Freitag, 18. Dezember 2009

Museum - Ausdruck der Kopflastigkeit unserer Kultur

Es kann ja das Museum für Erwachsene von einiger Bedeutung sein, wenn man eine ausreichende Vorbildung hat und die Inhalte des Museums in die rechten Zusammenhänge stellen kann.

Andererseits ist ein Museum vom Standpunkt des wirklichen Lebens aus betrachtet etwas sehr Philiströses. Überall die Schilder mit den Erklärungen, die sich an den Kopf richten.

Problematisch wird es, wenn man mit Kindern ins Museum geht und vielleicht dort auch noch eine Führung mitmacht. Dann landet man in einer völlig abstrakten Welt.

Es kann einen gewissen Sinn machen, wenn man lange und ausführlich im Unterricht ein Bild oder einen historischen Gegenstand behandelt hat und dann in ein Museum geht, um diesen zu besichtigen. Dann wird man zügig an den vielen anderen Dingen vorbeigehen und gezielt die behandelten Gegenstände aufsuchen. Und dabei natürlich gar nichts mehr erklären.

Lernen und Belehrung gehört in die Schule, wo der Lehrer sich bemüht, auch die totesten Dinge mit Leben und Geist zu erfüllen.

Der museale Gegenstand ist behaftet mit einem doppelten Toten: Er ist seinem realen Lebenszusammenhang längst entrissen und er wird dann auch noch mit "toten" Begriffen erklärt.

Steigern wird man das Geist-ertötende auch noch dadurch, wie ich das kürzlich einmal in Berlin in einem Museum erlebte, dass man die Schüler mit Fragebögen durch das Museum schickt, die sie ausfüllen müssen. Einige Jungen weigerten sich, das zu tun, obwohl die Mädchen ihnen versicherten, dass doch am nächsten Tag auch noch eine "Arbeit" über diesen Museumsbesuch zu schreiben sei.

Nichts hat für eine lebensvolle Seele etwas Graueres als z.B. ein "Freilichtmuseum" mit Häusern und Höfen aus alten Zeiten. Man geht hindurch wie durch einen Friedhof. Überall die Reste erstorbenen Lebens. Und in Wahrheit begreift man doch nichts von dem Geist, der die Menschen beseelte, die einst dort lebten. So wenig, wie dem Geist des Menschen begreift, dessen Knochen man nach Jahrhunderten ausgrübe.

Und genauso grau ist es, wenn man auf einem Spaziergang unversehens z.B. auf einen"Naturlehrpfad" gerät. Da wird einem jede wirkliche Naturempfindung genommen. Die Natur wird zum Lexikon, das man Seite für Seite durchblättert. Man beginnt sie beim Studieren der Erklärungen in sich zu töten. Man ist inmitten ihres Lebens und ihrer Schönheit und entfernt sich innerlich doch immer weiter von ihr.