunden werden.
Rudolf Steiner soll etwa sinngemäß gesagt haben: Erst wenn man neun Fehler bewusst übersehen oder ignoriert hat, hat man das Recht, auf den zehnten hinzuweisen.


Geschenke

In Waldorfschulen besteht meist eine enge persönliche Beziehung zwischen Eltern und Lehrern.Dies kann sich auch in großzügigen Geschenken der Eltern an die Lehrer ausdrücken. Dabei sind die Eltern auchnicht immer frei von Hintergedanken.In Niedersachsen gilt eine sehr klare Regelung, was den Umfang von Geschenken an Mitarbeiter von Behörden und öffentlichen Einrichtungen angeht: Ich glaube, der Wert der Geschenke darf 5 Euro nicht übersteigen.An Waldorfschulen sollte eine vergleichbare "sittliche" Grenze gelten. Die Dankbarkeit der Eltern kann ja auch anders ausgedrückt werden.


ENTSPANNUNG

Auch der Waldorflehrer hat ein Recht auf Entspannung und Erholung. Indirekt wird sich das auf die Schüler auswirken. Man wird bald auch entspanntere und erholtere Schüler haben.

Am Wochenende spare er sich eine ganz genau umrissene Zeit aus, wo er nicht an seine Arbeit zu denken versucht. Es kann z.B. die Zeit von Samstagmittag bis Sonntagmittag sein.

Ich habe es schon erlebt, dass ich von Kollegen einen wichtigen, dienstlichen Anruf am Samstagabend gegen 22 Uhr bekam. ...

Wenn man dennoch auch diese Zeit nicht ungenutzt für seine berufliche Fortentwicklung verstreichen lassen will, dann kann man sich z.B. in dieser Zeit dem Studium anthroposophischer Literatur widmen. Was eine gewaltige positive Wirkung auf die nächste Schulwoche haben wird.


Eine gute Vorbereitung

Ob am nächsten Tag eine Unterrichtsstunde gelingt oder nicht, entscheidet sich meist schon bei der Vorbereitung. Da wird bereits die Stunde "gehalten". Da schwingen sich in unsichtbarer Weise die Schüler schon mit mir und durch mich auf den Stoff ein.
Kann ich bei der Vorbereitung schon in mir den zarten Funken der Begeisterung entzünden, dann wird das auch die Schüler anstecken.Habe ich die Schüler bei der Vorbereitung im Geiste vor mir, dann werde ich ihnen auch nichts überstülpen.


Nie ein Buch- niemals vorlesen

Immer wieder sieht man, dass auf dem Tisch des Lehrers ein Buch für den Erzählteil liegt.In der Waldorfschule kann es nur das freie Erzählen geben. Man muss sich so gut vorbereiten, dass man ganz sicher in seinem Stoff ist.Das Buch sollte nicht einmal zur Absicherung für Notfälle überhaupt in die Schule mitgenommen werden.Wichtige Begriffe, Namen oder Daten notiert man sich extra.Das gilt im Grunde auch für die Inhalte des ganzen Hauptunterrichts.


Bewusstmachung der Ungezogenheit

Ist die Klasse unruhig und Sie sagen zu ihr: "Ihr seid so unruhig!", dann nehmen die Kinder diese Bemerkung bewusst in ihr Gedächtnis auf. Zu Hause sagen sie: "Wir sind so unruhig!" Das hören die Eltern nicht gerne, und sie denken sich:"Warum sind die Kinder bei diesem Lehrer so unruhig?..."Eine positive Wirkung auf die Disziplin haben derartige Bemerkungen sowieso nie.Bei einem anderen Lehrer sind sie genauso unruhig, aber er beruhigt die Klasse ohne vergleichbare verbale Äußerungen und sagt - nach längerer Bemühung - beispielsweise: "So, jetzt seid ihr ruhig und wir beginnen mit dem Unterricht." Dann nehmen die Kinder etwas Befriedigendes in ihr Bewusstsein auf. Sie sind mit sich und mit dem Lehrer zufrieden. Das hat langfristig eine positive Wirkung auf das Schülerverhalten.


Disziplin

Wenn eine Klasse sehr unruhig ist, dann beginnt man, eine ganz kleine Gruppe oder Ecke zu disziplinieren, während der Rest noch tobt. Dann erweitert man die Ruhe wieder um einige Kinder, muss aber die ersten streng im Auge behalten, damit sie nicht wieder schwatzen. Dann erzwingt man durch größte Konzentration die Ruhe weiterer Kinder. Gewöhnlich wird dann plötzlich der Moment erreicht, wo sich allgemeine Ruhe in der Klasse von alleine ausbreitet, bzw. wo man durch leicht erhobene Stimme durchdringt und alle Schüler erreicht.



Rechtzeitige Antwort

Ein Lehrer ist zugleich auch seine eigene "Behörde". Manche Regeln öffentlicher Einrichtungen sind auch für ihn sinnvoll.So sollte z.B. jedes Anliegen von außen, jede Anfrage innerhalb einer angemessenen Frist erledigt oder beantwortet werden. Üblich sind höchstens vier Wochen. Besser noch ist es, wenn man beim Erhalt einerschriftlichen Anfrage - auch über Internet - sogleich den Empfang bestätigt und auf die zügige Bearbeitung des Anliegens hinweist.


Offene Kommunikation

Jeder Waldorflehrer, auch der Fachlehrer, muss eine gewisse kommunikative Offenheit für seine Umwelt haben. Zu jeder guten Firma gehört heute eine "Hotline". In übertragener Weise muss das jeder von uns auch haben: eine ziemlich sichere telefonische Erreichbarkeit.Zum Schutz einer gewissen Privatsphäre kann man auch eine tägliche "Telefonsprechstunden-Zeit" an Kollegen und Eltern mitteilen. Aber man muss auch außerhalb dieser Zeiten erreichbar sein. Der Anrufbeanworter ersetzt nicht das persönliche Telefongespräch.Sehr schnell merkt die Umwelt, an der Art der Ereichbarkeit eines Lehres seinen Wesenszug: Schottet er sich ab oder ist er offen für Kommunikation, d.h. auch für meine Sorgen. Wenn er sich abschottet, dann fragt man sich, warum er das tut.


Sommerferien

Auch für Ferienzeiten gilt: Erholung muss sein!
Vonvornherein lege man eine Zeit von vielleicht 2 bis 4 Wochen fest, in der man nichts direkt für den Unterricht tut, nicht an die neuen Epochen des kommenden Schuljahres denkt.Eine Zwischenlösung ist es, sich in den Erzählstoff des kommenden Schuljahres einzulesen: Märchen, Fabeln, Altes Testament, Sagen, Biographien usw. Also Lektüre, die einen unmittelbar seelisch - und nicht gedanklich - berührt, die man gern liest, die sich gewissermaßen von alleine liest oder wo man eigenlich nicht mehr aufhören mag weiterzulesen.Ansonsten lese man im "Buche der Natur"!


Die Schule ist aus

Die Schule ist aus. Sie sind in Gedanken aber noch immer bei der Schule. Ein letztes Vorkommnis hängt Ihnen nach. Sinnvoll ist eine Ablenkungsübung: z.B. Blick hinauf zum Himmel und Beobachtung der Wolken und der Abtönung des Himmelsblaus.Sofort fühlen Sie sich befreit. Sie kommen nach Hause, können frisch und frei sich einige Zeit ganz anderen Dingen widmen, bis es dann an die Vorbereitung geht, wo man anfangen kann die Erfahrungen des Tages zu verarbeiten.